Kapitel 3

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Kajas POV

Ich hielt mir meinen vor Lachen schmerzenden Bauch, während ich Julian dabei beoachtete, wie er grummelnd die Bratwurst, die ihm beim Wenden gerade heruntergefallen war, in den Mülleimer neben sich warf. Der Blonde schaffte es mit seiner Tollpatschigkeit mich auf völlig andere Gedanken zu bringen und das genoss ich sehr. Er hatte bisher nicht ein einziges Mal gefragt was der Grund für meine Trauer war und dafür war ich ihm wirklich dankbar. Es schien ihm völlig egal zu sein. Viel wichtiger erschien ihm offensichtlich ein guter Unterhalter für mich zu sein.

„So viel zum Thema „Bester Grillmeister", huh?", grunzte ich vor mich hin und zog instinktiv die Schultern nach oben, als ich aus dem Augenwinkel erkannte, dass Julian sich mit schnellen Schritten auf mich zu bewegte. „Na warte!" Noch ehe ich mich versah, hatte er mich erreicht und fing an seine langen, schlanken Finger pieksend in meine Rippen zu bohren, was mich aufkeuchen ließ. Doch er ließ sich nicht davon abbringen und trieb mir mit dieser Aktion erneut Lachtränen in die Augen. Ich wand mich lachend auf meinem Hocker hin und her und war dankbar dafür,dass der Größere die wackelnde Sitzgelegenheit mit seinem Fuß fixierte. Andernfalls wäre ich sicherlich mitsamt des Hockers und des Stehtisches vor mir umgekippt. „Nimmst du das zurück?", hörte ich seine tiefe Stimme nah an meinem Ohr und atmete tief durch, weil er sein Tun für einen Augenblick stoppte. „Keine Chance", gab ich von mir und blickte frech in seine Augen, bevor ich Julian mit einem festen Schubser gegen seine Schultern von mir weg stieß.

Es war defintiv dem Überraschungsmoment geschuldet, dass er ein paar Schritte nach hinten taumelte und ich nutzte den Moment, um vom Hocker zu springen. Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg zurück zu den anderen ins Wohnzimmer und ich war gerade um die Kurve gelaufen, als sich seine starken Arme um meinen Bauch schlangen und mich an seine Brust pressten. „Das klären wir noch, Fräulein", raunte er mir gespielt ernst ins Ohr und ich drehte mich langsam zu ihm um und brachte einen Schritt Abstand zwischen uns. „Ach Jule, niemand ist unfehlbar. Du kannst eben keine Bratwürste umdrehen. Dafür war der Burger wirklich lecker", sagte ich grinsend und er zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Na gut. Das will ich mal so durchgehen lassen", bemerkte er schmunzelnd und ich zuckte leicht zusammen, als er seine Hände nach mir ausstreckte. Für den Moment dachte ich er würde mich erneut einer Kitzel-Tortur aussetzen, doch stattdessen legte er seine Handballen an meinen Wangen ab und strich sanft mit seinen Daumen unter meinen Augen entlang. Durch sein Ablenkungsmanöver hatte ich noch gar nicht daran gedacht, dass ich sicherlich aussah wie ein Pandabär. Zumindest konnte ich, wenn auch leicht undeutlich, erkennen, dass sich seine Fingerkuppen nun schwarz gefärbt hatten.

„Hör mal Kaja, es tut mir leid was der Volland dir angetan hat. Der hat dich einfach nicht verdient", murmelte er leise und ich sah stirnrunzelnd zu ihm auf. Doch Julian musste nichts sagen. Ich konnte mir bereits denken, dass er die Story von Kai gehört hatte. Schließlich waren die beiden beste Freunde und irgendwem musste sich Sophias Freund ja auch anvertrauen, wenn er Kevin nicht doch mal vor Wut alles an den Kopf schleudern wollte. „Ich.. danke Julian. Auch für die Ablenkung", antwortete ich ehrlich und sein Gesicht zierte sein schiefes Grinsen, auf das sicherlich viele junge Mädchen abfuhren. Kumpelhaft legte er mir einen Arm um die Schultern, während er mit der anderen Hand lässig abwinkte. „Ach was. Das ist nicht der Rede wert. Wenn du mal wieder einen privaten Clown brauchst, meldest du dich einfach bei mir."

„Ey Digga, wie lange brauchst du bitte für 2 Bratwürstchen?", Kais laute Stimme löste diese freundschaftliche Stimmung zwischen Julian und mir auf und wenig später kam er auch schon um die Ecke. „Na das erklärt, wieso wir so lange auf unser Essen warten müssen", konnte ich Sophias Stimme vernehmen, die nun breit grinsend neben ihrem Freund auftauchte und zu mir kam, um mich in die Arme zu schließen, ehe sie prüfend ihren Blick über meinen Körper gleiten ließ. „Ist alles okay?", fragte sie leise und ich nickte, während wir uns auf die Sitzgruppe vor der Glasfront zum Wohnzimmer niederließen. „Julian hat ein Talent dafür die Menschen um sich herum zum Lachen zu bringen", erwähnte ich ehrlich und erntete von meiner Freundin ein wissendes Grinsen, bevor sie mir ein Weinglas hinhielt. Sie selbst griff auch nach einem und mir wurde klar, dass sie das bereits in meiner Abwesenheit vorbereitet haben musste. Gemeinam blickten wir auf die beleuchtete Skyline Kölns, die in der aufgekommenen Dunkelheit wirklich schön aussah. Obwohl Jannis sich eine recht zentrale Wohnung ausgesucht hatte, umgab uns hier eine angenehme Ruhe, die ich für den Augenblick sehr genoss.

