Kapitel 49

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Sanft küsste er meine Schläfe und zog mich näher zu sich.
"Werd meine Frau", hauchte er und streifte mit seinen Lippen gegen meinen Lippen.
Erdems Sicht:
Mit einem Ruck nach vorn spürte ich sofort ihre Lippen an meinen. Sanft bewegten sich diese, während sie mit ihrer Hand meine Haare zersauste und ich sie noch mehr an mir drückte. Rasch zog ich sie auf meinen Schoß und grinste in den Kuss. Unsere Herzschläge verschnellerten sich. Schwer lösten wir uns voneinander. Ihr Gesicht vergrub sie in meine Schulter. Ihre roten Wangen konnte selbst ein Blinder erkennen.
Doch ich wollte eine Antwort von der Hexe. Es war etwas zu früh, doch ich wollte sie bei mir, denn ein Gefühl in mir sagte, dass unsere Beziehung gefährdet ist.
Mit meinen Händen hob ich ihren Kopf und platzierte meine Hände auf ihren Wangen.
Ihre rot angeschwollenen Lippen wirkten voller als sie schon waren. Ihre dunklen Augen schienen heller und grüner zu wirken. Sie war eine hinreißende Traumfrau. Allein ihr Gesicht war ein Hingucker. Sie verfolgte mich. Selbst in meinen Träumen sah ich sie neben mir auf dem Beifahrersitz meines cls 63 sitzen, mit ihren zwei Grübchen und ihrem Lächeln.
"Was denkst du?", fragte ich grinsend.
Sie an meiner Seite zu haben.
Sie schien überfordert zu sein.
"Klar will ich", lächelte sie und spielte mit ihren Fingern.
"Ich will alles schnell hinter mir haben Özlem."
"Wieso so schnell?", fragte sie ruhig.
"Wir kennen uns seit Jahren und sind seit Monaten in einer Beziehung, außer die Pause zwischen uns. Ich denke einfach es ist soweit."
Sie nickte, lächelte und kletterte von meinem Schoß.
Etwas bedrückte sie, da war ich mir sicher, doch ich wusste nicht, wie ich sie darauf ansprechen soll. Ihr Lächeln war falsch oder eher gezwungen.
Innerlich verspannt legte ich meinen Arm um sie und näherte mich ihr.
"Was ist los Prinzessin?"
Wäre Tarik hier, würde er mich nicht wieder erkennen. Ich war so anders, so schwul, geworden.
"Ich weiß nicht, wie meine Zukunft weiter gehen soll", sprach sie unruhig und zog eine überspannte Miene.
"Meinst du wieder die Bildung?"
Kurz nickte sie.
"Bevor du mir wieder an den Kopf wirfst wie unwichtig das doch ist, nimm meine Situation ein und denk nach. Wie würdest du dich mit einem Hauptabschluss fühlen?", fragte sie mich etwas zickig.
"Mir ist es egal Özlem. Von mir aus kannst du auch überhaupt nicht eine Schule besuchen, du kannst strohdumm sein, es ist mir egal", machte ich ihr klar, doch sie war unzufrieden mit dieser Antwort.
Um ehrlich zu sein tat sie mir Leid. Ihre Wünsche etwas zu werden, selbst zu verdienen, alles kaputt.
Ich selbst war damals faul und wollte die Schule abbrechen, doch meine Eltern hatten mich gezwungen das Abitur zu machen. Erst als ich erwachsen wurde, wurde mir klar, wie wichtig ein Abschluss für die Zukunft ist. Und sie hatte den niedrigsten Abschluss.
"Fährst du mich nach Hause?", fragte sie leise.
"Komm", forderte ich sie auf, gab ihr meine Hand und half ihr aufzustehen. Ich warf ihr ihre Jacke zu, griff nachmeinem Schlüssel zum Paradies und nahm sie an die Hand.
Mir war aufgefallen, dass sie an ihrer Oberweite zugenommen hatte. Sie hat von Natur aus eine ziemlich gute Oberweite, doch desto mehr sie zunahm, desto mehr verschönerte sich ihr Körper, was mich zum schmunzeln brachte.
