Kapitel 2

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Kajas POV

Ich spürte Sophias schlanke Finger, die sich um mein Handgelenk legten, während ich versuchte meine zitternden Hände wieder unter Kontrolle zu bringen. Auch wenn mir klar war, dass ich alles Andere als über die Sache hinweg war, hätte ich nicht mit einem solchen Ausbruch meinerseits gerechnet. Mitchs Frage zeigte mir nur sehr deutlich, dass Kevin seinen Kumpels offenbar nichts von diesem Vorfall erzählt hatte. Doch vermutlich tat er das nur nicht, um selbst nicht wie der größte Vollidiot da zu stehen. Anders konnte ich es mir nicht erkären. In Jannis´ großem Wohnzimmer herrschte absolute Stille und niemand schien zu wissen, was er sagen sollte, bis ich schließlich ein Räuspern neben mir vernahm. „Scheiße, Kaja, ich... fuck.. ich wusste doch nicht..“, setzte Mitch an und ich hob nun doch meinen Kopf, um ihn aus tränenverschleierten Augen anzusehen. Meine Lippen verzogen sich zu einem falschen Grinsen, welches mir eher schlecht als recht gelang. „Schon gut, du konntest es ja nicht wissen“, antwortete ich leise. Dann griff ich nach dem Glas mit Cola, das Kai vor mir auf den Tisch gestellt hatte, und erhob mich unter dem fragenden Blick von Sophia, die bereits ebenfalls im Begriff war aufzustehen. Doch ich schüttelte nur mit dem Kopf und gab ihr so zu verstehen, dass ich einen Moment für mich brauchte. Also ließ mich meine Freundin gewähren.

Mit schnellen Schritten verließ ich das Wohnzimmer durch die Balkontür und stützte meine Unterarme schwer atmend auf dem Geländer ab. Ich genoss für einen Augenblick den tollen Ausblick über Köln. Die Sonne war bereits am Untergehen und der Himmel färbte sich in einer Mischung aus orange und rot. Es war ein schöner Spätsommerabend und doch ließ mich meine Gefühlslage frösteln. Mitchs Frage hatte meine alten Wunden wieder ein Stück weit aufgerissen und dabei hatte ich so sehr gehofft, dass ich meine Gefühle nach 6 Wochen schon besser im Griff haben würde. Doch dieser Moment machte mir bewusst, dass ich bei Weitem noch nicht so weit war, wie ich es gerne wäre. Der Gedanke an Kevins Betrug ließ mein blutendes Herz erneut so hart gegen meinen Brustkorb schlagen wie noch vor 6 Wochen, als ich diesen blöden Artikel gelesen hatte. Die Bilder von ihm und dieser bildschönen Frau hatten sich so tief in mein Gehirn eingebrannt, dass sie mich in manchen Nächten noch verfolgten. Dies war allerdings eine Tatsache, die ich bisher für mich behalten hatte. Schließlich wollte ich Sophia nicht noch mehr beunruhigen, als ich es ohnehin schon immer tat. Es war in meinen Augen sowieso eine Sache die ich für mich alleine regeln musste. Keiner konnte mir diesen Schmerz nehmen und mein Herz für mich flicken. Das musste ich schon irgendwie alleine schaffen.

In meinen Augen bildeten sich erneut Tränen, die die schöne Kölner Skyline verschwimmen ließen. Dieses Mal hielt ich sie nicht zurück und ließ zu, dass der Schmerz für einen Moment die Oberhand gewann. Leise vor mich hin weinend drehte ich das Glas in meinen Fingern hin und her und presste angespannt meine Lippen aufeinander, um bloß keinen Mucks von mir zu geben. Ich konnte die Blicke der Anderen nur allzu deutlich in meinem Rücken spüren, doch ich wollte gerade einfach nur alleine sein. In meinem Selbstmitleid baden und weiter darüber nachdenken was Kevin dazu gebracht hatte, mir so das Herz rauszureißen und darauf herum zu trampeln. Ich wusste nicht mal, ob er jetzt mit dieser Tussi zusammen war, denn die Klatschmagazine hielten sich wirklich zurück mit ihren Berichten. Selbst über unsere Trennung wurde nichts geschrieben. Ein weiterer Grund weshalb ich Mitch wegen seiner Frage nicht böse sein konnte.

