The Selection ~ Yora's Geschichte

~40~

In dieser Nacht träumte ich vom Palast und von den einzelnen Bildern, die vom Film bei mir hängen geblieben waren, aber vor allem träumte ich von Mirolan. Warum nur?
Eigentlich kannte ich ihn doch erst seit vielleicht drei oder vier Tagen, was die Zeit betraf war ich mir noch immer nicht so sicher.

Als ich aus meinem Schlaf erwachte, war es noch früh. Ein leichtes Kribbeln in meinem linken Bein hatte mich geweckt. Ich schlug die Decke hastig beiseite und betrachtete die Schiene über meinem Bein. Vorsichtig schob ich meine Handfläche in den schmalen Raum zwischen meinem Bein und der harten Schiene.
Voller Freude bemerkte ich, dass ich nicht nur mit der Hand den Verband, der eng an meinem Körper gebunden war, und darunter mein Bein spürte, sondern auch mein Bein spürte die Wärme meiner Hand, die durch den Verband drang.
Ich spüre es wieder! Ich spüre es!
Ich spannte die Muskeln in meinem Bein vorsichtig an und tatsächlich gelang es mir, es ein Stück nach oben zu bewegen. Klar, das Bein war noch nicht vollständig in Ordnung, aber was soll man auch erwarten, wenn zuvor so viele Knochen zertrümmert waren.

Bestens gelaunt stieg ich aus dem Bett und setzte mein Bein auf. Als ich es jedoch zu belasten versuchte durchzuckte mich ein starker Schmerz, der mich wieder auf die Bettkante sinken ließ.
Ein Seufzen entfuhr mir. Schade. Ich zog die Krücken heran und ging dann mit ihrer Hilfe in das Badezimmer, um mich fertig zu machen.

Die ganze Zeit ließ mich die Frage nicht los, was Mirolan sich wohl für einen Gewinn überlegt hatte. Immerhin war er der Prinz und es gab somit nichts materielles, das ich ihm geben könnte, was er nicht auch so hatte.

Während ich, in frischen Sachen gekleidet, die Badezimmertür hinter mir schloss, öffnete sich die andere Tür und Dr. Husband trat herein. Er untersuchte zunächst das Bein, indem er die Schiene abnahm und es dann vorsichtig abtastete. Der Artzt reagierte erfreut, als ich ihm sagte, dass mein Gefühl in dem Bein wieder gekehrt war und die Schmerzen nur gering waren.

"Euer Knie hatte relativ saubere Brüche und scheint jetzt wieder soweit verheilt zu sein. Aber auch die anderen Brüche sehen gut aus", erklärte er, "Ihr solltet langsam damit anfangen, die Beweglichkeit Eures Beines wieder her zu stellen ohne es zu sehr zu belasten"

Dr. Husband legte die Schiene zunächst beiseite und kümmerte sich erst um den Verband an meinem Kopf. Logischerweise konnte ich nicht viel von der Wunde erkennen, aber der Artzt sagte, sie sei gut verheilt und dass ich den Verband nicht mehr brauchen würde.
Auch die Schiene an meinem Bein tauschte er durch eine andere aus, die nicht ganz so hoch reichte und an meinem Knie Bewegungen zu ließ.

"Aber bitte noch nicht belasten", mahnte Dr. Husband noch einmal, bevor er den Raum verließ, "Längere Belastungen könnten dazu führen, dass sich die Knochen verschieben und an den falschen Stellen zusammen wachsen"

Ich nickte eifrig und konnte mich dann endlich dem Frühstück widmen, dass mir auf das Zimmer gebracht worden war.

Am späten Vormittag war es dann soweit. Ich saß auf dem Bett und las ein Buch, das mir eine junge Zofe namens Loren freundlicherweise vorbeigebracht hatte, als ich von draußen näherkommende, zügige Schritte wahrnahm. Kurz darauf klopfte jemand an meiner Tür. Ich klappte das Buch zu und legte es auf den Nachttisch.

Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. "Kommt herein", rief ich und fast augenblicklich zog Mirolan die Tür auf.

"Guten Morgen, Sonnenschein", rief Mirolan gut gelaunt und klatschte in die Hände. Ich musste Lachen. Er sah aus wie ein kleines Kind, dem man Süßigkeiten versprochen hatte. "Jetzt wird aufgestanden. Ich habe noch einen Gewinn ein zu lösen", verkündete der Prinz, nahm die Krücken und brachte sie mir.

"Für welchen Gewinn hat der Prinz sich denn nun entschieden?", wollte ich wissen, während ich die Krücken an mich nahm und hinstellte.

"Das wirst du noch früh genug bemerken, komm jetzt", er ging voraus und hielt mir die Tür auf. Ich schüttelte lachend den Kopf und trat hinaus.