Kapitel 56 - Niall

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25. März 2015

"Go go go!", feuerte Mark, unser persönlicher Fitnesstrainer  während der Tour, Liam und mich an. "Noch drei! Zwei! Eins! Und fertig!" Seufzend und schweißnass ließen Liam und ich uns auf unsere Trainingsmatte fallen. "Für heute sind wir fertig. Morgen gehen wir 15 km joggen. Seid um acht Uhr morgen früh fertig.", sagte er noch, klopfte uns beiden auf die Schulter und ließ und alleine. "Wann glaubst du kommt Zayn wieder aus seiner Pause zurück?", fragte Liam mich. Ich zuckte mit den Schultern. Er hatte aus Stressgründen eine Pause einlegen müssen. Paparazzi hatten ihn mit einer anderen Frau fotografiert und manche sagten, Zayn würde Perrie mit dieser Frau betrügen, was natürlich Blödsinn war. Da die beiden sowieso schon eine Krise durchmachten, war Zayn so nervlich am Ende, dass er entschieden hatte für einige Tage nach Hause zu fliegen.

Vor etwa einem Monat startete unsere vierte Welttournee, was viel Energie beanspruchte. Jetzt tourten wir schon seit gut vier Jahren ohne längere Pause um die Welt. In unserer Pause, hetzten wir von einem Pressetermin zum nächsten. Konnten nie zur Ruhe kommen. Irgendwann war dann jeder mit den Nerven so am Ende, dass man einfach nicht mehr weitermachen konnte.. wollte.

Die Tür ging auf und ein ziemlich aufgelöster Harry stürmte in den Fitnessraum des Hotels. Er schniefte laut auf und wedelte sich selbst Luft zu. Verwirrt tauschten Liam und ich einen Blick aus. Was war passiert? Wir sprangen auf und gingen auf Harry zu. Als wir in Reichweite waren, schloss dieser uns sofort in seine Arme und fing wieder an zu weinen. "Harry? Was ist passiert?". fragte Liam sanft und wir lösten uns aus seiner Umklammerung. Wir rechneten mit dem schlimmsten. War jemand aus seiner Familie gestorben? Er schüttelte den Kopf und sah uns verletzt an. Er versuchte etwas zu sagen, aber es kamen keine Laute aus seinem Mund. "Komm wir gehen hinauf zu Louis.", schlug ich Liam und Harry vor und Liam nickte. Harry folgte uns und wischte sich die ganze Zeit über die Augen.

Den ganzen Weg über, fragte ich mich was los war. Wieso Harry so weinte.. Ich hatte ihn noch nie so schlimm heulen sehen. Louis wusste sicher was zu tun war.. Naja.. Das dachte ich. Denn als wir in sein Hotelzimmer traten, fanden wir ein verwüstetes Zimmer vor. Louis lag zusammengekauert auf dem Boden und sein Handy lag zerbrochen auf dem Boden. Liam runzelte die Stirn und ich fragte mich, was nur passiert war. Was war so schlimm, dass beide so am Ende waren. Mein Handy klingelte und als ich es in meine Hand nahm, hatte ich eine Facetime-Anfrage von Zayn. Ich atmete tief durch und ich ahnte was nun kommen würde. Wie gelähmt starrte ich auf den Bildschirm. Harry ließ sich mit dem Gesicht nach vorne aufs Bett fallen und Liam stand noch immer neben mir und stupste mich kurz an. Ich atmete tief durch. Nein. Das würde Zayn uns nie antun. Nein. Wir hatten es uns versprochen. Entweder hören wir alle auf oder niemand. Niemand würde die anderen im Stich lassen. Niemand. Es war sicher etwas anderes.

"Zayn, bitte sag mir, dass du nicht der Grund für den Zustand von Harry und Louis bist.", begrüßte ich ihn. Doch als ich seine geröteten Augen sah, traten Tränen in meine Augen. Nein, bitte. Er darf uns das nicht antun. "Ist.. Ist Liam bei dir?", fragte er leise und ich nickte. Liam hatte ebenfalls eins und eins zusammengezählt und drückte meine Hand. Liam stellte sich neben mich und begrüßte unseren besten Freund. "Ich.. Ich kann nicht mehr. Es tut mir Leid. Ich hab schon alles mit Simon geklärt.", murmelte er. Also würde er uns im Stich lassen. Die ersten Tränen rollten über meine Wange. "Was ist mit der Tour? Wie wirst du das den Fans erklären?", fragte ich mit erstickter Stimme. Liam wendete sich kurz ab. "Zayn. Bitte tu uns das nicht an.", flüsterte er und er fuhr sich ebenfalls öfters über die Augen. "Es.. Es tut mir Leid.. Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich hab den Spaß daran verloren. Das auf der Bühne.. Es fühlt sich nicht mehr richtig an. Das bin nicht ich. Ihr wisst das.", fing er an zu erklären.

Louis stand vom Boden auf und schritt wütend auf uns zu. Er riss mein Handy aus der Hand und schaute Zayn durch das Handy wütend an. "Wirklich?! So willst du das beenden!? Übers Handy?! Haben wir nicht besseres verdient?! Wir sind immerhin deine besten Freunde! Deine Brüder! Du Feigling! Ich hasse-" "Louis!", ermahnte Liam ihn. Louis nahm das mit Zayn nicht gut auf. Er war wütend. Wütend auf sich selbst, dass er nicht bemerkt hatte, dass es Zayn so schlecht ging. Denn sowas war eine schwere Entscheidung und das entschied man nicht einfach so aus Laune heraus. Was war, wenn er das schon länger geplant hatte? Nur kein Wort darüber gesagt hat?

Im letzten November gingen Gerüchte um, dass Zayn die Band verlassen würde.. Was war, wenn er es damals schon vor hatte, doch dann fing die Tour an und er wollte die Tour nur noch beenden bevor er die Band verließ? Doch dann merkte er mitten in der Tour, dass es einfach nicht mehr ging. Wieso hatte er nie ein Wort darüber verloren? Wieso ließ er die Bombe einfach so platzen?

Liam war gerade dabei Zayn aufzumuntern. Er war im Reden schon immer besser als wir anderen gewesen. "Zayn. Wenn es dich zerstört, dann okay. Aber bist du dir zu 100 Prozent sicher? Es wird Zeit, dass es dir wieder besser geht. Du hast es auch verdient glücklich zu sein." Zayn nickte. Ich konnte es immer noch nicht verstehen. Wieso tat er uns das an? Werden die Fans uns dann trotzdem weiterhin unterstützen? Werden sie das verstehen?

Uns alle plagte die gleiche Angst: Werden die Fans uns verlassen oder bei uns bleiben?

"Jungs.. Ich liebe euch alle.", schluchzte Zayn. "Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich bin am Ende. Die Entscheidung war nicht leicht, aber um wieder glücklich zu sein, muss ich es einfach tun."

***

Am Abend machten wir uns fertig, denn ein Konzert stand auf dem Programm. Wir alle hatten keine Kraft um heute ein Konzert zu geben, aber wir wussten durch Twitter, dass die Fans und weiterhin unterstützen werden. Sie hatten es versprochen. Das gab uns ein kleines Gefühl der Sicherheit.

Nachdem das Management auf Facebook gepostet hatte, dass Zayn die Band verlassen würde, dachte man, die Welt würde untergehen. Aber ich verstand die Fans. Sie liebten ihn und waren verletzt, fühlen sich, wie wir, im Stich gelassen.

"Ich hoffe die ganze Zeit, dass das nur ein böser Traum ist.", murmelte Louis. Ich nickte, denn mir ging es genauso.

"Geht auf eure Position!", schrie jemand uns zu und wir traten auf unsere Plattform, die uns auf die Bühne brachte. Wir alle hatten unser Handy, nachdem wir auf Twitter den Fans versichert hatten, dass wir weiter machten, ausgeschaltet um unsere Ruhe vor nervigen Verwandten und Freunden zu haben, die uns jetzt anriefen. Ich hatte heute sicher schon zehn Anrufe von Freunden, die gefragt hatten, wie es mir ging. Nein, es geht mir blendend. Mein bester Freund hat uns nur im Stich gelassen, aber es geht mir gut! Hach.. Ironie. Die Anrufe meiner Schwester hatte ich ignoriert. Ich hoffte sie verstand das.

Der Moment als die Plattform sich nach Oben bewegte und wir die Fans schreien hörten, der Moment war der Beste. Ich glaubte, sie schrieen noch lauter als sonst. Heute Abend wird sicher emotionaler als sonst. "Sie werden uns nicht verlassen.", murmelte Harry und ich drückte seine Hand. Wir hatten unter uns vorher ausgemacht, das Beste daraus zu machen. Wir brauchten jetzt die Unterstützung der Fans und sie brauchten uns. Als wir auf die Bühne traten und die ersten Plakate lasen, dass sie bei uns blieben, sammelten sich Tränen in meinen Augen.

Wir hatten die besten Fans der Welt.


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