Leise schluchzend wischte ich mir meine Wangen trocken, als ich plötzlich eine große, warme Hand auf meiner Schulter spürte. Ich zuckte erschrocken zusammen und hätte beinahe das Glas fallen gelassen, ehe sich eine zweite Hand darum schloss und es mir abnahm. Nur wenige Sekunden später wurde ich an eine harte, trainierte Brust gezogen und instinktiv krallten sich meine Finger in das Shirt der Person. Sofort schoss mir ein angenehmer Duft nach einem guten Parfum in die Nase und ich ließ es zu, dass mein Kopf fester an die Brust gepresst wurde. Ich genoss diese feste Umarmung und ließ meinen Gefühlen nun doch freien Lauf, während ich mich haltsuchend an ihn klammerte.

Wir standen einige Minuten so auf dem Balkon von Jannis Brandt, ehe ich mich schniefend löste und einen Blick in das Gesicht meines Trösters wagte. Julians blaue Augen blitzten mir besorgt entgegen und ich wackelte unsicher mit meinen Mundwinkeln. „Geht´s wieder?“, raunte er leise und entlockte mir ein zaghaftes Nicken. Auf seinem schwarzen T-Shirt hatten sich dunkle Flecken gebildet und ich fuhr vorsichtig mit meinen Fingern darüber, was ihn zum Schmunzeln brachte. „Lass gut sein. Das trocknet wieder und am Grill werde ich sowieso dreckig“, bemerkte er mit einem schiefen Grinsen was mir ebenfalls ein kleines Lächeln entlockte. Julian reichte mir mein Glas und sah mich auffordernd an, was mich dazu veranlasste es in einem Zug zu leeren. Mein Hals war von meinem Gewimmer ziemlich kratzig und die kalte Flüssigkeit tat wirklich gut.  „So und jetzt werde ich dir was ordentliches zu Essen machen.“ Mit diesen Worten legte er lässig einen Arm um meine Schultern und führte mich zum Grill, der um die Ecke am anderen Ende des Balkons stand. Mir war vorher gar nicht bewusst gewesen, dass dieser so groß war.

Ich war Julian dankbar, dass er keine große Sache aus meinem Gefühlsausbruch machte und es war eine willkommene Abwechslung zu den mitleidigen Blicken, die ich sonst immer zugeworfen bekam. Also ließ ich mich auf einem der Hocker nieder und beobachtete ihn dabei wie er, den laut seiner Aussage „besten Burger der Stadt“ für mich zauberte. Dabei brachte er mich mit seiner Mimik und seiner tollpatschigen Art immer wieder zum Grinsen. Julian war wirklich ein Clown mit dem ich mich immer schon gut verstanden hatte.

„Voilá!" Mit einem breiten Grinsen stellte Julian einen Teller mit einem, zugegeben wirklich gut aussehenden, Burger vor mir ab. Gespielt skeptisch begutachtete ich diesen wofür ich ein ungläubiges Schnauben erntete. „Iss. Sonst verdrücke ich ihn selbst“, gab er lachend von sich, während er sich mit einer Hand durch sein blondes Haar fuhr, welches unsagbar weich aussah. „Ist dir das als Profisportler überhaupt erlaubt?“, foppte ich ihn und hörte ihn nur leise etwas murmeln, während er brav nach einer Wasserflasche griff und sich einen großen Schluck daraus genehmigte. Ich griff beherzt nach dem Burger und nahm einen großen Bissen davon. Dabei konnte ich Julians gespannten Blick nur allzu deutlich auf mir spüren. Ich ließ mir extra lange Zeit beim Kauen und unterdrückte ein Grunzen, als seine Finger nervös auf der Tischplatte vor mir herum trommelten. Nachdem ich den Bissen herunter geschluckt hatte, wackelte ich kritisch mit den Mundwinkeln hin und her, ehe ich mit einem trockenen „Joa“ antwortete.

Meiner Kehle entwich ein Quietschen, als mich ein nasses Geschirrhandtuch am Oberarm traf. Gespielt böse blickte ich den Blonden an, der abwartend die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Ich glaube ich habe mich verhört. Das klang nicht nach „Oh mein Gott Jule. Das ist der beste Burger, den ich je gegessen habe“ Also? Ich höre?“, hakte er nach und ich seufzte augenrollend. Übertrieben euphorisch und meine Stimme eine Oktave höher verstellend sprach ich ihm nach, was uns beide lachen ließ. Es tat gut, dass Julian meine Traurigkeit einfach überspielte und mich so einfach zum Lachen brachte. Mit einem Mal bereute ich es gar nicht mehr mitgekommen zu sein.

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Guten Abend ihr Lieben,

Erst einmal möchte ich mich für die Sterne bedanken, die ich bisher von euch erhalten habe!:)

Ich habe euch hier einmal ein neues Kapitel mitgebracht und ab jetzt ist Julian auch mit dabei!:).

Lasst mir gern eure Meinungen da.

Liebst,

Pina

All I Need (Julian Brandt)Where stories live. Discover now