~33~

15.6K 818 17
                                    

Als die Reporter endlich fort und alle Glückwünsche der Amwesenden und alle Gespräche mit den Beratern und dem Königspaar geführt waren, gab es für Mirolan und mich immer noch keine Zeit zur Ruhe.

Wir hatten David eingesammelt, der gerade Dienstende hatte und waren zu Chloés Zimmer gegangen.

Es dämmerte draußen bereits, als wir anklopften und das zierliche Mädchen uns die Tür öffnete.

Etwas überrumpelt schaute uns das Mädchen an. "Ich hatte nur Euch erwartet", sagte sie zum Prinzen, hielt uns aber dennoch die Tür auf.

"Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich Yora und Officer Liónal eingeweit habe", Mirolan trat an den runden Tisch, der mittig im Raum stand und setzte sich auf einen Stuhl, "Aber ich versichere dir, sie sind beide vertrauenswürdig und werden niemandem etwas sagen"

Chloé nickte stumm, wobei sie leicht errötete und bot uns beiden einen Stuhl. Obwohl ich jetzt gerne Mirolan's Hand ergreifen wollte, ließ ich es sein. Ich hielt es für unhöflich, da es jetzt nicht um mich oder ihn ging sondern allein um Chloé.

David sah mich kurz an, war jedoch den Rest des Abends nur auf Chloé fixiert.
"Also, hat jemand einen Vorschlag?", fragte Mirolan.
"Könntest du vielleicht im Schloß arbeiten?", überlegte ich.
Chloé schüttelte den Kopf. "Als was denn? Ich bin jetzt eine Drei"

"Und wenn du eine 'dreiergemäße' Arbeitsstelle in einer anderen Stadt finden würdest?", ich stützte meine Ellebogen auf dem Tisch ab.
Diesesmal schüttelte Mirolan den Kopf. "So einfach ist das nicht. Chloé ist nicht volljährig und darf somit nur mit Erlaubnis ihrer Eltern umziehen"

"Es ist echt nett von euch, dass ihr mir helfen wollt, aber ich komme auch so klar, dass bin ich früher auch", erklärte Chloé jetzt.

"Nein, das lasse ich nicht zu!", protestierte David direkt. Ich sah ihn an und hob eine Augenbraue.
"Was wäre, wenn sie eine Schloßwache heiratet?", fragte er jetzt an Mirolan gewandt, "Das hat es früher doch auch schon gegeben"

"Mit Erlaubniss ihrer Eltern", überlegte Mirolan, "Müsste das möglich sein, sie würde zur zwei, hier im Schloß leben und könnte als Beraterin fungieren. Fragt sich nur, was Chloé davon hält"

Drei Augenpaare richteten sich auf das sechzehnjährige Mädchen. Sie senkte etwas betreten den Kopf, verständlich, denke ich.

"Aber wer will schon ein kleines, verstörtes Mädchen heiraten?", meinte sie schließlich.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich auch noch so gedacht, überlegte ich und warf einen verstohlenen Blick zu Mirolan.

Ich gab mir einen Ruck, stand auf und setzte mich neben Chloé. "Weißt du, das gleiche habe ich auch immer gedacht, auch ich hatte eine...schwere Kindheit", ich legte vorsichtig meine Hand auf ihre, "Aber es gibt immer Leute, die dich so lieben,wie du bist. Und für die bist du perfekt, so wie du bist", ich sah zu Mirolan. Er lächelte mir leicht zu.

"Schon möglich, aber das heißt nicht, dass sie mich dann auch heiraten wollen, wenn sie dich nicht lieben", entgegnete das Mädchen leise und ohne auf zu blicken. Hätte sie es getan, wäre ihr sicher aufgefallen, dass David sie die ganze Zeit liebevoll und zu gleich besorgt ansah und ihr wäre klar geworden, dass sie, damit falsch lag, dass sie niemand lieben würde.

Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Aber zum Glück fand Mirolan die richtigen Worte.
"Wer sagt denn, dass dich keine der Wachen liebt oder lieben kann?", began er, "Außerdem machst du dir zu viele Gedanken um die anderen. Denk an dich. Denn darum geht es doch eigentlich hier. Könntest du eine Wache heiraten? Oder liebst du bereits schon eine?"

Ich warf, genau wie Mirolan, einen Blick auf David. Er hatte die Lippen gebannt aufeinander gepresst und schaute Chloé die ganze Zeit aufmerksam an.

"Ich glaube schon, dass ich es kann...", verstohlen sah sie zu David. Auch wenn sie ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde anblickte und sofort wieder den Kopf senkte, hatten wir es alle bemerkt. Ich sah, wie David etwas entspannte und ein leichtes Funkeln in seinen Augen erschien.

Mirolan räusperte sich. "Nun, ich denke, Yora und ich müssen jetzt gehen, es gibt noch so vieles zu tun", meinte er und stand auf, "Aber ihr beide könnt ja noch ein wenig... überlegen und erzählt uns dann morgen von euren Ergebnissen? Schön, also bis dann"

Auch ich stand auf und folgte Mirolan zur Tür. Bevor ich neben ihm auf den Flur trat, drehte ich mich noch einmal um und zwinkerte David mutmachend zu.

Mirolan nahm meine Hand und ging los, in Richtung meines Zimmers. "Das hast du toll gemacht", murmelte er.

"Ich? Du hast doch die Hauptarbeit geleistet", entgegnete ich schräg grinsend, "Aber es ist schön zu wissen, dass David jemanden gefunden hat"

Ich zog die Tür zu meinem Zimmer auf. Mirolan stand einen Schritt hinter mir, als meine Zofen auf mich zu gerannt kamen und mich mit Freudenrufen, Glückwünschen und Umarmungen begrüßten. Bis Tailea schließlich den Prinzen bemerkte und sich laut räusperte.

"Eure Majestät", sagte sie und verneigte sich, wobei sie rot anlief. Die anderen beiden blickten überrascht auf, bevor auch sie vor Mirolan knicksten.

"Dazu besteht doch keinerlei Notwendigkeit", erklärte dieser amüsiert, "Wie ich sehe, seit ihr Freunde von Yora - und somit auch von mir"

Etwas betreten und beschämt, wegen ihrer Unaufmerksamkeit sahen die Zofen zu Boden. "Ich denke, wir sollten dann jetzt besser gehen", meinte Elizabeth und die anderen folgten ihr mit einem knappen Nicken aus der Tür.

Mirolan kratzte sich sichtlich nervös am Hinterkopf. "Also, ich äh...", began er zögernd, "Wünsche dir eine gute Nacht"

Ich hob eine Augenbraue. "Das wolltest du doch nicht wirklich sagen, oder?", fragte ich und schloß meine Zimmertür.

"Nein, du hast Recht. Wie immer", meinte er mit einem schrägen Lächeln, sprach aber nicht weiter.

"Okay, vielleicht später", murmelte ich und setzte mich aufs Bett. "Jetzt sind wir bald verheiratet", sagte ich und es klang, als könnte ich es nicht wirklich glauben, was auch irgendwie stimmte, "Fühlt sich komisch an, dass auszusprechen"

Mirolan ging zu mir und setzte sich neben mich. "Das dauert noch", meinte er, während er mit einer meiner Haarsträhnen spielte, "Wir sind bis jetzt erst verlobt"

"Was soll das heißen, erst verlobt?", fragte ich mit gespielter Empörung, "Bedeutet dir das den gar nichts?"

"Es bedeutet mir alles", entgegnete er und sah mir in die Augen. Ich lehnte mich vor und presste meine Lippen auf seine. Es fühlte sich noch immer an, wie der erste Kuss und ich hoffte, dass es immer so bleiben würde. Es schaltete alle meine Ängste und Gefühle aus, bis nur noch Liebe und Glück überig waren.
Sanft drückte Mirolan mich nach hinten, bis ich mit dem Rücken auf der Matratze lag, seine Hände stützte er neben meinem Kopf ab und ich schlang meine Arne um seinen Nacken, während wir uns weiter küssten.
Irgendwann löste er sich von mir, blieb jedoch noch eine Zeit über mir. "Ich liebe dich", murmelte er, "Ich kann es einfach nicht oft genug sagen"

"Und ich es einfach nicht oft genug hören", lächelte ich, "Ich liebe dich auch"

Mirolan lachte und setzte sich wieder auf. "Das war alles, was ich hören wollte", meinte er.

"Hey, was machst du da?", empörte ich mich und sprang auf, als der Prinz in Richtung Tür maschierte.

"Ich gehe schlafen", entgegnete er und grinste schelmisch, ich wusste genau, dass er mich nur ägern wollte, "Du solltest das auch. Wir haben morgen noch viel zu tun"

Er drückte die Klinke hinunter und drehte sich noch einmal zu mir um. "Wir werden genug Zeit haben, wenn das alles erstmal vorbei ist. Genauer gesagt, den Rest unseres Lebens", er ging hinaus und schloß die Tür hinter sich.

Der Rest unseres Lebens. Klingt gar nicht so schlecht, dachte ich mir noch, bevor ich, noch immer mein Kleid tragend, einschlief.

The Selection ~ Yora's GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt