Kapitel 8

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"Sie sollten wissen, dass ich dies nicht mehr gelten lassen werde, sondern es harte Konsequenzen geben wird!", ermahnte mich die Ärztin.

"Zu niedriger Blutdruck, Arme stark entzündet und Schwäche im seelischen als auch im körperlichen Bereich!", sagte sie fassungslos und notierte sich etwas in ihrer Akte.

Sie hatte so eben meinen Verband am Kopf gewechselt und untersuchte mich.

"Helfen die Gespräche mit der Psychologin etwa nicht?", fragte sie die Krankenschwester neben ihr.

"Wir haben alles versucht", sagte sie kalt und zuckte mit den Schultern.

Ich schaute mit tränenvollen Augen zur Wand und hörte ihnen beim Gespräch zu.

"Ich will raus", flüsterte ich leise vor mich hin.

Die Ärztin schickte die Krankenschwester raus und setzte sich auf mein Bett.

"Du musst dafür aber auch etwas tun!", sagte sie und strich über meinen Rücken.

Ich zuckte zusammen, schüttelte meinen Kopf und sah sie mit meinem weinenden Gesichtsausdruck ins Gesicht.

"Sehen sie mich an", flüsterte ich.

"Ich sehe ein wunderschönes Mädchen vor mir, was die Chance hat zu kämpfen! ", sagte sie aufmunternd.

Erneut schüttelte ich meinen Kopf.

Ich zog meine beide Ärmel sowohl auch mein Oberteil hoch.

"Sehen sie mich an!", schrie ich jedoch flüsternd und weinte bitterlich dabei.

"Nur Knochen und Wunden!", schrie ich sie an und zeigte auf meine Rippen, die man stark sah.

Sie sah mich traurig an. Sie war ungefähr um die 25, recht jung. Sie hatte leichte Tränen in den Augen.

"Stellen sie sich vor, dass sie ohne Willen in einer Psychiatrie landen und dann noch wie ein Stück Dreck behandelt werden. Stellen sie sich vor, dass ihre Familie sie im Stich lässt und sie nur eine beste Freundin haben, die sie besucht! Stellen sie sich ein Leben ohne Familie vor. Ein Leben in diesem Alter ohne Mama!", schrie ich und fiel auf die Knie.

Meine Stimme hatte versagt.

"Ich will doch nur zu meiner Mutter!", schrie ich heiser, da ich keinen Ton mehr aus mir heraus bekam.

Sie hielt mich an meinen Armen fest und hob mich hoch.

"Leg dich hin. Ich rufe deine Psychologin", sagte sie überfordert und schnell.

"Es hilft nicht", murmelte ich flüsternd und weinend zugleich.

Es war mal wieder diese Phase, in der ich mich befand.Wieso versteht mich niemand einfach? Wieso kann man sich nicht in meine Lage versetzen und mit mir fühlen? Özlem, dies ist die Realität, wenn du meinst, dass deine Wünsche sich in Gedanken erfüllen, falsch gedacht.

Hingekniet saß ich auf dem Boden und weinte.
"Zu niedriger Blutdruck, Arme stark entzündet und Schwäche im seelischen als auch im körperlichen Bereich."

Wütend riss ich den Verband an meinem Kopf weg und schmiss ihn mit voller Gewalt weg. Wieso tat ich mir immer weh, wenn ich Frust trug? Ich konnte es mir selbst nicht beantworten. Ich hasste mich einfach. Vorsichtig fasste ich mich an meinen Rippen an und spürte jede einzelne Rippe an meinen zwei Fingern. Für mich war das Fett, pures Fett.

Meine Finger führten mich zu meinem linken Arm und zeichneten jede einzelne Narbe nach, egal ob alt oder neu.

Ich schloss meine Augen und kratzte zwischendurch welche auf, um dem Schmerz, wie immer eben, zu entgehen.

ÖzlemWhere stories live. Discover now