99| Der letzte Abschnitt | Teil 1

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E N E S

,,Dann würde ich dich jetzt dennoch versuchen zu küssen"

Amüsiert lachte sie über meine Aussage. Ich griff fester in ihr Fleisch und zog sie noch ein Stückchen näher an mich, bis ihr Körper an meinen andockte. Ihr angewinkeltes Bein lag auf mir und ließ mich ihre warme Haut spüren. Noch immer keine Spur von jeglicher Unsicherheit in ihrem Gesicht zu erkennen. Das freche Grinsen wurde jetzt bloß zu einem noch frecheren. Meine Nervosität wuchs immer weiter. Ich schaffte es nicht mehr sie zu verbergen und spürte, wie mein Körper Dinge tat, die ich nicht tun wollte. Meine Lippen zitterten unkontrolliert, was ich immer wieder versuchte mit einem Aufbeißen zu unterdrücken. Immer öfter schluckte ich aufgeregt. Mein Atem war unregelmäßig, wurde immer lauter und ich hatte absolut keine Chance dagegen anzukommen. Meine spannungslosen, kribbelnden Finger fuhren an ihren Nacken, während ich in ihr unbekümmertes, noch immer entspannt grinsendes Gesicht sah.

Unglaublich, wie ich sonst ein kleines Mädchen vor mir hatte und nun ich der kleine Junge vor ihr war.

Es brachte mich vollkommen um den Verstand ihr so nahe sein zu können. Sie nahm jede meiner Gesten an und fuhr nicht zurück. Mein Fehler war es, dass ich versuchte mich auf den Rhythmus des zischenden Wassers zu konzentrieren und meine Atmung mit diesem zu synchronisieren. Nur fing das Wasser an immer lauter zu klingen und immer schneller an Land zu prallen. Normalerweise sollte sich mein Kopf nun in ihre Richtung bewegen, doch mein Nacken fühlte sich an, als wäre er eingefroren. Sie erleichterte mir nichts. Kam mir kein Stück entgegen. Alles was sie tat, war mich grinsend dabei zu beobachten, wie ich mir nervös zum siebten mal über die Lippen leckte. Und immer wieder dachte ich mir ,Komm Enes. Das hast du doch schon ne Million mal gemacht', doch jedesmal, wenn ich so kurz davor war, sie küssen zu können, habe ich ganz plötzlich vergessen wie das ging. Abgesehen von dem einschüchternden Fakt, dass ich nie wusste was ihr durch den Kopf ging und eine peinliche Abfuhr das schlimmste war, was ich mir vorstellen konnte. Ich schluckte all diese Zweifel runter und näherte mich endlich ihrem Gesicht. Ihr Atem prallte mir direkt auf die angefeuchteten Lippen. Sie atmete ruhig und regelmäßig. Nur ihre Augen huschten wie verrückt hin und her. Der starke Wind gab mir den letzten Schubs, den ich benötigte und ich fühlte sie endlich wieder. Endlich spürte ich, auch wenns nur der winzig kleinste Quadratmillimeter auf ihrer Haut war, ihre zarte Lippe an meiner. Kaum spürbar, aber spürbar genug, um den Verstand zu verlieren. Gerade als ich bemerkte, wie sie glühte und vor Verlangen brannte, drückte ich, mit meiner Hand in ihrem warmen Nacken, ihr wunderschönes Gesicht näher an mich, um mich endlich in einen Kuss stürzen zu können, als das Wasser uns zuvorkam und eine eiskalte Welle uns pitschnass hinterließ. Kreischend zuckte sie zusammen und ließ sich, nachdem sie bemerkte was passiert war, lachend auf meinen Oberkörper fallen.

,,Urgh!" Wütend schlug ich in den Sand, während sie noch immer mit dem Gesicht in meiner Brust vergraben am Lachen war. ,,Was lachst du so?" Meckernd gab ich ihr einen Klaps auf den Hinterkopf, bevor sie zu mir auf sah und ich bei dem Anblick nicht anders konnte, als mit ihr zusammen zu lachen. ,,Du hättest dein Gesicht sehen müssen. Gezittert hast du", machte sie sich über mich lustig. ,,Hör auf zu lachen Popel!", warnte ich sie, während ich meins selbst nicht einmal zurückhalten konnte. ,,Gebibibibbert haben deine Lippen", amüsierte sie sich weiter. ,,Du kleine Hexe!" Ich packte sie unter den Achseln und rannte aufs Meer zu. Kreischend versuchte sie sich zu sträuben. Noch immer konnte sie nicht aufhören zu kichern.

Plätschernd lief ich mit ihr in meinem Griff ins Wasser. Es war noch so eisig, dass ihr der Atem wegblieb und sie sich an mich klammerte. ,,Enes, ich glaube ich kann hier nicht mehr stehen", schrie sie panisch auf. ,,Brauchst du doch nicht", flüsterte ich und schon änderte sich die Atmosphäre. Mir fiel das ruhigere Wasser auf, wie es nur ganz sanft gegen meinen Oberkörper plätscherte, um den ihre Beine geschwungen waren. ,,Ja klar! Jetzt bist du wieder ruhig nicht wahr?", klagte ich.

Ego vs. EgoWhere stories live. Discover now