22. Vergessen

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"Deswegen lass uns das was passiert ist vergessen."

Sofort löste ich mich von ihm. Eine Welt ist innerhalb von Sekunden zu Bruch gegangen und ich stand sprachlos vor ihm. "V-vergessen..?", fragte ich unsicher nach und hoffte, ich hätte mich bloß verhört. Doch Kris nickte und sagte anschließend: "Ja vergessen. Ich war in diesem Moment einfach etwas durcheinander und es war eher so aus Reflex aber ich mein es ist ja nichts passiert. Also lass es uns einfach vergessen~"

Langsam entfernte ich mich einen Schritt von ihm, während ich leicht nickte. Mein Gesicht schaute ein wenig nach unten, da ich nicht wollte das er merkt, wie mir die Tränen hoch stiegen. "V-vergessen..Ok lass es uns vergessen..", meinte ich im Anschluss, wobei ich versuchte so normal wie möglich zu wirken. Es fiel mir schwer, nicht gleich los zu weinen, doch es hätte nichts geändert. Deshalb muss ich einfach stark bleiben. Damit unsere Freundschaft nicht komplett kaputt geht. Einer wird immer leiden müssen, in diesem Fall bin ich der jenige..

"Na dann ist das ja geklärt.. du weißt nicht wie erleichtert ich bin." Kris lächelte mich glücklich an und schlug mit seine Hand freudig auf meine Schulter, während ich nur ein angespanntes Lächeln aufsetzen konnte. Wie könnte ich in so einem Moment bloß lächeln? Es schmerzte und es wäre nur ein gefälschtes Lächeln.

"Eh ich glaube wir sollten gehen, der Unterricht fängt gleich an.", meinte Kris kurz darauf, woraufhin ich bloß stumm nickte. Während ich noch einige Sekunden wie angewurzelt an der selben Stelle stehen blieb, ging Kris schon mal vor. Als ich mich aus meiner Starre gelöst hatte, folgte ich ihm nach unten und wir schlenderten gemeinsam zum Klassenzimmer, jedoch tauschten wir keine Worte miteinander aus. Dafür war ich nicht in der Stimmung.. mit ihm zu reden. Es fiel mir sogar schwer, einfach in seiner Nähe zu sein und auch nur sein Gesicht zu sehen.
Das Loch in meiner Brust wurde mit jeder Sekunde, in der wir zusammen waren, größer. Wie blöd ich doch wieder gewesen war und wirklich gedacht habe, dass Kris mehr für mich empfindet. Ich bin einfach lächerlich und naiv. Wir sind bloß Freunde mehr nicht. Und genau das muss ich endlich akzeptieren. Aber mein Herz will es nicht und das bringt mich allmählich um. Langsam glaube ich sogar, dass unsere Freundschaft auseinander brechen wird..

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"Diesen Donnerstag kommen die erste Gruppen dran.", rief unser Lehrer durch das Klassenzimmer, während er hin und her spazierte und seinen Blick durch die Klasse schweifen ließ.

"Der zweite Teil dann am Freitag~ ich habe schon die ersten Gruppen gezogen.."

Ab da hörte ich nicht mehr wirklich zu, meine Gedanken waren wo völlig anders. Erst als Kris und mein Name fiel, wurde ich wieder aufmerksamer und blickte zu unserem Lehrer.
"Ihr beide seid am Freitag dran." Gleichzeitig nickten wir und Kris schenkte mir einen kurzen Blick, ehe er wieder weg schaute, da ich ihn nicht wirklich beachtet habe.
Meine Laune hatte einfach ihren tiefsten Punkt erreicht..

Als die Pause vorbei war, hatten wir noch 2 Stunden vor uns und als diese dann vorüber waren, konnte ich endlich weg von diesen schrecklichen Ort. In der Pause war Kris kurz mit ein paar anderen aus der Klasse, während ich ihn anlog und meinte, ich müsse etwas erledigen. Er hackte auch nicht weiter nach, weshalb ich nicht wirklich sagen musste, was genau ich vor hatte. Eigentlich setzte ich mich nur draußen auf den Pausenhof, wo mich nicht jeder sofort sehen konnte. Ich brauchte einfach Zeit für mich und Zeit zum nachdenken, um meine Gedanken zu ordnen und einen klaren Kopf zu kriegen.
Nun konnte ich endlich nach Hause. Im Moment war mir mein "Zuhause" sogar lieber als die Schule, wobei beide Orte schon lange wie die Hölle für mich sind. Doch wegen Kris wurde das Schulleben für mich jeden Tag etwas erträglicher. Naja bis heute zumindest.

"Wir sehen uns dann heute bei der Arbeit.", sagte Kris zur Verabschiedung, worauf ich mit einem Nicken antwortete und er mich anschließend kurz umarmte. Dann war er auch schon weg. Ohne ihm hinterher zu schauen, machte ich mich ebenfalls auf den Weg und nach 20 Minuten war ich Zuhause angekommen.
Wie jeden Tag auch, wurde ich von niemanden empfangen, was ich schon längst gewöhnt war. Eigentlich wäre ich jetzt mit Kris bei ihm und wir würden gemeinsam mit seiner Mutter am Esstisch sitzen und über irgendwelche Geschichtem lachen, während mir Frau Wu immer mehr Essen in meinen Teller geben würde. Sie meinte ich seie zu dünn und solle deswegen mehr essen. Anschließend würden wir aufräumen und dann lernen, die zeit Zusammen verbringen, Lachen, Spaß haben.. Doch damit war jetzt Schluss.

In meinem Zimmer zog ich mich gleich um und beschloss als Ablenkung, Hausaufgaben zu machen. Es war zwar nicht die tollste Ablenkung, aber es half zumindest und ich musste nicht die ganze Zeit über, an Kris denken.

An der ganzen Sache verstand ich immer noch eins nicht: Wieso war ich bloß so traurig? Es war doch selbstverständlich das er mich nur freundschaftlich mag. Aber.. aber Kris war in letzter Zeit so komisch und so anhänglich noch dazu war er, der mich küssen wollte.. das kann doch nicht nur freundschaftlich sein.. trotzdem war es nur freundschaftlich und somit ein abgeschlossenes Thema.

Ich muss meine Gefühle unterdrücken, meine Trauer ignorieren und so tun als wäre nie was gewesen. Für unsere Freundschaft, weil sie mir so wichtig ist..

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Es war kurz vor 17 Uhr als ich das Café erreichte und gleich von einem glücklichen Luhan begrüßt wurde, welcher gerade am kellnern war.
"Hallo Hyung~", grüßte ich ihn zurück und schenkte ihm ein leichtes Lächeln, ehe ich mich zu den Personal Räumen begab, um mich dort umzuziehen. Als ich den Raum betrat, erblickte ich einen großen Typen, welcher sich gerade umzog und ohne Tshirt vor mir stand. Sofort schloss ich die Tür, während ich gleichzeitig rot anlief. Diesen Typen habe ich hier noch nie gesehen, weswegen es mir umso unangenehmer war.
Kurz darauf wurde die Tür von diesem Kerl geöffnet. Er streckte bloß seinen Kopf hinaus und meinte gelassen: "Keine Scheu kannst ruhig rein kommen."
Schon öffnete er die Tür ganz, sodass ich den Raum betreten konnte. Bevor ich das jedoch tat, verbeugte ich mich dankend und ging ebenfalls in das Zimmer hinein.

"Ich bin übrigens Sehun~", meinte der schlanke Typ, woraufhin ich mich ebenfalls vorstellte. "T-tao." Er gab mir kurz die Hand und grinste mich dabei mehr oder weniger freundlich an. Auch ich lächelte zurück, ehe ich in meine Arbeitskleidung schlüpfte.
Anschließend eilte ich aus dem Raum, damit ich so schnell wie möglich mit meiner Schicht anfangen konnte.
Gleich fiel mir auf, dass Kris fehlte, weswegen ich beschloss, Luhan zu fragen, ob er wüsste wo Kris sei.

"Ah ja Kris hat vorhin angerufen und gemeint, er könne heute nicht kommen da er einen wichtig Termin hatte oder so~", war Luhans Antwort und nachdem ich mich bei ihm bedankt hatte, machte ich mich nun an die Arbeit. In der Küche waren wie immer Kai und Kyungsoo, welche gerade lachend einige Donuts verzierten. Chanyeol bereitete ebenfalls etwas zu, während Baekhyun zusammen mit Luhan kellnerte.

Bevor ich anfing, holte ich noch kurz meinen kleinen Notizblock und nahm wie jedes Mal auch, die Bestellung auf. Der Typ von vorhin, also dieser Sehun, stand gemeinsam mit Minseok an der Kasse und bediente die Leute dort. Ich fand es ein wenig seltsam das er heute hier war. Seit ich hier arbeite, bin ich ihm noch kein einziges Mal begegnet. Aber naja ist ja auch egal.
Viel komischer fand ich jedoch, dass Kris nicht zur Arbeit erschien. Einen wichtigen Termin? Das hätte er sicher gesagt, anstatt zu sagen das wir uns im Café dann sehen werden. Vielleicht will er mir ja aus dem Weg gehen.. wäre auch eine Möglichkeit..

Als ich bemerkte, dass ich wieder abgelenkt war, eilte ich schnell in die Küche, wo ich Kyungsoo den Zettel mit den Bestellungen vor laß. Während ich den Kaffee zubereitet, schnitt Kyungsoo einer der Torten an und anschließend kam Luhan, um den Kaffe und das Kuchenstück mit zu nehmen. So lief das fast immer und ich hatte jedes Mal unglaublich viel Spaß am Arbeiten. Es war wirklich toll mit den Jungs, wir arbeiten echt prima zusammen und albern ab und zu ein wenig rum. Die gute Stimmung war wie immer bis zur letzten Minute erhalten und nur hier im Café konnte ich für einen Moment alle Sorgen vergessen.
Dank diesem Job habe ich neue tolle Menschen kennengelernt, neue Freunde gefunden und eine Gelegenheit, mich auf jeden Tag ein bisschen zu freuen.

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So gegen 20 Uhr fingen wir mit dem Aufräumen an und als wir fertig waren, verließen die ersten schon das Café. Nur Sehun, ich und ich glaube Luhan und Minseok sind noch geblieben.

Nachdem ich in den Umkleiden gewesen war, um meine Sachen zu holen und um mich umzuziehen, musste ich noch einmal kurz in die Küche. Mir war aufgefallen, dass ich meinen Notizblock in meiner Arbeitskleidung vergessen hatte und wollte diesen nun wieder zurück bringen.
Die Tür zur Küche war einen Spalt weit offen und ehe ich die Küche betrat blieb ich abrupt stehen, da mich das, was ich dort sah, völlig schockierte..


my turn to cry » taoris [FF]Where stories live. Discover now