20. Sterne

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Als ich meine Augen öffnete war um mich herum alles dunkel. Von völliger Dunkelheit umgeben, versuchte ich irgendwas zu erkennen, doch scheiterte, egal wie sehr ich mich bemühte. Nachdem sich meine Augen der Dunkelheit angepasst hatten, konnte ich schon Umrisse erkennen, sowie das Mondlicht, das durch Kris' Balkon Tür, in sein Zimmer schien.
Ich lag auf dem Rücken und blickte zu meiner Linken, da ich wusste, dass Kris links von mir gewesen ist, als wir eingeschlafen waren. Doch schnell bemerkte ich, dass ich alleine im Bett lag und der Platz neben mir leer und kalt war.

Verschlafen setzte ich mich auf und schaute mich nochmals um. Kris schien nicht im Zimmer zu sein. Als ich nun aufstand, spürte ich die Kälte auf meiner nackten Haut, weswegen ich sofort nach der Decke griff, sie mir umhing und mich in ihr einkuschelte.
Mein Blick schweifte zur einzigen Lichtquelle in diesen Raum -dem Mond- wobei mir etwas sofort ins Augen fiel. Nicht etwas, sondern jemand.

"Kris..?", fragte ich leise, nachdem ich die Balkon Tür geöffnet hatte und meinen Kopf durch den Spalt gesteckt hatte. Es schien, als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen, denn es brauchte ein paar Sekunden, bis er reagierte. "O-oh.. hab ich dich geweckt..?" Ich schüttelte den Kopf, ehe ich mich zu Kris auf die kleine Bank setzte. "Wieso bist du hier?", fragte ich kurz darauf und schaute zu Kris, welcher nach oben in den Nachthimmel blickte. Schulter zuckend senkte er seinen Blick und meinte leise: "Weiß nicht.. ich konnte nicht schlafen.."

Es wurde wieder still, da keiner mehr was sagte. Mein Blick wanderte hoch zum Mond. Der Himmel war klar, Sterne leuchteten dicht nebeneinander und der ganze Himmel funkelte so unbeschreiblich schön. Draußen war es nicht kalt, trotz der leichten Brise.

"Bevor wir uns treffen sollten..", murmelte Kris in die Stille hinein, während er seinen Blick wieder zum Himmel richtete, "da.. da war ich bei Jiahengs Grab.. Ich hatte ihn schon lange nicht besucht.. deshalb wollte ich das nach der Schule machen. Und.. und als ich dann bei ihm war, hatte ich die Zeit vergessen, unser Treffen vergessen.. ich hatte den selben Fehler gemacht wie damals.."
Er machte eine kleine Pause, bevor er mit dem Reden fort fuhr. "Anstatt bei dir zu sein, dich zu beschützen und dir zu helfen, war ich bei ihm.. ich hänge zu sehr an der Vergangenheit, weshalb ich die Gegenwart vernachlässigt habe. Das war mein Fehler. Einem Toten hinter her jagen, während ein Lebender meintewegen fast hätte sterben können."
Seine Worte schienen so bitter, so kalt und dennoch klang seine Stimme so traurig.

"Ich habe viel nachgedacht..", meinte er kurz darauf, "und ich.. ich habe beschlossen die Vergangenheit hinter mir zu lassen.. nach vorne zu schauen und in der Gegenwart zu leben. Und ich möchte.."
Er stockte kurz. Verwundert blickte ich zu ihm und wartete darauf, dass er weiter sprach. Unsere Blicke trafen sich, während er sagte: "..das du ein Teil meiner Gegenwart und vor allem meiner Zukunft bist und für immer bleibst.."

Langsam ergriff seine Hand meine, wobei ich ihn etwas sprachlos anschaute. "K-kris..", brachte ich nur schwer über die Lippen. Mit seinem Daumen fuhr er über meinen Handrücken, worauf unsere Blick auf unsere Hände fielen. "Kris.. ich.. ich werde immer bei dir bleiben.. das verspreche ich dir. Ich werde dich nicht verlassen."

"Versprochen..?", fragte Kris etwas unsicher. "Versprochen.", entgegnete ich und blickte in sein Gesicht, auf das ein kleines Lächeln zu erkennen war. Zufrieden nickte er leicht, ehe er wieder in den Himmel blickte, ohne das, das Lächeln seine Lippen verließ.
Ich schaute ebenfalls die Sterne an, jedoch blickte ich nicht zum Himmel hinauf, sondern direkt neben mir.

Seine Augen funkelten, wie die Sterne des Sternenhimmels und ab diesen Zeitpunkt war mir eins bewusst - ich werde mein Versprechen niemals brechen.

my turn to cry » taoris [FF]Where stories live. Discover now