~41~

13.7K 666 52
                                    

Nachdem Mirolan gegangen war, ließ ich mich auf das Bett fallen und dachte nach.
Wenn ich dort hin gehe, muss ich mich so verhalten, wie man es von der Verlobten eines Prinzen erwarten würde.
Dreist. Einfach nur dreist von Mirolan mich so selbstverständlich mit zu nehmen - Mag ja sein, dass mein altes Ich ihn kannte, ihn geliebt hat, aber wie kommt er darauf, dass ich ihn jetzt noch liebe? Nagut, wir hätten uns fast geküsst, aber das heißt noch lange nicht, dass ich mit ihm zusammen sein will!
Ja, na schön, merkwürdigerweise will ich das, ich will jede freie Minute mit ihm verbringen, aber das weiß er ja nicht.

Irgendwann, ich war über meinen Gedanken eingedöst, klopfte es zaghaft an meine Tür.
War das schon Mirolan? War es wirklich schon Abend?

"Ich bin noch nicht mal angefangen mich fertig zu machen!", rief ich in Richtung Tür und erhob mich dabei vom Bett.

"Deshalb sind wir ja hier", erklang eine sanfte weibliche Stimme von draußen, dann öffnete sich die Tür und drei junge Frauen traten ein. Eine von ihnen trug eine Art Koffer, während eine andere, ein Mädchen mit kurzen, dunklen Locken, ein elegantes, nachtschwarzes Kleid über den Arm gelegt hatte.

"Oh", stieß ich überrascht aus, "Ich hatte jemand anderen erwartet"

"Keine Sorge, der Prinz kommt gleich, wenn wir Euch fertig gemacht haben", verkündete die mit dem Koffer und stellte diesen auf meinen, zum Glück sehr großen Nachttisch, "Wir sind seid Beginn des Castings Eure Zofen, das ist Loren", sie deutete auf das Mädchen mit dem Kleid auf dem Arm, "Das ist Tailea und ich bin Elizabeth"

Ich runzelte angestrengt die Stirn. Warum erinnerte ich mich nicht an sie? Warum, zur Hölle, erinnerte ich mich an nichts?
"Und ich habe euch in all der Zeit nie das "Du" angeboten?", fragte ich. Himmel, was musste ich bloß für ein Mensch gewesen sein.

Loren, scheinbar jüngste von ihnen hatte das Kleid an einen Hacken an der Wand gehangeb und lächelte mich jetzt an. "Gleich am Anfang", erklärte sie.

"Das ist ja alles schön und gut, aber wir sollten jetzt anfangen", Elizabeth klatschte in die Hände und deutete auf den Stuhl, der nun vor dem Nachttisch stand.

Ich humpelte die paar Schritte dorthin und ließ mich dann auf den Stuhl fallen. Während die Zofen mich zunächst dezent schminkten und die Haare machten, berichteten sie mir und sich gegenseitig fröhlich vom Geschehen im Palast. Ich hörte genau zu, auch wenn die Informationen bis auch ein paar wenige nicht sonderlich interessant waren. So erfuhr ich mehr von Christin Feralds, die Herogin lebte im Westen des Landes, wenn ich mich nicht irre ganz in der Nähe der Provinz, in der ich aufgewachsen bin. Sie sei zwar nicht allzu oft im Palast, dafür besuchte Prinz Mirolan sie angeblich desöfteren.
Ja klar, er will mit mir verlobt sein, trifft sich aber mit jemand anderen. Was findet Mirolan nur an einer verdammten Herzogin, deren Name auch noch klingt wie ausgehustet?
Okay, Yora, ganz ruhig, du kennst sie doch gar nicht. Vielleicht ist das ja einfach nur eine alte Frau, die ihm irgendwelche alte Geschichten erzählt, versuchte ich mich selbst zu beruhigen.

Schließlich halfen mir die Zofen in das schwarze Kleid, dessen Saum bis zum Boden reichte. "Und jetzt kommt das beste", verkündete Loren und hielt mir tatsächlich ein Paar Turnschuhe entgegen, "Mit der Verletzung könnte es recht anstrengent werden den ganzen Abend in High Heels herum zu laufen, also ist das hier die beste Lösung"

Ich war wirklich dankbar dafür, zu mal ich nicht mal wusste ob ich es überhaupt mit zwei gesunden Beinen so lange in Absatzschuhen aushalten würde.
Ich war gerade fertig, als es erneut an der Tür pochte. Tailea, die am Nächsten bei der Tür stand warf mir einen fragenden Blick zu, woraufhin ich knapp nickte.

Die Zofe zur Tür und zog sie auf. Wie nicht anders zu erwarten stand Mirolan davor. "Guten Tag, die Damen", grüßte er mich und die Zofen und blinzelte mir dabei leicht zu, was zugegeben recht albern aussah, "Ich muss Lady Yora nun leider mitnehmen"
Ich holte tief Luft, griff zu einer meiner Krücken und humpelte zu ihm.
Mirolan verbeugte sich leicht und bot mir dann den Arm. Erleichtert, nicht den ganzen Weg nur auf einer Krücke gehen zu müssen, aber auch etwas nervös hackte ich mich bei ihm ein.
Mirolan nickte meinen Zofen mit einem charmanten Lächeln zu, "Ihnen noch einen schönen Abend"

The Selection ~ Yora's GeschichteWhere stories live. Discover now