Schnell fuhr ich sie nach Hause, doch stellte durch den Rückspiegel fest, dass die Polizei mich so eben beim Schnellfahren erwischt hatte, denn sie hatten eine Kamera aufgestellt und paar Meter entfernt stand ein weiterer Polizeibeamter, der mich aufhielt.
"Fuck", fluchte ich und hielt am Straßenrand an.
"Ich sag dir immer, dass du zu schnell fährst!", motzte die Hexe neben mir.
"Sie sind zu schnell gefahren. Erlaubt war 50, sie sind 30 Km/h zu schnell gefahren", hörte ich den Klops zu mir sagen.
"Fahrzeugpapiere und Führerschein bitte", forderte er mich auf, was ich ihm nach langem Seufzen gab.
"Machen sie schnell. Meine Freundin muss nach Hause."
"Erdem!", schimpfte Özlem leise, als er ging.
"Die können dich anzeigen, wenn du frech bist, lass es", sah sie mich wütend an.
"Ich hasse Bullen so", sprach ich angepisst und wartete ungeduldig.
"Was wird überhaupt deine Strafe sein?", fragte sie.
Kurz überlegte ich.
"Ich verliere einen Punkt und muss 100€ zahlen."
"Woher weisst du das?"
"Fahre oft 30Km/h zu viel", grinste ich.
Nach weiteren Minuten kam er und gab mir meine Papiere.
Dazu gab er mir noch einen weiteren Überweisungszettel.
"100€ und 1 Punkt."
"Schönen Tag noch."
Kurz nickte ich und fuhr los.
"Was haben wir daraus gelernt? Wir fahren in Zukunft langsamer", schlussfolgerte die Hexe.
"Extra nicht", drückte ich auf das Gaspedal und musste wegen ihrem verdutzten Gesicht lachen.
"Ich würds an deiner Stelle lassen", lachte sie falsch.
Es war nicht mehr lange, doch trotzdem schloss sie ihre Augen und schlief ein.
Sie schlief schnell ein, sie war eine Schlafmütze. Sie nutzte jeden Moment aus, um zu schlafen, was ich süß fand.
Angekommen nahm ich den Schlüssel zur Hand und öffnete die Tür von Özlem.
"Özlem steh auf. Deine Eltern bringen mich um, wenn die sehen, dass ich dich auf meinen Armen habe", schüttelte ich an ihr, doch sie murmelte nur etwas vor sich hin.
"Özlem steh auf", versuchte ich sie zu wecken.
"Pech", zog sie ihre Augenbrauen zusammen.
Ich gab auf und nahm sie auf meine Arme.
Nachdem ich meinen Wagen abgeschlossen hatte, klingelte ich und hoffte, dass die Eltern dagegen nichts sagen, doch genau das würden sie tun.
Der Vater stand vor mir und sah fragend zu Özlem.
"Sie ist im Auto eingeschlafen und steht nicht auf", wurde ich nervös.
Ich steckte in einer riskanten Situation.
Unerwartet fing der Vater an zu lachen und öffnete die Tür, damit ich durch kann.
"Sie war damals schon so. Aber damals hat sie absichtlich so getan, als würde sie schlafen, damit sie nicht gehen muss. Leg sie in ihr Bett."
Kurz sah ich runter zu ihr und hoffte für sie, das sie wirklich schlief, sonst würde ich sie morgen als Rache den ganzen Tag kitzeln.
In ihr Zimmer angekommen legte ich sie auf ihr Bett, zog ihre Jacke aus, was mir schwer gelang und danach ihre Schuhe.
"Iyi Geceler Cadim (Gute Nacht meine Hexe)", küsste ich zuletzt ihre Stirn und schloss die Tür.
"Tut mir Leid für die Verspätung. Wir wurden von der Polizei beim Schnellfahren erwischt", entschuldigte ich mich.
"Bist du sehr schnell gefahren?"
"Nein, nein ich bin nur etwas mehr als vorgegeben gefahren. Sie kennen Polizisten", lachte ich leise.
"Setz dich doch", lächelte er.
Unauffällig sah ich zur Uhr.
"Nein Danke. Ein anderes Mal", lehnte ich höflich ab.
"Gut, fahr langsam", klopfte er mir auf die Schulter.
Kurz verabschiedete ich von ihm und sah draußen ihren Bruder Mazlum.
Ignorant ging ich an ihn vorbei, wie er mir und stieg in meinen Wagen ein.
Er hatte es nicht verdient, dass Özlem ihm verziehen hatte, überhaupt nicht.
Mein Handy klingelte, was ich abnahm und Tarik an der Leitung war.
"Sag schnell Tarik, ich wurde eben schon wegen Schnellfahren gepackt", waren meine ersten Worte.
"Komm mal hinter diesem Club zur Halle."
"Was soll ich da?", fragte ich misstrauisch.
"Azad, Yasin und Serkan sind auch hier. Komm einfach, aber alleine."
"Wo ist mit Cemil und Harun?"
Kurz hielt ich meinen Atem an und schluckte. Alican war bei jedem Treffen dabei gewesen und jetzt war er fort von uns.
"Er ist mit seinen Eltern bei Bekannten und Harun hatte keine Eier. Komm einfach okay?", fragte Tarik.
Es musste wohl was wichtiges sein, denn Tarik klang ernst. Es war kein weiter Weg, weshalb ich schnell ankam und ich ein mulmiges Gefühl bekam. Vor der Halle sah ich haufenweise Nutten, die mich nicht allzu viel interessierten, da mir meine Brüder wichtiger waren. Sie kamen auf mich zu, ehe ich ausstieg und sie mit einem typischen Handschlag begrüßte.
"Was ist los Jungs?", fragte ich in die Runde und zündete mir eine Zigarette an.
"Es geht um Alican", meinte Tarik.
"Er war mit dem Motorrad unterwegs wie wir es erfahren haben. Es war aber kein Unfall, sondern eine Absicht, Racheakt."
"Wer soll es gewesen sein?", fragte ich ungläubig.
"Und was soll Alican bitte getan haben?", fragte ich weiter.
"Es waren Amir und seine Männer. Sie haben sich an Alican gerächt, weil Alican eine Prügelei hatte mit einen seiner Männer."
"Die haben echt keine Hobbys, das sie mit so einer Kleinigkeit ankommen", wurde ich wütend.
Mein Blutsbruder wurde mit Absicht umgebracht. Ihm wurde die Seele genommen, genau wie ich Amir eine Lektion verpassen würde. Er hat sich definitiv mit den falschen Jungs angelegt, wir waren zu allem in der Lage, nur kümmerten wir uns eher um unser Leben statt um diesen unnötigen Zeugs. Er will Revenge? Das wird er bekommen.
"Wo ist Amir?", fragte ich und nahm einen langen Zug der Tabakdroge ehe ich sie zerstampfte und zu Tarik sah.
"In der Halle. Da finden grad illegale Kämpfe statt."
"Und ich soll diese Kämpfe nutzen?", fragte ich.
"Du bist der Stärkste von uns."
Kurz dachte ich nach. Mir kam Özlem in den Sinn. Sie würde weinen, wenn sie erfahren würde, dass ihr Freund bei illegalen Kämpfen teilnehmen würde, doch ich würde es nur ein Mal wagen, dann nie wieder. Ich will keinen Stress in unsere Beziehung bringen, doch das mein Bruder sterben musste, kann ich nicht einfach so gelten lassen.
"Einmal ist keinmal", ging ich vor und trat mit den Jungs in die Halle.
Haufenweise Huren, die die Kämpfenden umzingelten. Özlem würde mich umbringen.
Ich riss mich zusammen und sah von Weitem schon Amir, der grad an einer Wasserflasche nuckelte.
Adrenalin verbreitete sich in mir. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Zähne drückten sich fest zusammen.
Ohne jegliche Angst ging ich zu ihm und stellte mich vor ihm.
"Lust auf einen Kampf?", grinste er mir ins Gesicht.
Er wusste, wieso ich hier war.
"Alicans Seele steckt grad in mir, also freu dich nicht zu früh. Bist du dir sicher? Ich meine, nicht, dass du wieder wie früher verlierst", provozierte ich ihn und befreite mich von meinem Shirt.
Einmal ist keinmal.
"Nur zu. Komm", wurde er wütend.
Gemeinsam stiegen wir ins Feld.
Nichteinmal aufgewärmt hatte ich mich, doch für Alican würde ich alles geben. Ich hoffte, dass er mir von oben zusieht und stolz auf mich ist.
Es wurde bis drei gezählt schon verpasste er mir den ersten Schlag in den Magen. Lauter Oh's von den weiblichen Prostituierten fiel auf uns, doch es war reine Absicht, um ihn über den Tisch zu ziehen.
Er war schwach. Das merkte ich, er war aufgeregt.
Ohne mir Zeit zu lassen schlug ich auf ihn ein und traf perfekt. Es fühlte sich gut an. Er hatte jeden Schlag verdient.
"Sag mir traust du dich nocheinmal einer meiner Brüder anzufassen?", nahm ich sein Gesicht in meine Hände.
Er lag am Boden. Er blutete.
"Ihr werdet alle nacheinander sterben", sprach er hartnäckig.
Ich gab ihm Vorlauf, sodass er aufstand und mir erneut einen Schlag verpasste, doch gefallen ließ ich es mir nicht und nahm seinen Kopf in meinen Händen. Mit voller Wucht schlug ich diesen gegen meinem Knie und boxte ihm gewaltig in den Magen, sodass er zusammenzuckte und nach hinten taumelte.
Das Publikum jubelte und niemand unternahm was, was besser für mich war, denn ich boxte ihm ununerbrochen ins Gesicht und verpasste ihm harte Schläge. Er spuckte Blut.
"Sag mir, wirst du dich trauen meine Brüder nocheinmal anzufassen?!", schrie ich durch die Halle und zog ihn mit seinen Haaren zu mir, sodass er gezwungenerweise zu mir sah.
"Du Bastard!", schrie ich und spuckte ihm ins Gesicht.
Meine Hände zitterten vor Wut und meine Lungen gaben auf. Ich hatte beim Boxen das Atmen vergessen, so beschäftigt war ich mit ihm.
"Ich hab dich was gefragt", wiederholte ich mich.
"Nein."
"Ich..ich werde es nicht wieder tun", stotterte er.
Meine Arbeit war getan, es ging ziemlich schnell. Grinsend ging ich zu meinen Brüdern und war stolz auf mich.
"Nichts wie weg", lachte Yasin.
Davor wusch ich mir meine Hände und wusch den Schweiß mit einem Handtuch weg. Meine Nase blutete, die ich verarzte.
Draußen angekommen drückte mir Serkan 200€ in die Hand.
"Wir haben nebenbei gewettet", grinste er.
"Morgen gibts Döner zum Abend", versprach ich ihnen.
Wir freuten uns wie kleine Kinder, denn Amir war ein hartnäckiger Mensch. Ihn so schnell am Boden zu sehen, war ein Grund zum Feiern. Ich war kein Kämpfertyp, doch ich hatte ihn windelweich verprügelt.
Tarik war etwas ruhiger als sonst, doch ich wusste, dass es daran lag, dass er sich wieder unnötig Sorgen machte.
"Amir wird sich zwar wieder rächen, aber nicht bei dir", sagte Yasin.
"Er wird keinen von euch anfassen. Macht euch keine Sorgen."
"Zur Polizei wird er auch nicht gehen. Sonst würde er sich selbst verraten an illegalen Kämpfen teilgenommen zu haben", sagte nun Serkan.
"Lasst uns morgen Alican besuchen. Wir waren schon lange nicht dort", erinnerte Tarik uns.
Am nächsten Tag gingen wir morgens zum Friedhof und beteten. Danach machten wir das Grab unseres Bruders sauber und verabschiedeten uns von ihm. Danach beschlossen wir zusammen joggen zu gehen.
Kurz danach duschte ich mich und beschloss Özlem einen Besuch abzustatten. Davor kaufte ich Rosen bei der nächstbesten Tankstelle, da sie sich darüber wie ein Kind freuen würde.
Angekommen klingelte ich und sah ihre Mutter, die mir kalt ins Gesicht sah und nichteinmal ein Hallo aus sich herausbrachte.
"Erdem", lächelte der Vater, der hinter ihr erschien.
Er schämte sich für das Verhalten seiner Frau, doch sagte dazu nichts.
"Ist Özlem zuhause?", fragte ich höflich.
Er nickte und sagte mir, dass sie sich im Zimmer aufhalten würde.
Bei ihr angekommen öffnete ich die Tür und sah sie auf dem Bett liegen. Eingekuschelt lag sie in ihrem Bett und spielte mit ihrem Handy. Sie war etwas blass im Gesicht.
"Was los?", fragte ich verwundert, denn sie sah so neutral aus, schlecht gelaunt.
"Ich hab Schmerzen", murmelte sie und legte ihr Handy beiseite.
"Du hast Rosen mitgebracht", lächelte sie und nahm diese an.
"Danke", küsste sie meine Wange und lehnte sich zurück.
"Wieso hast du Schmerzen? Bist du hingefallen?", fragte ich belustigt, denn sie war nunmal einer der tollpatschigsten Menschen.
Mit ihrer Hand zog sie die Decke beiseite, sodass ich eine Wärmeflasche an ihren Unterleib sah.
"Oh", gab ich nur von mir.
"Das heißt ich muss den ganzen Tag deine schlechte Laune ertragen?", fragte ich vorsichtig.
"Du kannst ja auch einfach deine Klappe halten, dann tu ich dir nichts", gab sie lachend von sich.
"Hexe."
Ihre Blicken wurden ernst. Erst dachte ich, es wäre, weil ich sie Hexe genannt hatte, doch ihr Blick blieb an meiner Nase hängen.
"Was hast du gemacht?", fragte sie verdutzt und strich leicht darüber.
"Ich hab mir einen Spaß mit Tarik erlaubt", log ich lässig, doch sie ließ nicht locker.
"Tarik würde dich niemals schlagen. Sag mir die Wahrheit", wurde sie verrückt, als hätte mich jemand zu Tode geschlagen.
"Es war eher ausversehen Özlem. Mach dir keinen Kopf", lehnte ich sie nach hinten und küsste ihre Stirn.
"Sieht schlimm aus", sah sie erneut zu meiner Nase.
"Özlem", warnte ich sie, denn im Lügen war ich nicht immer gut.
Vorallem vor Menschen, die mir was bedeuten.
"Weiß dein Vater eigentlich, dass du rauchst?", fragte sie, nachdem ich mich zu ihr legte und mit ihrer kleinen Hand spielte.
"Eigentlich nicht, wieso?", fragte ich mit einer Augenbraue in die Höhe gezogen.
"Ich kann dich ja bedrohen", piepste sie leise und sah teuflisch zu mir.
"Wirst du mir aus Liebe nicht tun", grinste ich ebenfalls.
Wieder blickte sie zu meiner Nase, doch sagte dazu nichts. Ich beließ es darauf und kuschelte mich an ihren zierlichen Körper. Ich war müde und wollte einfach nur rauchen, doch sie würde es mir nicht erlauben, also steckte ich dies eben ein und strich durch ihre Haare.
Die Mutter rief uns zum Essen, doch Özlem wollte nicht aufstehen, also holte ich ihr das Essen ins Zimmer. Der Vater fragte mich, ob ich auch etwas zu essen wolle, doch ich lehnte ab, da mein Magen voll war.
Nach dem Essen schauten wir zusammen Fernsehen.
Am Abend nahm Özlem mehr an Stärke zu, weshalb wir draußen ein wenig spazierten.
Plötzlich blieb Özlem stehen.
Ich verstand nicht recht, wieso, doch als ich ihren Blicken folgte, sah ich Bahar vor uns stehen, die uns anlächelte.
Özlems Augen glänzten.
"Hey Erdem", lächelte Bahar und schlang ihre Arme um mich, während Özlem meine Hand los lies und weg sah.
"Wir müssen los Bahar, keine Zeit", gab ich genervt von mir.
"Man sieht sich", schmunzelte sie, doch für Özlem waren es Messerstiche, die sie wieder in ihre Vergangenheit katapultierten. Genau dann, als es wieder gut zwischen uns wurde, taucht diese Furie auf und macht alles kaputt.
Als Bahar sich keinen Stück rührte, legte ich meine Hand an Özlems Rücken und schubste sie leicht nach vorn, sodass sie von selbst ging und meiner Hand auswich.
Wenige Meter entfernt legte ich meinen Arm um ihre Schulter.
"Bist du sauer?", fragte ich sie, doch sie schüttelte nur ihren Kopf.
"Ich bin nicht sauer", macht sie mir klar, obwohl es ihr innerlich anders ging.
"Lass uns nach Hause. Ich bin müde geworden", lenkte sie vom Thema.
"Okay."
Nun war es soweit. Zuletzt stopften wir unsere Koffer in den Kofferraum und setzten uns in meinen Wagen. Tarik, seine Cousine, Özlem und ich würden nach Frankreich fahren, da jeder Ferien hatte und der Ort jedem gut tun würde. Özlem hatte sich schnell mit der Cousine angefreundet, was umso besser für Tarik und mich war, denn Zickenkrieg würden wir stundenlang nicht ertragen können.
Flüchtig rauchte ich davor noch eine und sah zu Özlem, die gähnte und ihre Haare glatt strich. Sie war noch im Schlafanzug, da wir stundenlang auf den Hintern sitzen würden. Ich setzte mich neben ihr, Tariks Cousine Hilal nach vorn mit Tarik.
Es war schwer, Özlems Vater zu überreden, doch weil die Cousine mit dabei wäre, machte es ihm nichts aus, obwohl er nicht gern seine Tochter mitschickte. Jeder, außer der Mutter, hatten sich von ihr verabschiedet und man konnte deutlich Özlem ansehen, dass sie weinen könnte, doch aus Stärke tat sie es nicht, was ich persönlich an ihr bewunderte. Nach zehn Minuten schnallte sie sich ab, legte ihren Kopf in meinen Schoß und streckte ihre Beine gerade aus. Dafür, dass sie eine kleine Größe für ihren Körper hatte, passte sie perfekt hin, weshalb sie es sich gemütlich machen konnte. Die dünne Decke nahm ich zur Hand und deckte ihren lauwarmen Körper damit zu. 
Meine Hand legte ich auf ihrer Wange, während die andere sich mit meinem Handy beschäftigte. Mein Plan schwirrte durch meinen Kopf. Ich war mir unsicher wie nie. Ich war nicht der Typ, der sich viel Gedanken machte, doch diesmal war ich nervös, was null zu mir passte.
Tariks Grinsen war nicht zu übersehen, denn er war der Organisator, der mir Hilfestand geleistet hat.
Auch Hilal freute sich wie ein Kind und konnte es kaum abwarten, als würde der Countdown immer mehr runter gehen. Wieder sah ich wie eine Sucht nach ihr und analysierte ihr markantes Gesicht. Sie war so unschuldig.
"Schläft Yenge?", fragte mich Tarik.
"Ja-
"Wie-
"Halt die Fresse", sah ich zum Rückspiegel.
Durch unseren Blickkontakt versuchte ich ihm klarzumachen, dass sie uns auch hören könnte.
"Memme", kommentierte er augenverdrehend.
Kurz fasste ich alles zusammen. Wir müssen zusammen alles noch organisieren und haben gerundete zwei Wochen Zeit dafür. Dieser Plan wird ein Teil unserer gemeinsamen Geschichte sein, ein neues Kapitel. Özlem und Erdem.

ÖzlemWhere stories live. Discover now