24|Fühlst du dich unwohl?

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Ehm...Hast du hunger oder so ?", fragte ich vorsichtig. Man weiß nie. Frauen sind komische Geschöpfe. Mit vollem Magen wie friedliche Schmetterlinge und hungrig auf einmal wie ein Stier, dass ein rotes Tuch sieht. ,,Komm rein!", schrie sie mich jetzt an.
Ich betrat etwas ängstlich das Haus. ,,Ich besorg' dir einen Cheeseburger wenn du willst?", versuchte ich ihre Laune wieder zu heben. ,,Ich habe keinen hunger!", schrie sie, während sie vor mir die Treppen hoch lief.
Sie blieb kurz stehen. ,,Okay... ein bisschen", fügte sie hinzu. Sie öffnete die Tür zu einem Raum, welchen wir unmittelbar danach auch betraten.. ich schätze wir befinden uns in ihrem Zimmer. Alles war weiß und sehr ordentlich und organisiert. Ein Regal gefüllt mit vielen, vielen Büchern waren die einzige Spur von Farbe in diesem Raum.

,,Was ist dein Problem?", fragte ich vorsichtig. ,,Ich weiß nicht was ich anziehen soll.", schmollte sie und machte eine Geste mit der Hand auf ihr Bett gerichtet, die darauf hindeutete, dass ich mich hinsetzen sollte. Ich setzte mich auf die weiße flauschige Decke auf ihrem Bett und sah sie mehr als verwundert an.. es dauerte einige Sekunden bis ich bemerkte, was sie mir gerade ernsthaft gesagt hatte.

Ich klatschte mit meiner Hand gegen meine Stirn. ,,Das ist nicht dein Ernst, oder?"
,,ich war noch nie in einem Café... ich weiß nicht was man da anzieht", sie riss ihren Kleiderschrank auf. ,,Kann man da mit Jogginghose hin? Oder muss es eine Jeans sein? Und wenn's eine Jeans ist , reicht eine normale oder darf die keine Risse haben ? Oder muss man..", ich unterbrach ihr wirres Gelaber. ,,Wir gehen in ein Shisha Café, nicht ins Hilton Hotel. Zieh an was du willst", sagte ich lachend.

Ich stand auf und lief zu ihrem nach farben sortiertem Kleiderschrank. Wer sortiert seine Kleidung nach Farbe ? Ich stand kurz davor und sah mir die Kleiderstange an. ,,Hast du auch Oberteile die ganz sind ?.. oder nur solche Stofffetzen?", sagte ich, während ich ein viel zu kurzes Oberteil ein wenig aus der Reihe zog. Sie schlug meine Hand weg. ,,Das sind crop Tops du Höhlenmensch", zickte sie mich an.

,,Geh raus, ich zieh mir dann irgendwas an einfach", sagte sie und warf die Hände etwas hoch dabei. ,,Nein warte", stoppte ich noch kurz und zog etwas aus ihrem Kleiderschrank. ,,Hier, trag das", sagte ich, verließ ihr Zimmer und hörte wie sie es von innen sogar abschloß..

Sie muss mir wirklich sehr vertrauen.

Nach einer Weile kam sie raus und ich seufzte Kopfschüttelnd. ,,Was?", fragte sie genervt. ,,Dass du für diese halben Kleidungsstücke wirklich Geld ausgibst, ist unglaublich", kommentierte ich ihr Oberteil, was typischerweise viel zu kurz war .
,,Klappe oder ich sag Damla, dass sie nicht kommen soll" Sie sah mich wütend an.

Ich hielt einfach meine Klappe und wir liefen zum Auto. Die hat definitiv hunger.
,,Sollen wir Damla irgendwo abholen?", fragte ich sie und befestigte mein Handy vorne. ,,Ne, sie kommt direkt dahin", gab sie gelangweilt wieder. ,,Du hast echt kein Bock, kanns sein?", fragte ich sie. ,,Ich verlass nicht gerne mein Haus", lachte sie leicht. ,,Ungewöhnlich für ein Mädchen in deinem Alter", fügte ich hinzu.

Einige Minuten nachdem wir losgefahren sind nahm sie auf mein Handy in die Hand. ,,Code?", fragte sie, als wäre es das selbstverständlichste. ,,Eh.. 2108", teilte ich ihr nach leichtem Zögern mit. ,,Wieso?", fragte ich dennoch, weil man dieser Hexe nicht vertrauen kann. Ich würde ihr alles zutrauen. ,,Beruhig dich. Will nur Musik wechseln", sagte sie und änderte das Lied.

Wir parkten nach einer Zeit, stiegen aus dem Auto und liefen ins Cafe. Sie lief etwas schüchtern hinter mir her. Als wir zu unseren Plätzen liefen, blieb sie die gesamte Zeit hinter mir. Ich setzte mich hin und sie setzte sich gegenüber von mir. Ich bückte mich etwas nach vorne zu ihr und gab ihr mit der Hand ein Zeichen, dass sie auch ein wenig näher kommen sollte, was sie anschließend auch tat. ,,Willst du dich nicht lieber neben mich setzen?", fragte ich in einem etwas lauteren Ton, da im Cafe mittelstarke Musik lief. ,,Nein", sagte sie vollkommen emotionslos.

Ich lehnte mich erneut nach vorne ,,Dann können Damla und Mert nebeneinander sitzen", teilte ich ihr mit.
Sie rollte ihre Augen, stand dann aber auf und kam rüber zur anderen Seite. ,,Nimm den Arm runter", befahl sie mir, bevor sie sich setzte.
Ich musste schmunzeln, nahm aber dennoch meinen Arm von ihrer Sitzlehne runter.

Damla und Mert kamen nach einer kurzen Zeit dazu und wir verbrachten einige Stunden im Cafe. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Er brachte sie oft zum Lachen und man konnte ihre Verlegenheit deutlich sehen, wenn er neben ihr war.

,,Ich schwöre Liya, als du das erste mal in die Klasse kamst dachte ich du willst uns alle umbringen so wie du geguckt hast", brachte Mert uns alle am Tisch zum lachen, als wir gerade darüber sprachen, wie böse Liya immer guckt. ,,Dann hast du angefangen zu reden und ich dachte mir nur ok, Minnie Mouse steht vor mir", fügte er hinzu und erneut lachten alle am Tisch. Das stimmt. Ihre Stimme klingt echt wie Minni Mouse. ,,Aber hättest Enes Reaktion sehen müssen, als du in die Kl..", ich gab Mert einen Tritt unter dem Tisch und er brach seinen Satz ab.

So ein Idiot. Sowas kann er doch nicht raushauen.

,,Was?", fragte Liya nach. ,,Nichts", antwortete Mert einfach. Sie schaute etwas verwirrt aber unterhielt sich dann kurz mit Damla und die beiden kündigten an, dass sie auf die Toilette gehen würden. Immer noch ein Phänomen, wieso Mädchen nie alleine aufs Klo können.

Die beiden Mädchen standen auf und verschwanden im hinteren Gang. ,,Bruder dein Ernst?!",  meckerte ich Mert an. ,,Sorry! War aus Versehen", antwortete er mir lachend.

Ein Handy auf dem Tisch vibrierte. Ich sah kurz auf meins, aber meins war es nicht.
Es war Liya's Handy, was neben mir auf dem Tisch lag und aufleuchtete. Ich schielte rüber und sah eine Nachricht von Caner auf instagram. ,,Kannst du in 3 Tagen ?", schrieb er. Was will er von ihr ? Haben die sich für ein Treffen verabredet ?

Die beiden kamen wieder und wir saßen noch eine Weile. Mert und Damla waren schon lange in ihr eigenes Gespräch vertieft.
Ich bemerkte die gesamte Zeit über, dass etwas mit Liya nicht Stimmte. Sie zeigte eine Spur von Unsicherheit. Ich hab' sie noch nie so gesehen. Es ist kaum bemerkbar und würde wahrscheinlich niemandem auffallen. Sonst wirkt sie immer so sehr selbstsicher und als würde sie nichts und niemand um sie herum interessieren. Jede Reaktion ist kalt und emotionslos.

Aber jetzt hatte ich das Gefühl, sie fühlte sich nicht wohl. Ihr Bein Wackelte und sie pulte an ihrer Lippe. Ich lehnte mich leicht zu ihr , um in ihr Ohr zu sprechen ,,Fühlst du dich unwohl?", fragte ich sie etwas leiser, damit es keiner von den beiden mitbekommt. Sie sah mich mit ihren großen grünen Augen an wie ein kleiner Welpe und nickte auf die unschuldigste Art und Weise die ich je gesehen hab, was mich ein wenig zum Lachen brachte. Ich versuchte  es zu unterdrücken, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie auslachen würde.

,,Wieso?", fragte ich. Diesmal lehnte sie sich zu mir rüber und kam meinem Ohr näher. Sie stüzte eine Hand auf meiner Schulter ab und flüsterte fast. ,,Ich bin sowas nicht gewohnt, aber alles gut"

Ich klopfte 2 mal leicht auf den Tisch um die Aufmerksamkeit der anderen Beiden zu bekommen. ,,Mert, fährst du Damla nach Hause ?", fragte ich ihn. ,, Ja.. ehm also falls du das willst", fragte er Damla und sie nickte. ,,Wir stehen dann schonmal auf ja ? Ich muss noch meiner Mutter bei etwas helfen", log ich. ,,Ok Bruder! Wir sehen uns", verabschiedete sich Mert von mir und Damla reichte ich kurz die Hand. Liya sah mich verwirrt an aber  verabschiedete sich dann auch von den beiden.

,,Wieso hast du gelogen ? Wir hätten doch noch bleiben können.. ich hätte auch alleine gehen können", sagte sie mir im Auto... aus Verlegenheit wie ich es vermute. ,,Hab gemerkt, dass du dich unwohl fühlst. Ich fahr dich nach Hause", sagte ich.

Ihr Handy klingelte und sie telefonierte anscheinend mit ihrer Mutter. Das Telefonat hörte sich jedoch nicht besonders gut an..

Ego vs. EgoWhere stories live. Discover now