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Als ich aufwachte, spürte ich zunächst kalten Stein unter mir. Ich schlug die Augen auf. Kaum zu glauben, dass ich wirklich eingeschlafen war.

Ich schüttelte die Decken ab und stand auf. Ein Gähnen unterdrückend sah ich mich um. Der König lief vor dem Thron, auf der seine Frau saß auf und ab. Die meisten anderen Mädchen waren auch eingeschlafen oder dabei ihr verwischtes Make-up aufzubessern. Mirolan saß an einem abgenutzten hölzernen Schreibtisch und sah konzentriert auf einige Blätter.

Da ich nichts besseres zu tun hatte, strich ich mein ziemlich mitgenommen wirkendes Kleid glatt und schlenderte zum Prinzen herrüber.

"Darf man erfahren, was Ihr macht?", fragte ich, als ich einige Meter von dem Schreibtsich zum stehen kam.

Mirolan blickte auf und lächelte als er mich sah. "Mein Vater ist der Meinung, dass ich meine Zeit hier sinnvoll nutzten soll, indem ich die Grundlegenden Rechnungen der Mathematik wiederhole", er stöhnte, "Nur irgendwie habe ich glaub ich die Hälfte vergessen"

Ich zögerte kurz, dann ging ich um den Schreibtisch herum und lehnte mich vor, um auf das Blatt zu schauen. Ein heftiger Schmerz durchzuckte mich an der linken Seite. Ich presste die Lippen zusammen, um nicht aufzustöhnen.

"Der Oberflächeninhalt einer Kugel berechnet sich zu vier mal pi mal den Radius zum Quadrat", meinte ich dann als ich die Aufgabe gesehen hatte.

"Natürlich", Mirolan schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, "Danke", sagte er dann lächelnt.

"Wenn das die schwersten Aufgaben eines Prinzen sind, bin ich mir sicher, dass ich den Job auch erledigen könnte", entgegnete ich grinsend.

"Ich bin mir sicher, dass Ihr es könntet", ein Seufzen entfuhr ihm, "Nur leider gibt es viel schwirigere Aufgaben zu erledigen"

Ich schwieg, nicht wissend, was ich darauf erwiedern sollte.

"Aber egal", lachte Mirolan und schob die Zettel zusammen, "Werdet Ihr nun Euren Teil der Vereinbarung einhalten?"

"Was?", verwirrt sah ich Mirolan an, "Achso, natürlich, sobald Ihr könnt"

"Heute Nachmittag?", fragte der Prinz ein wenig unsicher.

"Vorrausgestzt, wir kommen bis dahin hier raus, sicher", entgegnete ich, "Wie viel Uhr haben wir eigentlich?"

"Kurz nach acht Uhr morgens. Keine Sorge, wir kommen hier bald weg", ein greller Piep-Ton unterbrach Mirolan, "Oh, sag ich doch"

Die schweren Türen glitten mit einem schabenen Geräusch zur Seite.

Die Königin erhob sich und ging an der Seite ihres Mannes zur Tür.

Der Prinz neben mir stand auf und sagte laut: "Meine Damen"

Augenblicklich hoben alle die Köpfe, selbst diejenigen, die geschlafen hatten.

"Nach dem, was passiert ist, kann ich natürlich niemanden zwingen hierzubleiben", begann Mirolan, "Deshalb bitte ich alle, die gehen wollen sich heute noch bei Charlott abzumelden. Sie können den Schutzraum nun verlassen"

"Warum wart Ihr euch so sicher, dass ich heute Nachmittag noch da bin?", fragte ich Mirolan,  nachdem er geendet hatte, "Ich könnte doch auch gehen wollen"

"Du willst gehen?", Mirolan sah mich schokiert an, doch als er meinen Blick sah, atmete der Prinz erleichtert aus.

"Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass ich nur wegen eines Rebellenangriffs fort gehen würde?", lachte ich, "Wenn Ihr mich fragt, ist keines der Mädchen, die hier nicht aus guten Gründen zusammen gebrochen sind, nicht geeignet für die Prinzessinnenrolle. Das war doch sicher kein einmaliges Erlebnis, richtig?"

The Selection ~ Yora's GeschichteWhere stories live. Discover now