Kapitel 4

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Kajas POV

„Bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst?“ Sophia beobachtete mich mit skeptisch in die Höhe gezogenen Augenbrauen dabei, wie ich mir meine Laufschuhe zuband. Ich seufzte, als ich mich schwerfällig erhob und zupfte mein langes Sportshirt zurecht, welches auch eher schlecht als recht an mir saß. „Ich muss endlich den Hintern hochbekommen und wieder was tun. Sonst kannst du mich in ein paar Wochen hier raus rollen“, motzte ich rum, während ich mich im Spiegel betrachtete. Ich war nicht übermäßig dick, aber man konnte sehen, dass ich in den letzten 8 Wochen definitiv mehr Mist gegessen als Kalorien verbraucht hatte. Sophia trat hinter mich und ich ignorierte ihren prüfenden Blick. „Hör auf so einen Blödsinn zu erzählen. Du siehst nach wie vor top aus.“ Doch ich ließ mich nicht von meinem Vorhaben abbringen, weshalb ich mir meine Kopfhörer schnappte und sie an mein Handy anschloss, bevor ich meine Spotify-Playlist öffnete und auf Play drückte. Ich griff noch nach meinem Schlüssel und verstaute ihn zusammen mit meinem Smartphone in der kleinen Tasche auf meinem Oberschenkel, ehe ich die Tür öffnete und meiner Freundin noch kurz winkte. Sophia sah mich noch immer ungläubig an, doch ich ignorierte dies gekonnt.

Die Septembersonne knallte ordentlich, doch ich ließ mich nicht davon beirren und joggte im ordentlichen Tempo unsere Straße herunter in Richtung Neuland-Park, der wirklich eine tolle Gelegenheit zum Laufen bot. Der Park war odentlich besucht und ich beaobachtete die spielenden Kinder und die Menschen beim Minigolf, während ich versuchte mich auf eine regelmäßige Atmung zu konzentrieren. Es war eine Ewigkeit her, dass ich Laufen war. Mit Kevin konnte ich meist nur außerhalb der Saison mitgehen und hatte dann auch so meine Probleme mit seinem Tempo mitzuhalten. Daher hatte ich mich immer mal sporadisch mit anderen Spielerfrauen zum Sport verabredet. Seit unserer Trennung war dies aber komplett eingeschlafen und ich war sowieso nicht in der Stimmung mich irgendwie zu bewegen. Das zeigten mir auch meine Beine, die nach den ersten beiden Kilometern verräterisch anfingen zu brennen. Doch ich hatte mir für heute als Ziel gesetzt die 5 Kilometer zu schaffen. Egal wie lange ich dafür brauchen würde.

Also ignorierte ich den Schmerz und beschleunigte mein Tempo noch ein wenig, während ich den Klängen meiner Musik lauschte. Meine Schritte donnerten auf dem aufgeheizten Boden am Rheinufer entlang und der Schweiß rann mir über mein Gesicht und brannte in meinen Augen, doch ich biss weiter die Zähne zusammen und genoss das Brennen, das sich in meinen Lungenflügeln ausbreitete. Ich keuchte, als ich den Park verließ und endlich unsere Straße sah, in die ich wenig später einbog. Mit letzter Kraft erhöhte ich noch einmal mein Tempo und ließ mich schnaufend auf der Treppe vor dem Haus nieder. Meine Hände stützte ich auf meinen Knien auf und ich schüttelte meine brennenden Oberschenkel leicht aus, während ich meine Pulsuhr stoppte. Mein Lauf war wahrlich keine Glanzleistung gewesen und ich wusste, dass ich früher die fünf Kilometer auch schneller geschafft hatte, als in den 30 Minuten, die mir die Smartwatch anzeigte. Doch für mich zählte nur der erste Schritt in die richtige Richtung, als ich das Display an meinem Handgelenk mit meinem Smartphone fotografierte und das Bild ohne groß darüber nachzudenken in meinen Status packte.

Eine klappende Autotür ließ mich aufschauen, nachdem ich das Kabel meiner Kopfhörer ordentlich zusammengerollt hatte. Kai stand gerade am Kofferraum seines Mercedes und zog seine Sporttasche heraus, die er sich lässig über die Schulter hängte, nachdem er sein Auto geschlossen hatte. Da er mich wohl schon eher gesehen hatte, als ich ihn, hielt er mir schmunzelnd eine Wasserflasche hin, die ich dankend annahm. „Warst du etwa Laufen?“, fragte er überflüssigerweise und ich brummte zustimmend, während ich noch immer die klare Flüssigkeit meine Kehle hinunterschüttete. „Ich muss unbedingt wieder durchstarten“, murmelte ich leise, nachdem ich das Waser heruntergeschluckt hatte. „Vielleicht solltest du das nächste Mal nicht in der Mittagshitze damit anfangen“, gab er grinsend von sich, ehe er mir seine Hand reichte und mich auf meine Beine zog. Kurz wankte ich, da meine Oberschenkel beinahe wie eingeschlafen waren, doch ich gab mir Mühe das Ganze vor dem Braunhaarigen zu vertuschen. „Ja, vielleicht hast du Recht“, stimmte ich kleinlaut zu und folgte ihm ins Innere des Hauses.

Während Kai und Sophia ihre bekannte Begrüßungs-Knutschzeremonie vollführten, verzog ich mich ins Badezimmer, um mir den Schweiß vom Körper zu waschen. Als ich mein Handy aus der Tasche meiner Sportleggins zog, stutzte ich kurz, weil mir eine Nachricht angezeigt wurde und ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als ich erkannte, dass sie von Julian war.

„Oh je, das muss aber besser werden :-D“

Mit diesen Worten hatte er meinen Status kommentiert und ich konnte mir bereits vorstellen wie er beim Verfassen dieser Nachricht laut vor sich hin lachte. Eigentlich hätte ich mit einem dummen Kommentar seinerseits auch rechnen müssen.

„Nicht so frech, Herr Brandt! Ich werde trainieren und dann werde ich dich irgendwann abziehen beim Laufen ;)“

Kopfschüttelnd legte ich mein Handy auf der Ablage am Spiegeltisch ab, entledigte mich meiner nassen Sportkleidung und sprang unter die Dusche. Das warme Wasser war die reine Wohltat für meinen malträtierten Körper und ich stand vielleicht ein paar Minuten länger unter dem entspannenden Wasserstrahl, als es nötig gewesen wäre. Nach der ausgiebigen Dusche wickelte ich mich in meinen Bademantel, für den ich gerade heute wieder sehr dankbar war. So konnte ich den Weg zum Gästezimmer ohne peinliche Augenblicke mit Kai hinter mich bringen. Ich griff nach meinem Handy, das gerade in meiner Hand vibrierte und machte mich auf den Weg in „mein Zimmer“, wie Sophia es mittlerweile schon nannte. Doch ich wusste, dass ich mir jetzt bald eine neue Bleibe suchen musste. Auch wenn meine Freunde immer wieder betonten, dass ich so lange bleiben konnte, wie ich wollte.

Ich zog mir frische Unterwäsche an, bevor ich in eine lockere Shorts und ein Trägertop schlüpfte. Durch das Laufen war ich so aufgeheizt und wir würden heute sicherlich den restlichen Tag auf der Terasse dieser tollen Wohnung verbringen. Angezogen machte ich mich auf den Weg in die Küche, während ich nun doch einen Blick auf das Display meines Handys warf, das mir eine neue Nachricht von Julian anzeigte.

„Da musst du aber noch lange trainieren :-D. Ich habe jetzt 2 Tage frei. Soll ich morgen nach Leverkusen kommen und dir eine kostenlose Profi-Einheit geben?:-P“

„Na, was ist so lustig?“, fragte Sophia, die gerade am Herd stand und in einer großen Pfanne herumrührte, als ich schmunzelnd den Raum betrat. Kai saß bereits draußen am Tisch und spielte an seinem Handy herum. Doch ich konnte erkennen, dass er vorab den Tisch gedeckt hatte. „Ach Jule hat über mein Bild im Status gelacht und will morgen herkommen und mit mir trainieren“, gab ich locker von mir und meine Freundin stoppte kurz ihr Tun und sah mich überrascht an. „Ihr versteht euch ziemlich gut seit Jannis´Party, oder?“, hakte sie skeptisch nach Ich verstand nicht ganz worauf sie hinaus wollte, denn der Blonde und ich hatten uns auch zu der gemeinsamen Zeit mit Kevin schon immer gut verstanden, was wohl auch daran lag, dass er nur ein Jahr älter war als ich. „Soph, wir haben uns doch auch schon gut verstanden, als er noch in Leverkusen war“, sagte ich und öffnete den Kühlschrank, um Getränke für uns mit raus zu nehmen. Als ich mich umdrehte, erhob meine Freundin ergebend ihre Hände und lächelte mich an. „Okay, wenn du das sagst. Ich finde es nur auffällig, dass ihr so viel Kontakt habt. Aber Kai freut sich bestimmt, wenn sein bester Kumpel herkommt.“

Ohne Sophias Worte zu viel Beachtung zu schenken, schrieb ich Julian zurück, dass er hier immer willkommen war und ich es kaum erwarten konnte von einem Profi trainiert zu werden. Natürlich war der letzte Teil eher sarkastisch gemeint, denn ich wollte mir nicht ausmalen wie fertig er mich machen würde.

„Alles klar. Dann bin ich um 10 bei euch. Ruh dich bis dahin genug aus ;) Ich freue mich!“


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Hallo ihr Lieben,

Eigentlich sollte das Kapitel schon letzte Woche kommen, aber ich war einfach zu busy:/. Ich hoffe ihr verzeiht mir das:).

Was sagt ihr zu dem Kapitel? Ich würde mich über ein paar Reviews von euch sehr freuen:).

Danke natürlich auch für die Sterne und die Einträge in eure Leselisten!:)

Liebe Grüße

Pina


All I Need (Julian Brandt)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora