7. Plötzlicher Besuch

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Noch bevor ich mir weiter Fragen stellen konnte, hörten wir wie ein Schlüssel ins Schlüsselloch geschoben wurde und im nächsten Moment sich die Haustür öffnete..

Geschockt blickten wir zu dieser, immer noch in der selben Stellung, und selbst der plötzlich Besucher, war geschockt.

"M-mum..!", rief Kris stotternd, als er sich von mir löste. Peinlich berührt schaute ich zur Seite, während seine Mutter uns nur mit großen Augen anschaute. "Yi fan! Warum bist du so früh zu hause? Und wer ist dieser hübsche Junge?", fragte sie auf chinesisch, da sie wahrscheinlich dachte ich würde sie dann nicht verstehen.

Kris musste kurz schmunzeln, ehe er grinsend sagte: "Das ist Tao~ er ist mein Klassenkamerad und ein guter Freund." Sofort verbeugte ich mich und reichte seiner Mutter die Hand, die sie leicht lächelnd schüttelte. "Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Yi fans Mutter.", begrüßte mich die jung wirkende Frau, mit einem freundlichen Akzent. "Woah wirklich hübsch der Junge!", sagte sie wieder auf chinesisch und musterte mich von oben bis unten. Ich wurde leicht rot und musste grinsen, da ich sowas nie zu Hören bekomme. "Mum..", lachte Kris, "Tao ist auch Chinese! Er versteht dich."

Erneut weiteten sich ihre Augen. "Das wusste ich nicht! Ist ja schön! Komm rein, ich mach uns Tee und wir können noch ein bisschen plaudern!" Schon huschte sie an uns vorbei, in die Küche um Tee zu machen. "Er muss jetzt gehen Mum!"

"Wiesooo?", fragte seine Mutter aus der Küche und dieses Mal antwortete ich. "M-meine Eltern warten auf mich Zuhause!"

So liebend gerne wäre ich noch geblieben, aber meine Eltern würden ausrasten. Wobei.. sie interessiert es sowieso nicht..

"Tut mir leid, meine Mum ist immer so..", murmelte Kris und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Schon ok. Sie ist wirklich nett" Ich musste etwas lächeln. So eine Mutter hätte ich auch gerne. Fürsorglich, nett, höflich, freundlich. Wenn ich an meine Mutter denken, dann würde ich mir wünschen lieber keine zu haben..

"Man das ist schade!", sagte plötzlich Kris Mutter und kam wieder zu uns, "kannst du nicht vielleicht nur 20 Minuten blieben?"

"Mum! Er hat gesagt--" Bevor er weiter reden konnte unterbrach ich ihn. "Wenn.. wenn deine Mutter schon so nett fragt, dann kann ich ja ein bisschen länger bleiben.", sagte ich und schaute zu Kris hoch.

"Oki das ist super! Kommt der Tee ist gleich fertig, ihr könnt euch ja schon setzen!" Also zog ich meine Schuhe wieder aus und wir gingen zurück ins Wohnzimmer, wo wir uns still neben einander setzten. Als der Tee fertig war, gesellte sich seine Mutter zu uns und überhäufte mich mit Fragen. Woher ich genau kommen. Wieso wir umgezogen sind und wann. Wie lange ich in China gelebt habe etc. Und diese Fragen störten mich auch gar nicht. Nein. Es war toll. Jedoch fand Kris es nicht ok das seine Mutter mich förmlich ausquetschte. Während sie kurz aufstand um in die Küche zu gehen, entschuldigte sich Kris erneut bei mir. "Es stört mich wirklich nicht!", meinte ich und musste lächeln. Kris erwiderte mein Lächeln jedoch etwas bedrückt. Anschließend gähnte er laut und legte plötzlich seinen Kopf auf meine Schulter. "Ich bin müde..", nuschelte er und lehnte sich noch mehr an mich an. Mein Herz hämmerte hastig gegen meinen Brustkorb und wieder verspürte ich dieses Kribbeln im Bauch. Aish..

Seine Mutter kam mit ein paar Keksen zurück und legte diesen vor uns auf den Tisch. "Sag mal Tao", sagte sie, als ich gerade einen Schluck meines Tee trank, "hast du eine Freundin?" Bei dem Satz verschluckte ich mich und musste kurz husten. Auch Kris wurde plötzlich hell wach und setzte sich wieder auf. "Mum!", rief er empört, "sowas fragt man nicht!"

"E-eh es i-ist so das ehh..", stotterte ich. "Tao du musst die Frage nicht beantworten.", versuchte Kris mich zu beruhigen.

"E-es ist so das.. ich nicht auf Frauen stehe." Für diesen Satz, hatte ich wirklich all meinen Mut zusammen genommen. Wieso ich ihre Frage beantwortet hatte, lag wahrscheinlich daran das Kris bei mir war. Er gab mir einfach Kraft und Mut. Dennoch hatte ich Angst, wie seine Mutter reagieren würde. Ich konnte ihr nicht mal in die Augen schauen, jedoch bereute ich es nicht, es ihr gesagt zu haben. Kris blickte kurz zu mir, ehe er seinen Blick zu seiner Mutter wand. Diese war wohl etwas sprachlos, da sie für einige Sekunden nichts gesagt hatte. "Ah so ist das also..", murmelte sie, noch etwas in Gedanken vertieft. "Ist ja nichts schlimmes~" Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck ihrer Tasse.

Sofort blickte ich geschockt zu ihr und auch Kris war etwas verwundert. "Ich mein du bist immer noch ein toller und netter Junge~" Sie lächelte mich freundlich an, während ich noch zu fassunglos war um etwas zu sagen. "D-danke..", stottertet ich, "m-meine Eltern haben nicht so t-toll reagiert.."

"Echt?", fragte sie verwundert, "sie..sie sind dagegen?" Ich nickte.

"Ok Mum das reicht!", meinte Kris und stand im selben Moment vom Sofa auf. "Komm Tao, gehn wir etwas spazieren" Er reichte mir die Hand und ich blickte abwechselnd zu ihm und zu seiner Mutter. Zögernd griff ich nach Kris Hand und stand gleich danach auf. "Ja geht ruhig spazieren aber nehmt einen Regenschirm mit."

"Ja Mum!", brummte Kris als wir zusammen zum Eingang gingen. Seine Mutter verabschiedete sich noch von mir und meinte ich könne jeder Zeit wieder kommen. Nachdem ich mich für den Tee bedankt hatte, verließen wir mit einem großen Regenschirm das Haus. Kris hatte mir noch einer seiner Jacken gegeben, da es draußen recht kalt war.

"Sorry wegen meiner Mum.. die ist immer so neugierig und nervig..", entschuldigte sich Kris nun zum 3. Mal. "Sie ist überhaupt nicht nervig! Finde ich.. ich habe mich echt wohl gefühlt ihretwegend und auch.. d-deinetwegend.." Am Ende senkte ich meine Stimme und realisierte erst im Nachhinein, was ich gerade gesagt hatte.

Freundschaftlich schlug er mir auf den Rücken und lachte dabei. "Kein Ding Bro!~" Auch ich lachte etwas. Jedoch eher verzweifelt, da er mir so fest auf den Rücken geschlagen hat das es schon weh tat.

Wir spazierten etwas durch die Gegend. Letztendlich begleitet mich Kris nach Hause.

"D-danke für heute Kris~"

Im Moment standen wir vor dem Wohnblock in dem ich lebte. Plötzlich schlug er seine Handfläche leicht gegen meine Stirn. "Spasst hör auf ständig danke zu sagen!", lachte er und fuhr mir durch die Haare. "A-aber wie soll ich den n-nicht danke sagen..!"

"Spasst bleib einfach in meiner Nähe. Das ist schon ein Dank genug", murmelte er noch lächelnd, ehe er mich kurz zum Abschied umarmte. "Bis morgen Panda Tao~"

"Panda..?", fragte ich verwirrt, "wieso Panda?"

"Jaha du siehst aus wie ein Panda mit deinen schwarzen Augenringen. Deshalb bist du mein kleiner Panda~" Sein Lächeln wurde immer breiter und ich auch musste etwas lächeln, wobei ich rot wurde.

Ich bin.. sein Panda..


my turn to cry » taoris [FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt