25|eine Fassade

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

Ich fuhr schonmal los, war jedoch einwenig besorgt wegen ihres Telefonats.

,,Wann kommt ihr wieder ?", flüsterte sie schon fast ins Telefon. ,,Passt auf euch auf", sagte sie , bevor sie das Telefonat beendete.

Sie steckte ihr Handy weg und nahm Kommentarlos meins zur Hand, um mal wieder die Musik zu wechseln. ,,Alles ok?", fragte ich vorsichtig. ,,Nein. Wie kannst du jeden Tag diesen Deutschrap Scheiß hören?", antwortete sie mir , als wäre nichts gewesen.
,,Ich meine wegen des Telefonats" Ich wusste, dass sie mich schon beim ersten mal verstanden hatte aber bewusst das Thema wechseln wollte. ,,Ja", sagte sie trocken während sie weiter Spotify auf meinem Handy durchstöberte.

Ich fragte nicht weiter nach. Die restliche Fahrt verging ziemlich ruhig und ich merke, wie sie an der Haut ihrer Lippen pulte. ,,Übrigens hab ich die Nachricht von Caner gesehen", teilte ich ihr mit. ,,Schön für dich", zickte sie .. wie es auch zu erwarten war.

,,Warte .. kontrollierst du jetzt mein Handy oder was ?"
,,Es lag im Cafe auf dem Tisch. Hab raufgeschaut.. so wie du auch auf meins geschaut hast" Ich musste etwas schmunzeln, da sie nach meinem letzten Satz ihren Blick von mir abwendete.. als hätte ich sie bei etwas verbotenem erwischt. ,,Denkst du ich hab das nicht gemerkt ?" , lachte ich nun. Sie sah immernoch raus aus dem fenster aber ich konnte ein kleines Schmunzeln erkennen. 

,,Bist du jetzt alleine zu Hause ? Das klang nämlich so beim Telefonat mit deiner Mutter", fragte ich sie nochmal, nachdem ich geparkt hatte. ,,Ja.. Meine Mutter muss für ein paar Tage wieder zurück nach Berlin.. einige Sachen noch erledigen und sie hat meinen Bruder mitgenommen, damit ich hier nicht alleine auf ihn aufpassen muss", teilte sie mit mir, was mich etwas überraschte. Ich hab eher mit einem kalten ,nö' oder ähnlichem gerechnet .

Ich hab noch nie ein Mädchen gesehen, die noch nicht ein einziges mal versucht hat mich auf irgendeine Art und Weise zu beeindrucken oder nicht meine Aufmerksamkeit sucht.
Nicht, dass ich das wollen würde.. aber es verwunderte mich einfach.

,,Achso",sagte ich nur und stieg aus dem Auto.
Sie stieg ebenfalls aus. ,,Liya", rief ich noch bevor sie ihr Haus betrat. Sie drehte sich um und sah mich fragend an. ,,Danke, dass du mir den Gefallen heute getan hast", bedanke ich mich bei ihr. Sie nickte nur.

,,Ach Enes", rief sie, bevor sie die Tür wieder zumachte. ,,Ich wollte dir den ganzen Tag schon was sagen.. aber ich wollte auf den richtigen Moment warten..", ich war verwirrt. ,,Was denn?", fragte ich neugierig. ,,Du hast.. dein T-Shirt falsch rum an.." Sie fing an zu kichern und schloß ihre Tür hinter sich zu.  

Diese kleine Hexe hatte recht.. Sie hat mich den ganzen Tag so rumlaufen lassen ohne mir etwas zu sagen. Das kriegt sie zurück.

Zuhause angekommen zog ich mein T shirt schnell richtig an und verschwand in meinem Zimmer. Alle anderen waren bereits am Schlafen.
Da ich noch gar nicht müde war sprang ich von App zu App um meine Langeweile zu vertreiben. Meine Langeweile war jedoch so groß, dass ich anfing Mädchen zu antworten, deren Existenz ich schon längst vergessen hatte. Vielleicht statte ich einen von ihnen einen Besuch ab. Ist nur eine Frage der Zeit, bis mich eine von ihnen Fragt. Ich tippe darauf, dass Svetlana die erste sein wird.. Hoffe aber eher auf Aylin.. etwas mehr mein Typ.

,,Willst du vorbei kommen? Meine Eltern sind nicht zu Hause", Siehe da, nach nur circa zwei Stunden war doch Aylin die erste. Ich überlegte kurz ob ich wirklich Lust auf den Weg dahin hatte.. Stand dann aber trotzdem auf. Meine Langeweile war viel zu groß. Ich setzte meine Cap auf und zog mir meine Schuhe an.
Als ich gerade zum Auto lief, bemerkte ich, dass noch das Küchen und Wohnzimmerlicht in Liyas Haus brannte. Ich ging kurz ums Haus herum. Alle ihre Lichter sind an. In jedem Raum.. aber sie war doch alleine zu Hause ?

Hatte sie etwa Angst? Ich überlegte kurz und entschied mich dann sie anzurufen.

,,Was willst du schon wieder ?", bekam ich zu hören. ,,Ich fress' einen Besen wenn du einmal normal ,Hallo' sagst"
,,Enes, was wills du ?", fragte sie genervt.
,,Was machst du ?", fragte ich sie.
,,Nichts", antwortete sie.
,,Wieso sind alle deine Lichter an ?", fragte ich. ,, Ehm ... Damit ich etwas sehen kann", zitierte sie schon fast Rotkäppchen.
,,Hast du angst alleine ?", fragte ich sie einfach direkt. Sie zögerte etwas. ,,Enes du nervst", antwortete sie gereizt, bevor sie auflegte.
Ich glaube das bestätigt meine Vermutung.
Aylin muss dann wohl ausfallen heute.

Ich ging wieder zurück ins Haus und nahm 2 Redbull Dosen mit und lief zu Liyas Haustür. Ich musste nicht lange nach dem klopfen warten, bis sie mir die Tür öffnete. Eingewickelt in einer Decke, aus der nur ihr Kopf raussah, stand sie vor mir und brachte nur ein verlegenes ,,Hallo", raus. ,,Frisst du jz wie versprochen einen Besen?"
Ich musste etwas lachen. Sie öffnete die Tür etwas weiter und trat zur Seite. Ich betrat das Haus und zog meine Schuhe aus, bevor sie mich noch angreift wie beim letzten mal. ,,Ich will nur klarstellen, dass ich keine Angst hatte", versuchte sie wieder cool zu wirken.
,,Ist schon ok Popel", lachte ich etwas.

Wir gingen rauf aufs Dach und setzten uns auf auf den Boden auf zwei Kissen. Sie hatte Lichterketten am Geländer angebracht und einigen Pflanzen aufgestellt. ,,Sieht gemütlich aus hier"
Ich reichte ihr die Dose, die ich mitgebracht hatte. ,,Danke.. warum bist du hier?", fragte sie leise.
,,Ich hatte angst zu Hause" , lächelte ich sie an und brachte sie damit etwas zum Lachen. Wir unterhielten uns eine Weile über viele verschiedene Themen und ihre Denkweise faszinierte mich manchmal. Sie hat zu vielen Dinge eine sehr ausgeprägte und interessante Meinung. Wir führten viele tiefgründige Gespräche über die unterschiedlichsten Themen. Das Gespräch wurde ganz natürlich aufrecht erhalten.

,,Weisst du wie jeder in der Schule über dich redet ?", fragte sie mich. Die Frage überraschte mich etwas.. ,,Wie kommst du jetzt darauf ?", äußerte ich meine Verwirrung. ,,Alles was man über dich hört ist: Er ist so ein Arschloch. Er ist so arrogant. Er hat so ein perfektes Leben. Er kriegt jedes Mädchen wenn er will. Man sollte sich nicht mit ihm anlegen. Und vieles mehr", teilte sie mir mit. Ich wusste noch nicht worauf sie hinaus wollte. Sie drehte sich zu mir und sah mich nun an. Es war sehr dunkel . Das Licht ihrer Lichterketten und das des Mondes waren die einzige Lichtquellen.

,,Ich glaube das ist alles nur eine Fassade", sagte sie und sah mir dabei in die Augen. Ich war ein wenig sprachlos .. Wusste nicht genau, was ich sagen sollte.

,,Witzig, dass du das sagst Popel. Genau dasselbe dachte ich auch über dich" Ich lehnte mich zurück und stütze mich auf meinen Händen ab.

,,Wie kommst du drauf ?", fragte sie mich nun verwirrt. Ich atmete tief ein um meine Gedanken zu sammeln.

,,Naja..Du umgehst unangenehme Fragen wie ein Profi. Du hast nicht wirklich Freunde, weil du dich niemandem öffnen willst. Du kaust auf deinen Lippen und pulst die Haut ab wenn du gerade in deinen Gedanken versunken bist. Du magst es nicht wenn jemand dir einen Gefallen tut. Du fühlst dich dann unwohl, weil du denkst, du würdest jemandem zur Last fallen. Du redest nicht gerne über deinen Vater und zudem sieht man in eurem Haus nirgendwo Bilder von ihm, was bedeuten muss, dass da irgendwelchen Probleme hinter stecken. Du hattest noch nie einen Freund, weil du niemandem vertraust. Ich schätze das hat auch was mit deinem Vater zutun. Genauso wie das Telefonat mit deiner Mutter etwas damit zutun hatte, wie ich vermute... Oh und du stehst nicht gerne im Mittelpunkt. Du wirkst wie ein gefühlsloser Eisblock mit einem riesigen, scheinbar unkaputtbarem Selbstbewusstsein.. aber ich kauf dir das nicht ab..." Ich zwinkerte ihr provokant zu und sah in ihr  erstauntes Gesicht. Sie löste ihren Blick von mir, sah lächelnd auf den Boden und schüttelte ihren Kopf. ,,Du bist so ein Arschloch, weisst du das ?", sagte sie lachend.

Ego vs. EgoWhere stories live. Discover now