Kapitel 19

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Beschämt sparte ich mir dieses Szenario und legte mich schlafen. Es war so ein gelungener Tag und ganz anders. Ich hatte mich auf ihn eingelassen und hatte große Hoffnungen, er könnte mir helfen. Andererseits wollte ich es nicht. Er sorgte für einen Wirbelsturm in mir. So ein Chaos! Mit gemischten Gefühlen schloss ich sorgenfrei meine Augen, doch wusste nicht, dass er mich angelogen hatte.

Der nächste Tag verlief ziemlich ereignislos. Ich hatte es gelassen, mit den anderen zu essen, da ich entweder komisch angestarrt oder über mich geredet wurde. Obwohl sie selbst garnicht perfekt waren. Es war Mitte Dezember, Weihnachten steht vor der Tür. Trotz, dass ich Muslime bin, schenkte ich meinen Freundinnen immer eine Kleinigkeit. Doch dieses Jahr würde ich es nicht tun, toll.

Aus dem Fenster konnte ich schon die Menschen sehen, die riesengroße Geschenke in die Hand hielten.

Ich freute mich auf Silvester. Ich mochte dieses bunte Feuerwerk, das laute Knallen und das Reinfeiern in den Neujahr. Wie sagt man so schön:"Neues Jahr, neues Glück."

Von diesem Zitat ließ ich mich nicht enttäuschen, sondern hoffte auf ein neues Glück.

Grad hatte ich geduscht und überlegte mit einem Handtuch um mich, was ich anziehen soll. Wie schon gesagt, ich hatte sowieso kaum Kleidung zur Verfügung, also nahm ich mir ein wetterpassendes Outfit und beschloss etwas frische Luft zu schnappen zu gehen. Da niemand die Hintertür abschloss, hatte ich gute Chancen, die ich zu nutzen tat. Die Krankenschwester informierte ich, dass ich spazieren gehen wolle. Also öffnete sie mir die Tür.

Vorsichtig schlich ich mich dahin. Es war seelenruhig. Draußen angekommen steuerte ich auf den Spielplatz zu und setzte mich auf die Schaukel. Meine Haarspitzen wurden hart, aufgrund der Kälte.

Ich schaukelte und genoss die kalte Luft, die mir ins Gesicht peitschte. Das Wetter konnte einem Menschen echt viel ausmachen. Grad war ich noch in der stickigen Luft und jetzt war ich davon befreit. Heimlich genoss ich meine vorherigen Kindheitserlebnisse und holte sie nach. Ich hatte große Lust auf Kirmes. Wie gern ich dahin gehen würde. Auf diese großen Karusselle steigen und riskieren. Ich war ein Fan davon.

Als ich genug vom Schaukeln hatte, spazierte ich einen langen Weg entlang und hatte eine gute Aussicht zu den Menschen in der Außenwelt, nur der große Zaun störte mich aufs Heftigste.

Hier war keine Menschenseele von der Psychiatrie zu sehen. Wahrscheinlich war grad Abendessen.

Ich beschloss wieder zu meinem Zimmer zu gehen. Ungewollt marschierte ich in den Aufzug und drückte auf die 3.

Durch den kurzen Piepton öffnete sich die Tür. Schnell verzog ich mich in meinem Zimmer und setzte Schal, Jacke und Schuhe von mir ab. Ich schaltete das Licht aus und setzte mich vor meinem Fenster. Da ich in Frankfurt war, hatte ich eine faszinierende Aussicht von hier. Selbst der Messeturm war nicht zu übersehen. Verschiedene Turme, Wolkenkratzer und Businesshäuser standen nah einander und schmückten Frankfurts Inhalt. Ich besichtigte lautlos den Himmel und studierte seine Wolken. Feine Schneeflocken fielen kraftlos herunter, als trägen sie keinen Gewicht in sich. Seltene Vögel waren zu sehen, suchten aber stattdessen einen Versteck. Mein Kinn lag auf meinen Händen, die auf der Fensterbank ihren Platz nahmen. Mich übermannte die Müdigkeit schnell, denn meine Augenlider schlossen sich öfters, als sie geöffnet wurden. Ich beließ es auf Schlafen und schlief in der Stellung an der kalten Fensterbank ein.

Es war schweinekalt. Mich schüttelte etwas, gab jedoch auf und versuchte mich zu tragen. Rasch öffnete ich meine Augen, die dank des Tageslichts sich schlossen und anfingen zu brennen. Um es mir leichter zu machen, massierte ich sie mit meinen zu Faust geballten Händen und schon ging es mir besser.

ÖzlemWhere stories live. Discover now