76| Während er ihr Herz eroberte

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

Ich öffnete mühsam meine Augen, als ich bemerkte, dass der Bus langsam zum Stehen kam.

Vollkommen verschlafen versuchte ich durch das Fenster zu erkennen, ob wir schon angekommen waren doch es war leider nur eine Raststätte, an der wir anhielten... was mir auch zu Gute kam, da ich seit einer gefühlten Ewigkeit auf die Toilette musste.

Ich hätte auch die Bustoilette benutzen können, aber wer sich das antut ist kein Mensch.

,,Oh" kam es überrascht aus mir heraus, als ich bemerkte, dass ich nicht aufstehen konnte.

Gähnend rieb ich mir meine Augen, weil ich mir einbildete, dass ich dann klarer denken könnte.

Oh.. Sie ist auf meiner Schulter eingeschlafen.

Klar. Hass mich aber benutz mich als Kissen.

,,Junge beeil dich mal!", schrie Serkan schon fast.

,,Psshht!", zischte ich los und hielt mir dabei den Zeigefinger an den Mund. Tolga, Serkan, Mert und Damla standen alle neben meinem Sitzplatz und sahen mich grinsend an. ,,Kommst du nicht mit ?", fragte Tolga und ich schüttelte nur den Kopf. ,,Junge du meintest vor zwei Stunden, dass du auf Klo musst. Bis zum Hotel dauert es bestimmt noch", fügte er hinzu.

,,Nein nein nein!", flüsterte ich schnell, um Damla davon abzuhalten Liya aufzuwecken ,,Schon ok! Geht ihr. Ich Halt's schon aus"

Lachend schüttelten sie mit dem Kopf und sie verließen den Bus ohne mich.

Wenn du Popel wüsstest, dass ich wegen dir gerade sowohl auf meine Pinkel- als auch auf meine Raucherpause verzichte.

Ihre Beine hatte sie angezogen und ihre Arme vor ihrem Körper verschränkt. Sie sah aus, als wäre ihr kalt. Besonders gemütlich sah diese Position auch nicht aus. Behutsam rutschte ich ein wenig nach Außen und versuchte sie ganz langsam so hinzulegen, dass sie ihren Kopf auf meinem Schoß ablegen konnte.

Das letzte mal, dass ich so konzentriert war, war beim Doktor Bibber spielen. 

Nachdem ich sie erfolgreich auf meinem Schoß abgelegt hatte, konnte ich endlich wieder aufatmen. Behutsam deckte ich sie noch mit meiner Jacke zu.

Irgendwie bescheuert. Sie bekommt davon nichts mit aber trotzdem ist es mir wichtig, dass sie es gemütlich hat und nicht friert oder sie niemand weckt.. Bescheuert aber gleichzeitig hab ich es so am liebsten... Ihr etwas Gutes zu tun, ohne dass sie davon was mitbekommt. Ich möchte für nichts was ich tue im Gegenzug etwas von ihr bekommen, noch nicht einmal ein Danke. Sie hat so große Vertrauensprobleme, dass es unmöglich ist ihr einen Gefallen zu tun, ohne dass sie denkt es erwartet sie im Anschluss etwas schlechtes. Deswegen wollte ich ihr nichts von der Sache mit Momo erzählen, weil ich es nicht getan hab, damit sie sich bei mir bedankt oder in meiner Schuld steht, sondern weil mir ihr Wohlbefinden wirklich wichtig war.. genauso wie jetzt. Nichts was ich tue mache ich, weil ich irgendwelche Pluspunkte oder ähnliches bei ihr sammeln möchte. Sie kann mich danach ruhig weiter hassen.. ihr soll jetzt nur nicht kalt sein.

Kurz räkelte sie sich etwas und ich betete, dass sie nicht aufwachen würde. Sobald sie das tun würde, würde sie wieder ihren genervten Blick aufsetzen und nicht mit mir sprechen. Traurig, dass ich an diesem Moment so festhalte, auch wenn ich weiß, dass er keine Bedeutung hat.

Sie ist so friedlich wenn sie schläft. Zu beobachten, wie sich ihr Brustkorb langsam hebt und senkt hat schon beinahe eine beruhigende Wirkung. Wenn sie schläft gleicht sie einem Engel. Man erkennt sofort die noch kindlichen Züge in ihrem Gesicht. Ihre vollen Wangen und ihr kleiner Mund. Überhaupt nicht mehr so angsteinflößend, wie wenn sie wach ist und jedes ihrer Worte dein gesamtes Selbstwertgefühl nieder trampeln können.

Ego vs. EgoWhere stories live. Discover now