Kapitel 6 - Niall

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"Wir haben eine Schwester? So eine richtige Schwester?", fragte meinen Bruder schockiert. Meine Mum nickte unter Tränen. "Es tut mir Leid.. Ich.. Ich wusste damals nicht was ich tun sollte..", schluchzte sie. Ich konnte das nicht glauben. Nicht bis sie vor uns stand und ähnliche Gesichtszüge hatte wie wir. Ich hatte mir schon immer eine Schwester gewünscht und jetzt hatte ich eine?

"Shhh..", machte ich und nahm meine aufgelöste Mutter in den Arm. Sie weinte an meiner Schulter bis mir eine Frage in den Kopf schoss:

"Und... Wieso erzählst du uns das gerade jetzt?" Sofort hob meine Mutter den Kopf von der Schulter.

"Sie.. Ich.. Sie.. Ehm.. Ist oder war suizidgefährdet.. Ihre Familie ist gestorben..", stocherte sie.

Mein Atem stockte. Warte. Das hieß doch nicht, dass..

"Sie landet in 2 Stunden am Flughafen in Dublin."

Ich sprang auf. Ich weiß nicht wieso ich so reagierte, aber erst vor einer Stunde hatte ich überhaupt erfahren, dass ich eine Schwester hatte und jetzt soll sie in ungefähr 2 Stunden hier vor der Tür stehen? Auch wenn ich mir immer eine Schwester gewünscht hatte, konnte ich es nicht glauben. 

Dafür war ich noch nicht bereit.. Nein.. Was ist wenn sie ein verrückter Fan ist und alle Privatinformationen an die Öffentlichkeit weitergibt? Was ist wenn wir uns überhaupt nicht verstehen und sie wieder sich das Leben zu nehmen?

"Niall.. Nein.. Ich glaube nicht, dass sie das macht. Ihr Psychologe hat gesagt, dass sie kaum mit jemandem spricht.. Er ist erst nach einem Monat Therapie zu ihr hindurch gedrungen.. und selbst dann hat sie nicht viel geredet..", erratete meine Mum meine Gedanken.

Ein Stein fiel von meinem Herzen. "Sie kommt hierher, weil ihre Ärzte und ihre Psychologe glauben, sie würde in einer Familie besser über den Tod hinweg kommen. Denn in ihrem alten Zuhause, lebte sie wochenlang allein, was dann auch zum Fast-Selbstmord führte, sagten sie. Und hier in einem halbwegs normalen Alltag, würde sie das ablenken.", beantwortete sie unsere unausgesprochene Frage.

"Wer wird sie abholen?", fragte Greg.

"Ich. Aber ihr könnt gerne mitkommen. So als Unterstützung.", erwiderte Maura. Langsam nickte ich. Ich wollte noch immer nicht verstehen, dass ich eine Schwester habe..

Eine kleine Schwester..

Wie oft ich mir das gewünscht hatte.. Ich frage mich wie sie wohl ist.. Hoffentlich öffnete sie sich schnell.. Mich würde es interessieren, wie ihr wahrer Charakter ist..

Bis jetzt wusste ich, dass sie Kaitlin hieß und 18 Jahre alt ist.

Das hieß 2 Jahre jünger als ich.

Wie sie wohl reagieren wird, wenn sie sieht, dass sie die Schwester von einem Mitglied von One Direction ist?

Hoffentlich wird sie nicht zu sehr ausflippen.

***

Knapp 2 Stunden später, machten Greg, Maura und ich uns auf den Weg zum Flughafen.

Greg und ich stellten uns etwas abseits, sodass man mich nicht sofort sah.

Unsere Mutter stand sofort vor dem Ausgang mit einem Schild auf dem 'Kaitlin' stand.

"Wie sie wohl ist.", murmelte mein Bruder. Ich nickte und knetete meine Hände etwas nervös.

"Sag mal Greg.. Damals als sie zur Welt kam.. Kanns du dich denn nicht daran erinnern? Immerhin warst du damals 7 Jahre alt.", wollte ich von ihm wissen.

Langsam schüttelte er seinen Kopf, doch dann nickte er.

"Doch! Jetzt wo du das sagst.. Ein paar Wochen war ein Baby bei uns im Haus.. Aber immer als ich fragte, wer das sei, sagte sie, dass das ein Kind von einer Freundin sei."

Ich wand mich wieder von ihm ab. Wieso Mum ihre Tochter wohl weggegeben hatte?

Das Flugzeug, in dem sie saß, war gerade eben gelandet. Jetzt nur noch einige Minuten, bis wir unsere Schwester kennen lernen durften. Die Minuten verstrichen und Greg und ich wurden immer nervöser. Endlich wurden die Türen geöffnet und die Passagiere strömten heraus. Aus Reflex zog ich mir meine Beanie tiefer ins Gesicht und drückte mich mehr in den Schatten.

"Da! Da ist sie. Unsere Schwester.", sagte Greg aufgeregt.

Ich suchte in der Menge meine Mutter.. Und tatsächlich war ein junges Mädchen an ihrer Seite. Ich beobachtete sie den ganzen Weg bis hierhin..

Sie sah unsicher aus.. Ich glaubte am liebsten würde sie im Erdboden verschwinden. Meine Mum lächelte ihr aufmunternd zu und Kaitlin lächelte vorsichtig zurück. Jetzt waren sie ganz in unserer Nähe und Kaitlin hatte uns glaube ich entdeckt..

Sie runzelte einen Moment die Stirn und man sah ihr an, dass ihr Tausende Fragen durch den Kopf schossen. Wahrscheinlich hatte sie mich eben erkannt.

"So Liebes. Das sind deine Brüder. Greg, der Große.. und Niall, der Kleine..", stellte sie uns Kaitlin vor.

"Hallo..", flüsterte sie leise und streckte mir die Hand aus.

Unsicherheit spiegelte sich in ihren Augen wieder.

"Hey..", murmelte ich und versuchte freundlich zu lächeln. Ich ignorierte ihre Hand und zog sie, zu ihrer Überraschung in eine Umarmung.

"Willkommen in der Familie, Schwesterherz.", flüsterte ich in ihr Ohr.

Sie löste sich von mir und lächelte mich vorsichtig an, sofort lächelte ich herzlich zurück. Greg nahm sie ebenfalls in den Arm und sie lächelten sich auch an, danach machten wir uns auf den Weg zum Auto.

Wir waren erst ein paar Sekunden aus dem Gebäude, schon kamen hunderte Mädchen und Reporter auf uns zugerannt.

Scheiße, scheiße, scheiße!!

Kaitlin, die wie ein verängstigtes Reh aussah, wusste nicht wirklich was hier gerade los war.

'NIALL!!', schrien sofort Fans als sie mich erblickten.

Beschützend legte ich einen Arm um die Schultern von Kaitlin und zog sie nah an mich heran. Ich versuchte mir einer Hand ihr Gesicht etwas abzuschirmen.

'Niall!! Ist das deine neue Freundin?'

'Wer ist das Mädchen?'

'Niall! Stimmt es, dass ihr verlobt seid?'

Verwirrt sah Kaitlin zu mir hinauf.

Ich verdrehte nur die Augen über die Kommentare der Reporter und zog sie weiter zum Auto meiner Mum.

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