Kapitel 27

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"Du bist so hübsch, sieh es endlich ein."
Auf ihre Lippen schauend näherte ich mich ihr Stück für Stück und konnte meine Sehnsucht gegenüber ihrer roten Lippen nicht mehr steuern.
Mein Herz schlug mir aus der Brust, als uns nur noch wenige Zentimeter trennten. Unsere Lippen waren sich so nah, dass ich sie jetzt und hier küssen konnte. So nah, dass es kein zurück mehr geben würde. So nah, dass die Angst um die Liebe auftauchte und ich mir im Klaren überlegen musste, ob es richtig wäre. Ansonsten hätte ich ihr Hoffnungen gemacht. Umso mehr würde sie aus Gefühlsschmerz in Depressionen geraten und umso mehr würde sie mich verabscheuen. Würde ich sie küssen, würde ich unseren Kontakt dafür riskieren, weil gerade diese Bindung das schwerste Ziel meines Lebens war. Ich hatte um sie gekämpft, allein dass sie mit mir Wörter austauscht.
In ihre Augen verspürte ich Sehnsucht, Angst und Unsicherheit. Kurz und knapp, sie fürchtete sich vor einem Kuss. Ob es wohl ihr erster wäre?
Zusammenreißend huschten meine Blicke zu ihren Wangen, weshalb ich meine Lippen darauf legte und ihre Wange sanft küsste.
Seit der vorherigen Situation wurde mir nicht klar, was es sollte. Ich wusste nicht, ob ich Gefühle für sie entwickelt hatte, obwohl ich nicht einmal ihren Nachnamen kannte. Sie war ein Rätsel, eine Fremde, doch ein Gefühl sagte mir, dass genau dies einer der besten Eigenschaften unserer, falls wir eine hätten, Beziehung wäre.
Als ich sie beim Betrachten meiner Lippen erwischte, lächelte ich leicht zu ihr rüber und legte meine Hand auf ihre.
"Soll ich nicht mit deinen Eltern reden?", fragte ich sie, um das Telefonat noch einmal anzusprechen.
"Nein. Ich will es selbst tun", sprach sie bedrückt und zog ihre Augenbrauen zusammen, als sie zum Boden blickte.
"Du magst es nicht, wenn dir jemand hilft. Hab ich Recht?"
"Ich bin ein alleinstehender Mensch und brauche einfach keinen, der mir beisteht. Auch wenn du es tust, weiß ich, dass sich unsere Wege sowieso Mal trennen werden."
Der saß.
"Bist du dir da ganz sicher, dass sich unsere Weges eines Tages trennen?"
"Wir können eine Wette eingehen."
"Einverstanden", lächelte ich und gab ihr Check.
"Erdem."
Fragend sah ich sie an.
"Ich will rein."
Nickend half ich von der Mauer herunter ung stieg nachdem wir die Psychiatrie betreten hatten mit ihr in den Aufzug.
"Ich begleite dich", schlug sie vor und spazierte mit mir zum Haupteingang. Noch einmal sah ich in ihre tränenfüllten Augen, die neidisch zu mir sahen, da ich die Psychiatrie verlassen würde.
Daraufhin lächelte ich sie an, umarmte sie und spürte jeglich, wie sie zusammenzuckte, doch ließ mir nichts anmerken.
"Bis Morgen."
"Du musst morgen nicht kommen. Aylin kann morgen auch nicht also", sprach sie, drehte mir den Rücken zu und ging.
An ihrer Stelle wäre ich neugierig auf die Antwort darauf, doch gedankenlos verließ ich die Psychiatrie und wartete auf den Bus, da meine Schwester wutgeladen davon gefahren war.
Özlems Sicht:
"Es tut mir Leid", flüsterte ich zu der Krankenschwester, die ihre Hände an ihren Taillen abgelegt hatte und mich sauer anblickte.
"Das ist Diebstahl! Wie kann man sowas nur tun? Weißt du wie asozial und unmenschlich das ist?", schrie sie laut und ließ mich beängstigend mit einem mulmigen Gefühl dar.
"Ich hatte keine andere Wahl. Wirklich", flüsterte ich hilflos und sah zum Boden.
"Und deshalb musst du Messer klauen?", schrie sie fassungslos und fasste mich am Arm.
Tränenüberströmt sah ich ins Gesicht der alten Dame und entschuldigte mich tausende Male.
"Das wird sowas von Konsequenzen geben!"
"Als ob ich nicht schon welche trage!", schrie nun ich gereizt.
Plötzlich holte sie aus und traf hart auf meiner nicht vorbereiteten Wange.
Kurz schwieg ich, fasste dieses Geschehen zusammen und versuchte Verständnis dafür zu finden.
"Wieso haben Sie es auf mich so abgesehen? Die anderen Krankenschwestern gehen doch besser mit mir um, wieso Sie nicht?", fragte ich schluckend und hatte Angst erneut ihre hohe Stimme zu hören.
"Niewieder lass ich dich raus!", schrie sie und ging zur Tür.
"Komm selbst klar!", schrie sie und knallte die Tür zu. Wenig später hörte ich wie sie den Schlüssel zweimal durch mein Schlüsselloch drehte.
"Hey warten Sie!", schrie ich aufgracht und lief zur Tür. Das kann doch nicht ihr Ernst sein. Ich würde es hier niemals aushalten.
"Bitte machen Sie die Tür auf!", kreischte ich und schlug gegen die Tür. Ich hatte fürchterliche Angst. Ich könnte zwischen diesen vier engen Wänden niemals überleben.
"Mama hilf mir, Bitte", flüsterte ich, als ich die Wand herunter rutschte und jeweils meine beide zu Faust geballten Hände an meinem Kinn hielt, um sowas in der Art die Hoffnungen darauf nicht zu stoppen. Ich betete, zitterte, schrie, weinte nach meiner Mutter. Und das seit einer Stunde. Meine Körpertemperatur sank, sowie mein sonst zu niedriger Blutdruck. Es war stockdunkel und mein Licht war aus. Nur hellblaues Licht von den Straßenlampen strahlte durch mein Fenster und spiegelte die Gitter, als auch die Bäume dahinter, was nur für mehr Furcht in mir sorgte.
Meine Brust hemmerte wie verrückt, meine Haare klebten an meinem Gesicht und meine Arme bluteten wie verrückt.
Mit meinen Fingernägeln bohrte ich darin herum, um mehr Rot zu erzeugen. Auch neue Kratzer erstanden durch meine Kratzerei. Entsetzt schlug ich links und rechts auf dem Boden, als meine Nägel nicht mit der Länge für das Schneiden ausreichten. Im Bad angekommen blickte ich zum Spiegel mit meinen immernoch zu Faust geballten Händen.
Abgeschmackt? Das sieht süß aus.
Hat er mich angelogen oder war es Ernst gemeint? Wollte er mich ernsthaft küssen? Hatte er dies nicht getan, als seine Lippen meine Wange berührt hatten?
Langsam zuckte ich meine Mundwinkel in die Höhe und versuchte zu Lächeln, was mir ungelogen nicht gelang.
Du bist so hübsch. Sieh es endlich ein.
"Ich kann nicht", flüsterte ich schmollend und stützte beide Hände an den Waschbecken ab.
Empört schüttelte ich meinen Kopf hin und her und wagte mich nicht in den Spiegel zu schauen.
Zornig wurde ich gegenüber dem Spiegel tätlich und zerteilte diesen in nur Sekunden in kleinen unerkennbaren Brocken.
Fest drückte ich meine Hand kugelrund, als sich darin zwei Scherben befanden. Diese Sauerei würde mich mein Leben lang verfolgen, also fuhr ich mit der dicken spitzen Scherbe über meinen linken Innenarm und hinterließ Spuren. Kurz biss ich mir auf die Lippen, doch hob letztendlich mein Oberteil hoch und begann meinem Bauch als auch meine Beine zu verletzen.
Versagerhaft setzte ich mich in die Ecke und weinte laut. Wie konnte ich kleine Sachen so auf den Arm nehmen? Wie konnte ich nur durch Kleinigkeiten so aggressiv und traurig werden?
Am Boden zerstört schloss ich meine Augen und fiel unbemerkt und nicht vorgehabt auf den kalten Fliesen in den Schlaf.
~
Nun sind zwei Tage ereignislos vergangen. Erdem ist glücklicherweise nicht erschien, umso mehr hatte ich endlich von seinem fast täglichem Besuch Ruhe. Von Aylim fehlte jede Spur, denn auch auf Whatsapp war sie nicht on. Anderseits vermisste ich Erdem innerlich sehr, denn seine Aufmunterung fehlte, weswegen es mir seelisch wieder etwas schlecht ging. Die Krankenschwester hatte sich ebenso wenig blicken lassen, aber wenn sie sich zeigen ließ, beleidigte oder auch tat sie mir weh. Es waren keine richtigen Schläge, aber ihre Hände an meinem Arm hatten leicht blaue Flecken gelassen.
Meine Psychologin war grad eben gegangen und berichtete mir, dass meine Familie angeruft hätte. Ich wusste nicht wieso, aber sie raubten mir jede Sekunde an Schlaf und Gedanken. Ich wollte sogern wissen, was los war, dass sie angerufen hatten, aber traute mich keines Weges. Ich hatte den Mut gegenüber meiner Eltern verloren und würde bei jedem verletztenden Wort mir mehr weh tun, genau das sollte verhindert werden, weshalb ich es gelassen hab, auch nur daran zu denken sie zurückzurufen. Meine Psychologin hatte ich ebenso nicht ausgefragt, da mir der Kontakt wenig bringen würde.
Schnell marschierte ich vom Bett zum Schrank und kleidete mich wetterpassend. Mittlerweile zeigte sich der Sommer, doch zwischendurch regnete es oder es gab am späten Abend Gewitter.
Ich sehnte mich danach, rauszugehen, also nahm ich mir die Lederjacke von Erdem, schlüpfte in meine dreckigen weißen Chucks und klopfte gegen die Tür. Seit meinem Suizidversuch, wurde die Tür endgültig geschlossen, sodass ich niedrigere Chancen auf die Natur hatte.
"Was?"
"Ich will zur Mensa", gab ich kleinlaut und spielte mit den Schuhen.
"Die Essenszeit ist vorbei."
"Ich war am Schlafen."
Kurz überlegte sie.
"Gut dann begleite ich dich", schlug sie vor und schubste mich leicht nach vorn.
Meine Tränendrüsen füllten sich, da ich es nicht wollte gezwungen zu werden zum Essen, doch ich nickte schüchtern und ging zum Essenssaal.
Ich wünschte ich könnte meine Gedanken aussprechen, doch ich war nunmal zurückhaltend, manchmal.
Meine Hände steckte ich in den Taschen und stieg in den Aufzug mit der Krankenschwester gefolgt.
"Wann ist dein nächster Termin?", fragte sie streng.
"In zwei Tagen."
Sie nickte, stieg aus und setzte sich mit mir angekommen auf eines der Stühle.
"Denkst du ich hol dir das Essen oder was?", fragte sie nervig.
Nervös ging ich zur Theke, nahm mir in einer Schüssel Salat mit Tomaten und einer Kräutersoße. Ich hatte heute gefrühstückt, das reichte, doch ich würde die schlimmste Variante nutzen müssen und das war Übergeben.
"Du bist hier ernsthaft gekommen, um ein Salat zu essen? Du holst dir gefälligst mehr!", wurde sie ungeduldiger.
"N-noch nicht", flüsterte ich und schluckte die Tomate schwer herunter.
Kurz vorm Weinen steckte ich mir erneut alles in den Mund und schluckte.
Zu Ende gegessen musste ich mir erstmal Gemecker von der Schwester anhören, danach zur kurzen Untersuchung. Auch dort wurde ich blöd angeguckt, als beiden aufgefallen war, dass meine Narben wieder aufgefrischt waren, was mir völlig egal war. Meine Hand hatte noch Splitter, die entfernt worden waren und auch dazu ich mich nicht geäußert hatte.
Die Krankenschwester hinter mir ignorierend marschierte ich zum Zimmer und erwartete schon, dass sie mich einsperren würde. Komplett öffnete ich das Fenster für Durchzug und beschloss während der Zeit duschen zu gehen, was ich innerhalb einer Stunde schaffte. Ich hatte mich heftig übergeben, qualvoller ging es nicht.Verwundert blickte ich den Gitter an meinem Fenster an, der aus Stahl bestand. Soweit ich mich erinnern konnte, gab es auf der anderen Seite, wo sich der Haupteingang befindet gar kein Gitter.
Fest schlug ich gegen das Gitter und holte mein Handy.
Meine Blicke huschten zu der Lederjacke, die auf dem Tisch lag. Schmunzelnd ließ ich meinen Oberkörper darin hinein und inhalierte das übertrieben riechende Parfüm in mich hinein.
Zwischendurch scrollte ich durch BILD.de und sah mir verschiedene News an.
Normalerweise hatte ich das Handy aus einem völlig anderem Grund zur Hand genommen, doch ich wollte es nicht einsehen, dass ich Erdem bei mir haben wollte. Trotzdessen klingelte ich und legte nach dem zweiten Piepton auf, da ich nicht wusste, wie ich reden sollte oder auch Angst hatte, er würde mich auslachen. Nichteinmal eine richtige Minute konnte vergehen, schon klingelte mein Handy. Nervös überlegte ich, bis ich gedankenlos abnahm und nach zwei Tagen endlich ein Wort aus seinem Munde heraushörte.
"Özlem", holte er mich ein.
"Hey", brachte ich kurz aus mir und verstummte.
"Wieso bist du nicht mich besuchen gekommen? Also warum hast du dich nicht gemeldet?", fragte ich neugierig.
"Bin ich dein Freund, das ich dir alles erzählen muss?", lachte er.
Autsch, das saß. Er hatte mich gedisst.
"Ich meinte das nicht so", wiedersprach ich ihm in einer recht kühlen Stimmlage.
Musste ich auch so doof fragen? Ihm wie eine Tusse hinterher laufen?
"Ich leg dann mal auf", sprach ich und legte darauf sofort auf.
Hatte er schlechte Laune oder was sollte diese verletzende Antwort? Die dumme Özlem musste ja mal wieder Menschen in den Arsch kriechen.
Frustriert, aber auch ein wenig verletzt legte ich mich hin und beschloss trotz der hellen Helligkeit zu schlafen.
Erdems Sicht:
Kurz küsste ich meine Mutter, verließ das Krankenhaus und machte mich auf dem Weg zu Özlem.
Sie war sicher sauer, obwohl sie mich nicht ganz aussprechen ließ, sondern aufgelegt hatte. Natürlich war das ein Spaß, doch sie hatte es ziemlich mitgenommen. Es war mies von mir. Sie hatte sich getraut mutig zu sein und mich anzurufen und ich verletzte sie. Trotzdem freute ich mich auf ihren Anruf, das sie so süß war und ihre piepsende hohe Stimme mich zum schwärmen brachte.
Angekommen schloss mir die Krankenschwester die Tür auf und ich sah lachend zum Bett. Sie schlief.
"Özlem", weckte ich sie flüsternd und entdeckte nach hundert von Stunden eine frische Özlem. Sie aufzuwecken war wie eine Bombe zu entschärfen. Es war ein schwerer Fall und sie wurde abrupt aggressiv wie eine Bombe, wenn man sie unpassend weckte. Doch als sie mich sah, blickte sie weicher zu mir und sah wieder weg.
"Wie gehts?", fragte ich und wuschelte ihre volumimösen Haare durcheinander.
"Gut", sagte sie und strich alles wieder glatt ohne zu zeigen, dass sie genervt war.
"Bist du sauer?"
"Nö."
"Mach dir keine Hoffnung, dass ich angerufen hab, um nach dir zu fragen", zickte sie.
"Wegen was dann?"
"Aylin."
"Du Lügnerin."
"Das war gemein von dir", seufzte sie und blickte zum Fenster.
"War nur Spaß", wurde ich leiser und steckte ihre Strähnen hinters Ohr.
"Du siehst echt fertig aus und tut mir Leid, das ich nicht kommen konnte. Meine Mutter liegt im Krankenhaus."
"Warum?"
"Unfall in der Küche", murmelte ich.
"Gute Besserung."
Wieder wurde es ruhig zwischen uns.
"Hast du nicht gut geschlafen?", fragte ich sie und strich mit meinem Daumen unter ihren Augen.
Beschämt schüttelte sie ihren Kopf und sah statt zu mir zu meinen Schuhen.
"Warum?"
"Meine Eltern haben hier angerufen und ach keine Ahnung. Ich konnte einfach nicht schlafen deswegen", flüsterte sie fast schon, da ihr meine plötzliche Nähe nicht gefiel, obwohl sie für mich amüsant war.
"Weißt du denn wieso?"
Wieder schüttelte sie ihren Kopf und bekam Tränen in den Augen, als ich ihr Gesicht zu mir drehte.
"Wenn du willst, kann ich zu ihnen fahren", schlug ich vor.
"Ich will nicht wissen, was die wollten",sprach sie nun lauter und selbstbewusster.
"Verstehe", lächelte ich leicht und rückte ihr näher. Mir war eingefallen, dass diese Position schon öfters vorgekommen war, dass sie am Bettrand saß und ich mich vor ihr stellte, sodass ich quasi zwischen ihren Beinen stand.
"Sei nicht traurig", schmollte ich und streichelte ihre Wange.
"Hey warte mal. Ich kenne diese Jacke doch irgendwoher", sprach ich rau und bildete mit meinen Augen einen Schlitz.
Sie fühlte sich wie ertappt und wurde rot.
"Ich wollte sie dir zurück geben, aber.."
"Aber?"
"Ich hab es vergessen deshalb", log sie.
"Sie steht dir mehr als mir. Kannst sie behalten."
Nach einer langen Diskussion, die zur Schlägerei führen könnte, gewann der kleine Sturkopf neben mir.
"Erdem?", fragte sie goldig und richtete ihre Haare zu einem Dutt.
"Ja?"
"Was ist an deiner Hand passiert?", fragte ich entsetzt.
Sie verstummte und ignorierte diese Frage.
"Ich will in diesem Zimmer nicht mehr wohnen."
"Wo denn sonst?"
"Ich meine ich will das Zimmer wechseln", wurde sie konkreter.
"Aber warum?"
"Die Krankenschwester behandelt mich wie Dreck. Das wird immer schlimmer", wurde sie traurig.
"Was hat sie getan?"
"Sie schreit mich grundlos an und sperrt mich jetzt jede Minute hier ein. Früher waren es ja bestimmte Zeiten. Jetzt lässt sie mich garnicht mehr raus."
Plötzlich fing sie an zu schluchzen und versteckte ihr Gesicht in ihren Händen. Betrübt umarmte ich sie vorsichtig. Ehrlich gesagt fühlte ich mich unwohl, wenn ich sie umarmte. Im Gegensatz zu ihr war ich recht kräftig und groß, sie so klein und dünn, als würde ich sie verletzen können.
"Was ist denn los?", fragte ich und blickte herunter zu ihr, jedoch immernoch Arm in Arm.
"Ich schaff das nicht."
"Ich werde mit der Chefin reden. Mir reicht es", flüsterte ich wütend gegen ihre Stirn und wusch ihre Tränen weg, jedoch tauchten immer neue auf.
Sanft küsste ich ihre minimale Stirn und bemerkte, wie heiß sie war. Nicht vom Aussehen her heiß, nein, eher von der Temperatur her. Verwirrt legte ich meine Hand auf ihre Stirn und befürchtete, dass sie Fieber hatte.
"Ich hab kein Fieber", sprach Sturkopf und verschränkte ihre Arme demonstrativ vor ihrer Brust.
"Ich hole jetzt einen Thermometer und einen Arzt."
"Ich war vor paar Stunden beim Arzt. Er hätte es doch direkt merken können", argumentierte Dickkopf weiter.
"Sicher ist sicher. Der Arzt war wohl ein Idiot."
Und schon verschwand ich, nachdem ich sie angelächelt hatte und sie selbst ihre Mundwinkel ganz leicht hochgezuckt hatte.
Zu meinem Glück hatte ich einen Arzt gefunden, der jedoch in einer halben Stunde erscheinen würde, also erschreckte ich Özlem nach einem lauten Eintritt ins Zimmer.
"Ist gleich unterwegs", sprach ich und setzte mich an ihr Bett, diesmal jedoch berührten sich unsere Schultern, sodass ich sozusagen fast hinten lag.
"Diese Narben ne", sprach ich nachdenklich und berührte die Narbe nah an ihrer Augenbraue, danach die am Ohr, die bis zum Hals führte.
"Sie haben ihre eigenen Geschichten",flüsterte sie und drehte sich weg.
Sie wollte nicht darüber reden. Nicht jetzt, nicht hier.
"Weißt du ich hab es immernoch nicht vergessen, wo du mich gebeten hattest, zu bleiben und dazu meine Hand genommen hast."
Blitzschnell lachte ich, als sie rot durch die Gegend blickte.
"Lass uns ein Spiel spielen", schlug ich vor, als sie mich böse angeblickt hatte.
Aufgeregt sah sie zu mir.
"Was würdest du eher."
"Okay", gab sie zufrieden und setzte sich aufrecht hin.
"Was würdest du eher? Einen vergammelten Apfel Essen oder zwei Wochen nicht duschen?", piepste sie belustigt.
"Zwei Wochen nicht duschen", lachte ich.
"Was würdest du eher Özlem? Mich weiter anschwärmen oder mit mir Hand in Hand nach draußen gehen. Hier und Jetzt", flüsterte ich romantisch und hielt den Schlüssel ihres Zimmers in die Höhe.

ÖzlemWhere stories live. Discover now