65| Die Kleine, die dir den Kopf verdreht hat

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

Serkan stimme nun auch noch Tolga zu und sie fingen beide an mich auszulachen. Als würde das nicht genügen, hatte ich nun auch noch Leylas wütenden Blick auf mir liegen.

Ich konnte nicht glauben, wie viel Mut und Kreativität in diesem Popel steckte. Wie weit sie gehen würde, nur um eine beeindruckende Show abzuliefern, die ihr Ego pusht und mich dumm dastehen lässt. Die beiden Jungs steckten in so einem Lachanfall, dass ich angst hatte, sie würden ersticken.

Ich sah auf die Uhr und bemerkte, dass es bereits fast null Uhr war. Wie schnell die Zeit verflogen ist. ,,Komm, ich fahr' dich in dein Hotel zurück!", sprach ich zu Leyla und wir machten uns auf den Weg.

Ich merkte, wie bedrückt sie war, seit der Sache mit Aliya. Komischerweise hatte sie keine Fragen gestellt..
Ich hatte erwartet, dass sie mich ausfragen würde über Aliya und einen Aufstand machen würde, doch sie war still. Die ganze Fahrt über. Ich bemühte mich, Empathie für sie zu empfinden aber alles woran ich denken konnte, waren Liyas Hände an meinem Körper. Ihr Duft in meiner Nase und ihre giftigen Augen ganz nah an meinem Gesicht.

,,Heute ist mein letzter Tag hier. Ich fahre morgen wieder zurück nach Frankfurt.", riss mich Leylas Stimme aus meinen tiefen Gedanken, in denen ich dieses Szenario immer und immer wieder durchlebte.

Ich hielt an, als wir an ihrem Hotel angekommen waren. ,,Wollen wir noch etwas dort sitzen? Da ist eine Bank.. ziemlich abgelegen und allein'" , fragte sie mich schüchtern und ich willigte ein.

Unerwartet griff sie meine Hand, während wir zur Bank liefen und unerklärlicherweise ließ ich es zu. Ich weiß nicht, was in meinem Kopf vor sich ging. Ich dachte, dass Leyla mir dabei helfen würde mir über meine Gefühle klar zu werden, doch meine Gedanken wurden von Tag zu Tag wirrer. Es war wie, als würde jeder Mensch in meinem Leben eine Garnrolle in der Hand haben und sie willkürlich durch meinen Kopf werfen. Durch Leyla kam einfach eine Rolle mehr hinzu.

,,Ich fand die letzten Tage wirklich schön mit dir... Ich bin froh, hier her gekommen zu sein." Erneut riss sie mich aus meiner Gedankenwelt. Sie sah mir konzentriert in die Augen, als würde sie nie wieder wegsehen wollen. Ich erwiderte ihren Blick und sah in ihre dunkelbraunen, runden Augen. Durch das Licht der Laterne wirkte ihre Haut noch heller, als sie ohnehin schon war, doch mit jedem kleinen Millimeter, den wir uns näher kamen, erreichte das Licht der Laterne sie immer weniger und der Schatten meines Gesichtes warf immer mehr Dunkelheit auf sie.

Sie sah mir abwechselnd in die Augen und auf meine Lippen. Ich wartete. Ich ließ mir Zeit und wartete...auf ein Gefühl, auf irgendetwas, was in mir passieren sollte, aber nie eintraf. Dennoch lehnte ich mich weiter zu ihr. Ich kann nicht leugnen, dass sie eine lange Zeit ein wichtiger Mensch in meinem Leben war. Ich konnte nicht glauben, dass sie sich diesen weiten Weg von Frankfurt bis hier her zumuten konnte und das nur wegen mir.
Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und rutschte mit ihr sofort an meinen Hinterkopf.
Ich führte meine Hand, welche auf ihrem Bein war, langsam hoch an ihre Taille und zog sie leicht an mich ran. Ich konnte nun ihren unregelmäßigen Atem auf meinen Lippen spüren. Sie näherte sich noch das letzte Stück um den kleinen Spalt zwischen unsere Lippen zu schließen...

Doch bevor wir uns berührten, zog ich plötzlich meinen Kopf zurück. Mir war unerklärlich, wieso ich mir dieses mal so viel Gedanken um einen einfachen Kuss machte.
Wieso ich mich diesmal so schlecht fühlte dabei. Wieso ich nicht ihre Lippen berühren konnte.

Gekränkt seufzte sie und wandte ihren Blick zur Seite.
Ich traute mich nicht diese unangenehme Stille zu unterbrechen. Sollte ich mich entschuldigen?
Ich saß nur da und starrte sie hilflos an.
Noch nie überkamen mich so viele Schuldgefühle.. Doch wie konnte es meine Schuld sein, keine Gefühle zu empfinden?

,,Wie heißt sie?" Ihre leise Stimme tapste sich vorsichtig durch die Stille.
,,Wer?"

,,Die Kleine, die dir den Kopf verdreht hat."

Sie sah mich wieder an. Erwartungsvoll. Vielleicht mit einem Funken Hoffnung, dass ich keinen Namen nennen würde.
Ihre Frage traf mich wie ein Schlag in den Bauch. Genervt von mir selbst und von dem Chaos in meinen Gedanken, warf ich stöhnend meinen Kopf in den Nacken..
Einige Sekunden vergingen und meine Gedanken spielten verrückt. Als gäbe es einen Kampf in meinem Kopf, bei dem ich versuchte irgendetwas aus ihm zu löschen.
Ich wusste, dass das Chaos nur eines war, weil ich versuchte das Offensichtlichste zu verdrängen. Seufzend schüttelte ich den Kopf und senkte meinen Blick.

,,Aliya"

Ein Stromschlag durchfuhr meinen gesamten Körper.
Meiner Antwort folgte ein ganz leichtes ganz kurzes Lachen. Ein undefinierbares. Vielleicht war es, weil ich es so liebte ihren Namen zu sagen. Vielleicht war es, weil sie eine kleine, unberechenbare Hexe war. Vielleicht war auch ein Hauch Verletzlichkeit dabei. Vielleicht ein wenig Hoffnungslosigkeit. Vielleicht aber auch ein wenig Verwirrung darüber, wie dieser kleine Popel so viel mit mir anstellen und all das in mir auslösen konnte.
Doch am allermeisten steckte Angst dahinter. Angst davor, einzusehen, dass es kein Chaos gab, sondern die Antwort auf der Hand lag.

,,Autsch" Das einzige , was sie raus brachte mit ebenfalls einem kleinen Lachen.. doch ihres war nichts weiter als ein verletztes kleines Lachen. Ich wollte mich gerade bei ihr entschuldigen.. auch wenn ich nicht wusste für was, doch sie unterbrach mich.

,,Ich hab' eure Blicke gesehen.. Ich bin ja nicht blöd , aber .. ich wollte es nicht wahrhaben. Seit unserer ersten Begegnung bin ich Hals über Kopf in dich verliebt, Enes.. und das, obwohl ich wusste mit wem ich es zutun hatte. Ich wusste, was für ein Stein du bist und wie unfassbar unwahrscheinlich es ist, dass du jemals für jemanden etwas empfinden könntest. Ich war ein Jahr mit dir zusammen, obwohl du mir jeden Tag gesagt hast, dass ich dir zwar viel bedeute aber du mich nicht liebst. Ich habe mich gefühlt, wie der besonderste Mensch auf dieser Erde.. weil ich Enes etwas bedeute. Jeden Tag ging ein kleines bisschen mehr Hoffnung daran verloren, dass du vielleicht doch irgendwann mehr für mich empfinden würdest... aber verloren hatte ich meine Hoffnung nie komplett, weil ich das, was du für mich bisher empfunden hattest, mehr als nur wert geschätzt hatte... Einfach, weil ich wusste, dass sonst keine andere diese Ehre hatte.
Es gab immer eine Sache, die mich getröstet hat.. Ich hab immer gewusst, dass es nie ein Mädchen geben wird, die deine Aufmerksamkeit anzieht, die dein Interesse weckt, die Gefühle in dir auslösen würde. Ich hab' immer gewusst, was für ein kalter Brocken du bist. Eiskalt und gefühllos... Und jetzt ? Sieh dich an. Ich kam zurück und du warst irgendwie noch genau der selbe aber gleichzeitig stand vor mir ein ganz anderer Enes. Ein Enes, der in seinen Gedanken versunken war.. andauernd. Einer, der sofort auf sein Handy blickte, wenn es vibrierte..als würde er sehnsüchtig auf genau eine Nachricht warten. Einer, der am Wochenende nicht feiern wollte.
Einer, der sich nicht mehr umdrehte, wenn ein Mädchen vorbei lief. Verdammt Enes... Du hast während unserer Beziehung jedes hübsche Mädchen sogar neben mir angestarrt, aber in den letzten Tagen, war dein Blick durchgehend gesenkt.. Wir saßen Stundenlang in diesem Café.. Es war gefüllt mit unzähligen schönen Mädchen.. Du hast nicht eine einzige wahrgenommen... bis sie das Café betrat.." Sie pausierte, um den Knoten in ihrem Hals, der immer hörbarer wurde, runterzuschlucken.

,,Deine Worte letztens im Park.. ich war so unfassbar verwirrt darüber, dass so etwas deinen Mund verlassen konnte.. Aber diese Worte galten Ihr, nicht wahr ?"
Mit wässrigen Augen sah sie mich erwartungsvoll an und ich biss mir auf die Lippe, als ich nichts weiter tun konnte, als zu nicken.

,,Ich hab immer gehofft, dass ich es wäre und ich bin mir mehr als nur sicher, dass es noch hundert andere Mädchen gibt, die genau das selbe gehofft haben... Aber ich hab' dich noch nie so erlebt und ich weiß, dass das auch niemals wieder geschehen wird.. Du wirst mir nie aus dem Kopf verschwinden.....
Es überrascht mich nicht, sie ist hübsch.."

,,Wunderschön", unterbrach ich sie ungewollt. Sie sah mich mit zittrigen Lippen an.
,,Ich kann nicht glauben, dass es ein Mädchen gibt, die dir so hart den Kopf verdreht hat. Erzähl mir von ihr.. ! Ich will wissen, wie sie das geschafft hat"

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Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt