57| Ich krieg'dich jedes mal damit

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Willst du mich verarschen oder so ? Was soll der Scheiß?", ertönte ihre stechende Stimme, als ich ihr gerade den Rücken zugedreht hatte.

Die Hexe hat gerade ernsthaft wieder mit mir geredet. Nach all dieser Zeit und das waren die ersten Worte, die ich von ihr zu hören bekam. Typisch.

Mein schiefes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Ich wusste besser als jeder Andere, wie man sie provoziert, wie man sie ärgert und wie ich ihre Aufmerksamkeit bekommen konnte. Bevor ich mich wieder zu ihr umdrehte, lies ich mein Lächeln natürlich schnell verschwinden.

Wenn ich nach Monaten schon die Ehre habe, sie wieder zu ärgern, dann soll sie schon so richtig zum brodeln kommen.

Ich schüttelte fragend mit dem Kopf, als hätte ich keinen blassen Schimmer, wovon sie sprach und zog noch weiter ungestört an meiner Zigarette.
Als hätte ich nicht gerade die schwitzigsten Hände, weil ich nach so langer Zeit ihren Duft durch meine Nase ziehen und ihre Nähe wieder spüren konnte.

,,Was sollte das gerade?", fauchte sie mich mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem feurigen Blick, der es mir jedesmal antat, an.

,,Du kannst hier nicht einfach Typen anschleppen" Ich kam ihr einen Schritt näher, versuchte dennoch locker zu bleiben.

Ich wusste, es würde sie umso mehr provozieren, wenn ich keinen emotionalen Trieb aufwies, da es sie verwirren wird. Sie wird nicht wissen, wie sie mein Handeln einordnen soll.
Ich kenne sie viel zu gut und langsam wurde es Zeit, dieses Spiel umzudrehen.

,,Ich kann tun und lassen was ich will!"
Schon zückte sie wütend ihren bedrohlichen Zeigefinger.

Mein liebster Anblick.

,,Nicht in meiner Gegenwart!", zischte ich. Das Licht der Laterne schien direkt auf ihr Gesicht und ich sah ihr ernst in die Augen. Sie leuchteten in einem schönen, hellen aber kräftigen Grün. Zur Mitte hin wirkte es schon beinahe gelb und einige kleine braune Sprenkel waren zu erkennen. Es sah aus wie ein Kunstwerk aus dem Museum.

,,Es ist mir scheiß egal was du sagst oder denkst!", schrie sie mich beinahe an. Sie wusste gar nicht, wie sehr mir dieser Anblick gefiel. Ich hatte es seit dem ersten Tag an geliebt sie zu provozieren und sie wütend zu machen nur, um sie so sehen zu können.
Diesmal war es anders. Diesmal war sie wirklich wütend auf mich und das schon seit Monaten. Ich dachte immer ich wäre stur aber sie ? Anderes Level.

,,Wer ist dieser Clown überhaupt? Dein neuer Freund?", fragte ich sie mit ernster Stimme. Meinen Blick wendete ich nicht eine Sekunde von ihr ab.

,,Neu? Es gab doch keinen Alten" Ihr provokanter Ton fuhr mir sofort unter die Haut

,,Rede richtig mit mir!" , mein Kiefer spannte sich langsam an und ich verringerte den Abstand zwischen uns ein Stückchen mehr.

,,Da war kein einziger Fehler im Satz", provokant zuckte sie mit einem amüsierten Gesichtsausdruck mit den Schultern. 
Diese Kleine Hexe.

,,Aliya, werd' nicht frech!", warnte ich sie.
,,Sag mir nicht, was ich zu tun hab!" Sie drückte mich mit beiden Händen weg. Ich denke, das sollte ursprünglich ein Schubsen darstellen.
,,Werd nicht frech hab' ich gesagt!", mein Kiefer spannte sich immer mehr.
,,Merkst du nicht, dass du mir scheiß egal bist?", fauchte sie mich giftig an und wollte mich wieder wegschubsen.
Ich schnipste sofort meine Zigarette weg, hielt ihre Arme fest, mit denen sie mich gerade zurück stoßen wollte und in der nächsten Sekunde drückte ich sie, mit meinen Händen an ihrer Hüfte, gegen die Wand.

,,Werd nicht frech, habe ich gesagt" , hauchte ich ihr ins Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Ein leichtes, triumphierendes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich bemerkte, wie sie ruckartig einatmete. Ich hielt sie nicht doll fest. Meine Hände lagen nur auf ihrer Hüfte. Ohne Druck. Sie hätte jeder Zeit die Möglichkeit sich zu lösen, wenn sie wollte.
Ich kam noch einen letzten Schritt näher und schloß somit die letzten Zentimeter, die noch übrig geblieben waren.

,,Ich bin dir also scheiß egal ja ?"

Ich leckte mir über die unter Lippe, als ich bemerkte, wie ihr Blick zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her huschte.

Ein zögerndes Nicken war die einzige Reaktion, die ich von ihr bekam.

Die kühle Abendluft wehte durch mein Shirt und bereitete mir eine leichte Gänsehaut. Vielleicht war es auch ihr Anblick. Ich war mir nicht ganz sicher. Ich legte meinen Kopf zur Seite und stütze eine Hand neben ihrem Kopf an der Wand an.
,,Mhh.. ich verstehe", lehnte ich mich etwas zu ihr und flüsterte ihr ironisch, mit einem unverkneifbaren Grinsen, ins linke Ohr.
Sie sah mich von unten nach oben an. Schluckte mehrmals. Ihr Blick rutschte unkontrolliert in meinem Gesicht hin und her. Ihre Lippen waren Zittrig.
Ihr fiel eine Strähne vor die Augen. Genau als sie ihre Hand heben wollte, um diese Strähne zu entfernen, griff ich nach ihr und hinderte sie daran. Ich strich ihr die Strähne langsam aus dem Gesicht und sie zuckte etwas mit dem Kopf. An ihrem Blick änderte sich nichts.
Ich kenne diesen Blick. Ich hatte ihn gespeichert. Er hatte sich eingefressen in meinem Kopf. Ich würde niemals die Momente vergessen können, in denen diese kleine Hexe verunsichert und nervös war. Diese Momente könnte ich an einer Hand abzählen. Dieser hier, war genau einer solcher Momente. Ich machte sie wieder nervös. Sie könnte so sauer auf mich sein wie sie wollte, ich wusste, dass ich sie jedes mal wieder nervös machen würde, wenn ich wollte.

,,Warum hast du dich dann so um mich gesorgt im Sportunterricht?"
Sie nahm Luft und ihr Mund öffnete sich um etwas zu sagen, entschied sich dann doch noch dagegen und blickte zur Seite.

,,Du hättest auch meinen Arm runter schlagen können vorhin oder etwas sagen können. Bist aber still geblieben"
Ich grinste sie noch weiter an.

,,Ich wollte es nicht peinlicher machen, als es eh schon war" Leise versuchte sie sich rauszureden aber ich glaubte ihr kein Wort. ,,Und jetzt ? Wieso bewegst du dich jetzt nicht weg ? Ich halt' dich nicht fest, Popel" Ich lachte leichte auf, da ich ein siegreiches Gefühl in mir spürte.

Endlich hatte ich es geschafft, diese eiskalte Fassade von der Hexe zu brechen.. auch wenn es nur für einen Moment war. Ich wusste genau, dass sie danach trotzdem nicht mit mir sprechen und mich dennoch weiterhin ignorieren würde. Dieser winzige Moment wäre bei jedem anderen unbedeutend.. bei ihr war das aber der größte Triumph, den man je erlangen könnte... und ich war mir sicher, dass nur ich es war, der dazu in der Lage war.

Ich drehte mit einem Finger ihren Kopf wieder zu mir. Sie schluckte, als sie mich wieder ansah und verankerte sofort ihren Blick mit meinem.

,,Ich krieg dich jedes mal damit, das weißt du"
Lachend gab ich ihr einen Stups auf die Nase, entfernte mich wieder von ihr und ließ sie genauso dort stehen.

,,Schlaf gut Popel", rief ich noch auf meinem Weg ins Haus, ohne mich nochmal umzudrehen.

Ego vs. EgoWhere stories live. Discover now