Kapitel 5

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Kajas POV


Grummelnd griff ich nach meinem Smartphone, welches auf dem Nachtschrank neben mir lag und stark vibrierend die Melodie von Game of Thrones vor sich hin trällerte. Ich betätigte die Snooze-Funktion und schmiss es neben mir aufs Bett. Es war definitiv zu früh dafür, dass ich gestern Abend noch so lange mit Sophia und Kai auf der Terasse gesessen hatte. Und zu früh dafür, dass ich, mal wieder, Ewigkeiten gebraucht hatte, um in den Schlaf zu finden. Mein Unterbewusstsein spielte mir mittlerweile solche Streiche, dass ich Kevin und seine Neue live vor mir sah, sobald ich die Augen schloss. Das Ganze frustrierte mich zunehmends und ich wusste nicht, wie ich das abschalten sollte. Irgendwann musste mein inneres Ich doch auch mal verstehen, dass diese ganze Sache vorbei war. Ein für alle Mal. Seufzend rieb ich mir über die Augen und strampelte die Decke von meinem Körper, da mich eine unaushaltbare Wärme umspielte. Meinen  Arm legte ich quer über mein Gesicht und ich genoss die wenigen Minuten Ruhe, die mir noch blieben.

Ich war  tatsächlich gerade dabei wieder einzuschlafen, als die Tür des Gästezimmers schwungvoll aufgerissen wurde und mit einem Rumms gegen die Wand knallte. Jedoch weigerte ich mich vehement meine Augen zu öffnen und zu schauen wer für diesen Krach verantwortlich war. Das konnte ich mir auch sparen, denn es dauerte nicht lange, bis sich jemand unsanft neben mir aufs Bett warf und mit zwei Fingern frech gegen meinen Bauch schnippste. Skeptisch hob ich meinen Arm ein Stück an und unterdrückte ein genervtes Augenrollen, als ich geradewegs in das lachende Gesicht von Julian Brandt blickte. Wenn ich mich recht erinnerte wurde ihm immer nachgesagt, dass er ein absoluter Morgenmuffel war- wieso also nicht auch heute Früh?! Ich kniff genervt meine Augen zusammen und versuchte es mit der völlig dämlichen Idee so zu tun, als würde ich schlafen. Doch Julian ließ sich nicht abschütteln und schnippste weiter gegen die nackte Haut meines Bauches. Als ich darauf nicht weiter reagierte, steckte er seinen Zeigefinger kichernd in meinen Bauchnabel, was mich aufschrecken ließ. Abrupt setzte ich mich auf und zog beschämt mein Schlafshirt wieder zurecht, was ganz offensichtlich hochgerutscht war. Ich unterdrückte das Gefühl von Scham, denn ganz offensichtlich hatte sich der Blonde nicht an meinen Speckrollen gestört.

„Guten Morgen Sonnenschein. Ich hoffe du bist bereit für dein Sportprogramm?“; flötete er fröhlich drauf los und ich presste meine Lippen fest aufeinander, um ihm nicht irgendeine Beleidigung an den Kopf zu schleudern. Stattdessen murmelte ich nur ein grimmiges „Mhm“, während ich meine Beine aus dem Bett schwang und hoffte, dass meine Schlafshort nicht auch noch verrutscht war. Ich konnte wirklich darauf verzichten Julian Brandt am frühen Morgen meinen nackten Hintern zu präsentieren. Meine Beine zeigten mir deutlich, dass sie alles Andere als bereit für einen Lauf mit diesem Supersportler waren, aber ich hielt mein Wort, weshalb ich mich ins Badezimmer begab. Dort putzte ich erstmal meine Zähne und bändigte meine Haare, ehe ich mich in mein Sportdress quetschte.

Julian stand bereits an der Garderobe, als ich den Flur entlang kam. Kurz musste ich meinen Blick über seinen Körper gleiten lassen. Seine trainierten Beine steckten in langen Lauftights von Nike und unter seinem passenden Longsleeve konnte man sehr gut erkennen, dass er in den letzten Wochen beim BVB sehr an sich gearbeitet hatte. „Können wir? Oder musst du mich noch ein bisschen abchecken?“, gab er frech von sich und ich warf ihm einen tödlichen Blick zu, ehe ich mich nach meinen Laufschuhen bückte und diese anzog. Kai beobachtete das Ganze vom Flur aus nur belustigt. „Digga, bring sie bitte heile wieder, ja?“, sagte er, als Julian und er sich mit ihrem typischen Handschlag verabschiedeten. „Ich passe schon auf den kleinen Brummbär auf“, sagte Julian und wich meiner Hand aus, die eher schlecht als recht auf seine Schulter gezielt hatte.

Ich hatte eigentlich leichtgläubig gehofft, dass wir den gleichen Weg laufen würden wie ich gestern. Doch die Rechnung hatte ich offensichtlich ohne Julian gemacht, der zielsicher einen schwarzen Audi R8 ansteuerte. „Ich dachte wir joggen und fahren nicht durch die Gegend“, grummelte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, was den Blonden nur lachen ließ. „Das machen wir auch. Aber du willst mit mir nicht in den Neuland-Park, glaub mir. Wir fahren in den Wald wo ich früher immer mit Harvey laufen war.“ Seine Erklärung klang logisch und wenn ich darüber nachdachte wie voll der Park gestern gewesen war, würde ich mit einem Profifußballer dort heute vermutlich wirklich nicht vorwärts kommen. Also ergab ich mich meinem Schicksal und stieg in den Sportwagen, dessen Inneres stark nach Julians Parfüm roch, was mich ein wenig fröhlicher stimmte.

Die Fahrt bis in den Wald verlief weitestgehend schweigend, das Julian wohl gemerkt hatte, dass ich noch nicht so ganz wach war heute Früh. Gekonnt parkte er seinen Wagen in einer Bucht auf einem Parkplatz, der extra für die Waldbesucher vorgesehen war, und wir stiegen aus. Man konnte nichts hören außer das Gezwitscher der Vögel und ich genoss diesen angenehmen Moment für einen Augenblick, ehe er mich mit seiner Schulter anschunkelte. „Na Brummbär? Wollen wir los?“, fragte er mich und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als ich ihm nickend zustimmte. Wir stellten beide unsere Pulsuhren an unseren Handgelenken ein und liefen los. Die ersten paar hundert Meter war ich noch guter Dinge und stolz, dass ich so gut mit Julian mithalten konnte, doch meine Beine zeigten mir schon recht früh, dass sie sich noch nicht von gestern erholt hatten. Also fiel ich ein Stück zurück, während der Fußballer sein Tempo ein wenig erhöhte. Vermutlich hatte er das erste Stück der Strecke zum Einlaufen genutzt und lief nun seine normale Geschwindigkeit, die ich nie und nimmer mithalten konnte.

Julian bemerkte zunächst gar nicht, dass ich so zurückgefallen war und ich konnte von Weitem erkennen, wie er sich verwundert zu mir umdrehte und schließlich auf der Stelle weiter lief. "Was ist los? Schwächelst du schon?", bemerkte er frech, als ich bei ihm ankam, und da ich nicht genügend Puste hatte um ihm zu antworten, zeigte ich ihm bloß meinen Mittelfinger,was ihn lachen ließ. Stattdessen versuchte ich meine Schritte zu beschleunigen, was mir jedoch nicht so gut gelang wie erhofft. Julians Hand schloss sich kurz um meine und ich ich machte mich schon auf den nächsten blöden Spruch gefasst. Anstelle dessen verringerte er jedoch das Tempo und durch unseren Kontakt an den Händen bremste er auch mich wieder etwas aus. "Ich passe mich dir an. Mach nicht mehr, als du schaffst", sagte er mit ruhiger Stimme und ich bewunderte ihn dafür, dass er offenbar nicht annähernd so aus der Puste war wie ich.

Doch Julian hielt sein Wort. Wir joggten in meinem Tempo den Waldweg entlang und ich hörte dem Blonden zu, der mir von seinen letzten beiden Spielen erzählte. Das half mir zumindest dabei mich nicht die ganze Zeit nur auf meine unregelmäßige Atmung zu konzentrieren. Der Weg, den Julian ausgesucht hatte, war an diesem Morgen wirklich unbenutzt und ich war dankbar dafür, dass wir nicht andauernd für irgendwelche Fans anhalten mussten- auch wenn das für meine Lunge sicher eine willkommene Erholung gewesen wäre. Ich blickte kurz auf meine Uhr, die mittlerweile schon fast 6 Kilometer anzeigte und ich folgte Julian, der in einen kleinen Schleichweg abbog, der uns laut seiner Aussage schneller wieder zurück zum Parkplatz bringen sollte.

Allerdings glich dieser Weg eher einem Slalomlauf um Baumwurzeln und Äste. Der Blonde ließ mir den Vortritt, um mir nicht wieder davon zu laufen und so joggten wir den unebenen Weg hintereinander her. Wir waren schon fast am Ende angekommen, als ich ein lautes Knacken hinter mir hörte, dem ein leichtes Keuchen folgte. Ich bremste abrupt ab und riss erschrocken die Augen auf, als ich Julian auf dem Boden sitzen sah. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst und seine Hände legten sich um seinen Knöchel, während er den Fuß vorsichtig hin und her bewegte.

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Guten Morgen ihr Lieben,

So, bevor ich mich in einer Stunde auf den Weg nach Dortmund mache, möchte ich euch noch schnell ein neies Kapitel liefern:)

Vielen lieben Dank übrigens für den Kommentar, die vielen Likes und die Reads!:) ich freue mich, wenn noch mehr den Weg hierher finden und auch ihre Meinung da lassen:).

Liebe Grüße an euch

Pina

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt