Kapitel 41 - Kaitlin

20.2K 1.3K 62
                                    

'Niall?', fragte ich meinen Bruder, der reglos im Sessel neben uns saß. Wie versteinert starrte er auf sein Handy. Ich stand auf und musste über Alex' langen Beine klettern, da wegen dem kleinen Wohnzimmertisch kein Platz zwischen seinen Beinen und dem Tisch war. Gerade als ich mein Bein anhob um meins über seins zu heben, blieb ich mit meinem Fuß an seinem Bein hängen. Lachend fasste er mich an der Hüfte und bewahrte mich somit vor einem Sturz. 'Vorsicht!', murmelte er, dann ließ er mich wieder los. Ich ergriff seine Hände um besseren Halt beim Rüberklettern zu haben. Unsere Finger verschränkten sich miteinander, wie wenn sie für einander gemacht wären. Ich gab mir Mühe mich von seiner warmen Berührung nicht zu sehr aus dem Konzept bringen zu lassen. Versuchte mich nur auf meine Beine und auf Niall zu konzentrieren, was mir jedoch missglückte. Schnell kletterte ich über sein anderes Bein und hockte mich vor Niall, der noch immer wie versteinert da saß.

'Niall?', wiederholte ich meine Frage von vorhin und da er wieder nicht reagierte, umfasste ich langsam seine raue Hand, die ums Handy geklammert war und löste langsam seine Finger vom Handy. Erst als ich es in meiner Hand hielt, wachte er aus seiner Starre auf. 'Nein. Les das nicht!', sagte er schnell. Ich zog meine Stirn kraus und vor lauter Neugier warf ich einen Blick auf den Bildschirm.

Niall's Neue versuchte sich umzubringen?!

Aus vertrauter Quelle haben wir nun erfahren dass Kaitlin Young - so heißt die Neue von One Direction-Mitglied Niall Horan - mehrmals versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Alle Directioner fragen sich ob ihr Schwarm nur aus Mitle-

'Ich sagte, nicht lesen!', unterbrach Niall mich während er mir sein Handy aus der Hand riss. Geschockt schaute ich ihn an. 'Kaitlin, es tut mir Leid. Ich hab' keine Ahnnung von wo sie deinen Namen kennen.', murmelte er und sah mich mitfühlend an. 'Ich weiß es.', sagte ich knapp. Ich stand auf, drehte mich um und drängte mich an Alex vorbei, der mittlerweile aufgestanden war. Kaum hatte ich mein eigenes Handy in der Hand, tippte ich eine Nummer ein, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gewählt hatte. Leider hatte ich diese so oft gewählt, dass mir ihre Nummer ins Gehirn eingebrannt war. Wie gerne ich diese Person aus meinem Kopf verbannen würde.. Wut staute sich in mir auf. Unsere Freundschaft war zwar zerbrochen, jedoch hatte ich nie geglaubt, dass sie mich für Geld verraten würde. Denn wieso sollte sie sonst mit meiner Vergangenheit zur Presse laufen.

'Hallo?', hob sie ab und sofort musste ich mich an die Zeit erinnern, wo wir täglich telefoniert hatten. 'Wie konntest du nur!?', schrie ich ins Telefon und ich hörte wie meine ehemalige beste Freundin die Luft einzog. 'Ach du bist's. Geh dich doch bei deinem Freund ausheulen. Vielleicht schenkt er dir eine neue Tasche aus Mitleid.', schnauzte sie zurück und ich platzte fast vor Wut. 'Weißt du was? Du bist echt das Allerletzte.' 'Ha ha jetzt heul ich. Ich hatte Geld fürs Studium gebraucht. Die haben mir eine Stange Geld angeboten und ich musste mich zwischen dir und mir entscheiden. Da du mir nichts mehr bedeutest, fiel mir die Wahl leicht..', antwortete sie mir bissig. Wutränen sammelten sich in meinen Augen und ich konnte die sorgenden Blicke von Alex und Niall auf mir spüren. 'Ach und ich hätte das genauso wie du gemacht. Einen Ersatz suchen, wenn der Andere für längere Zeit weg ist.' Die Tränen fingen an über mein Gesicht zu laufen und ich wisch sie wütend weg. Ich hasse es, wenn ich vor Wut anfing zu weinen.

'Fahr zur Hölle.', sagte ich und legte auf. Zornig schmiss ich mein Handy gegen die Wand, das mit einem hellen Klirren an der Wand zerbrach. 'Ich hasse sie! Ich hasse sie!', schrie ich und immer mehr Tränen strömten meine Wangen herunter. 'Sie kann das doch nicht machen! Ich hasse sie.', schrie ich wieder und mein Hass gegen Bonnie wurde immer größer. Auf einmal spürte ich zwei starke Arme um meinen Körper. Sofort wurde ich vom guten Alex-Duft umhüllt. Eng presste er mich gegen seine starke Brust, was mich etwas beruhigte. Ich hatte das Gefühl, dass die Wut mich sonst komplett verzehren würde. Meine Wuttränen verwandelten sich in Trauertränen, da diese Aktion von ihr mich sehr verletzte. Was sollte ich nun tun? Was würde Niall sagen, wenn er das nächste Mal gefragt wurde, ob das alles wahr war?

Ich wollte einfach nur noch verschwinden. Für immer. Einfach nur noch schlafen und nie wieder aufwachen. Konnte sich jetzt kein Loch unter mir auftun, damit ich aus dieser Welt flüchten konnte? Ich wollte einfach nicht mehr. Hatte keine Lust. Wieso war die Welt, die Gesellschaft so grausam? Wieso brannten die Medien immer so darauf, private Geschichten, die am Liebsten immer verborgen geblieben wären, aufdecken und veröffentlichen? Warum mussten sie immer die Menschen so bloßstellen? Alles zerstören? Und meine größte Frage war, was hatte ich getan, damit ich solch ein Leben verdient hatte?

Meine Psychologin wäre über meine Gedanken nicht froh. Letztens wurde ich gelobt, dass ich eine großen Fortschritt machte. Wenn ich ihr jetzt von diesen Gedanken erzählen würde, von dem Hass, den ich auf Bonnie hatte, würde sie mich sicherlich aufgeben. Denn ich konnte nicht mehr gerettet werden. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Niemand konnte mich retten, denn der erste Schritt um gerettet zu werden ist, dass ich mir selbst eingestehen musste, dass ich das wollte. Ich wollte das jetzt nicht mehr, denn es war hoffnungslos. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Für was würde es sich noch lohnen zu leben? Die ganze Welt hasste mich. Ich hatte es selbst gelesen. Sie wünschten alle meinen Tod. Ich sah einfach keinen Sinn mehr.

'Kaitlin!', drang eine kräftige Stimme in meinen Kopf und ich wachte auf aus der Trance. Jemand rüttelte an meinen Schultern. 'Kaitlin!', schrie wieder dieser Jemand und obwohl ich diese Person ansah, konnte ich sie nicht erkennen. Es war alles verschwommen. Das Einzige was ich sah, waren Umrisse von zwei Personen. Ich hörte wieder meinen Namen. Ich wollte so gerne antworten, aber ich fand meine Stimme nicht. Sie war weg. Wieder wurde mein Körper durchgerüttelt. So gerne wollte ich schreien, dass ich das Rütteln nicht mochte, aber ich konnte immer noch nicht. Wieso konnte ich nicht antworten? Innerlich panikierte ich. Wieso konnte ich nichts sehen, nicht sprechen? Was war nur los mit mir?

BrokenWhere stories live. Discover now