Es dauerte nicht lange, bis Kai mit zwei Tellern zu uns stieß und sich gegenüber von Sophia einen Stuhl an den Tisch zog, nachdem er seiner Freundin den Teller gereicht hatte. Er war wirklich ein sehr zuvorkommender Freund, den sich jede Frau nur wünschen konnte. Gedankenverloren nippte ich an meinem Wein und versuchte nicht zu melancholisch zu werden. Ich vermisste diese gemeinsamen Stunden mit Kevin. Nicht mehr ihn als Person- dafür hatte er mir zu sehr weh getan. Nein, es war eher diese Gewohnheit sich abends an jemanden kuscheln und den Tag Revue passieren zu lassen. Doch ich wusste auch, dass ich noch lange nicht so weit war mich wieder auf jemand Neues einzulassen. Dafür waren die Wunden in meinem Herz einfach noch zu frisch.

Schon der Gedanke an diesen Abend vor 6 Wochen ließ mich frösteln und ich rieb mir möglichst unaufällig mit meinen Händen über die Oberarme, um die aufkommende Gänsehaut zu verstecken. Es nervte mich, dass mich die Gedanken an die gemeinsame Zeit mit meinem Exfreund noch so durcheinander brachten. Ich wollte doch einfach nur loslassen und nie wieder daran denken. An diese Gefühle, die auf mich eingeprasselt waren, als ich den Artikel bei Instagram gefunden hatte. Ich zuckte leicht zusammen, als mich der Duft eines mir bekannten Parfüms einhüllte und ein weicher Stoff legte sich auf meinen Schultern ab. Instinktiv zog ich den Stoff fester um mich und als ich einen Blick über meine linke Schulter riskierte, sah ich wieder in diese blauen Augen, die mich heute schon einmal aus diesem Gefühlsstrudel gezogen hatten. „Ich dachte dir wäre vielleicht kalt", gab Julian grinsend von sich, ehe er den Tisch umrundete und sich mir gegenüber auf den Stuhl setzte. Dankbar lächelte ich mein Gegenüber an und beobachtete, wie er sich mit einer Hand durch seine Haare strich, die ihm wirr vom Kopf abstanden.

Auch Mitch, Jannis und Sam kamen mit auf den Balkon und nachdem ich Ersterem klar gemacht hatte, dass er sich nicht noch einmal entschuldigen musste, saß er auch nicht mehr so steif da. Ich musste mir eingestehen, dass es die beste Entscheidung war mit zu dieser Einweihungsparty zu fahren. Andernfalls würde ich nun vermutlich wieder unruhig in meinem Bett liegen und darauf warten, dass ich endlich einschlafen konnte. Zumindest war dies die letzten Wochen immer wieder der Fall gewesen. Ich lauschte schweigend den Gesprächen der Männer, die sich über die Leistungen ihrer Vereine unterhielten und drehte mein Weinglas zwischen meinen Fingern hin und her, bis ich eine leichte Berührung an meiner Hand spürte. Als ich meinen Blick von der dunklen Flüssigkeit löste, blickte ich in Julians blaue Augen, die mich fragend musterten. Er schien mir eine Frage gestellt zu haben und ich beobachtete, wie sich seine Mundwinkel belustigt nach oben zogen, als ihm klar wurde, dass ich ihm nicht zugehört hatte. „Ich wollte dich fragen, ob wir vielleicht jetzt endlich mal unsere Nummern austauschen wollen? Für den Fall, dass du mal wieder ein wenig Belustigung gebrauchen kannst", schlug der Blonde vor und ich nickte, bevor ich nach seinem iPhone griff, welches er mir entgegen streckte. Nur wenige Sekunden nachdem ich es ihm zurück gegeben hatte, vibrierte mein Handy auf dem Tisch und ich verkniff mir ein Lachen, als ich den Clown-Smiley auf meinem Display erkennen konnte.

Da Sophia so langsam müde wurde, entschieden Kai und ich, dass es an der Zeit war nach Hause zu fahren. Ich verabschiedete alle mit einer Umarmung und als ich bei Julian angekommen war und aus seiner Jacke schlüpfen wollte, stoppte er mich in meinem Vorhaben. „Nimm sie ruhig mit. Kai soll sie mir einfach beim nächsten Treffen wieder mitbringen", sagte er lächelnd und zog mich in eine freundschaftliche Umarmung. „Danke nochmal Julian", murmelte ich ehrlich, bevor wir uns wieder voneinander lösten und der Größere wuschelte mir kumpelhaft durch meine langen Haare. „Gern geschehen. Melde dich, wenn irgendwas ist, Kaja", sagte er lächelnd, bevor ich mich umdrehte und den anderen zur Haustür folgte, wo ich mich noch dankend von Jannis verabschiedete und mich mit Sophia und Kai auf den Weg zum Auto machte.

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Eure Pina

All I Need (Julian Brandt)Where stories live. Discover now