Kapitel 10

8.2K 341 9
                                    

Ich machte mich auf dem Weg zu ihr und sah sie auf dem Bett sitzen. Sie schaute aus dem Fenster und war wieder in Gedanken vertieft. Soll ich es jetzt sagen? Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion, doch nahm mir den Mut und setzte mich zu ihr. Jetzt oder nie.

Durch mein Räuspern drehte sie ihr Kopf in meine Richtung, weshalb feine Haarsträhnen ihre leichtroten Wangen bedeckten und sie anfing sich damit zu beschäftigen, jedes Haar aus ihrem Gesicht zu entfernen.

"Özlem", sagte ich leicht lächelnd.

Mit ihrem neutralen und emotionslosen Blick ließ sie ihre Blicke kurz zu mir schweifen und ließ über meinem Rücken einen Schauer zurück fallen. Sofort ließ ich meine Mundwinkel nach unten und sah selbstbewusst und ernst zu ihr.

Ich spürte diese Ignoranz, die sie mir durch ihre völlige Abwesenheit schenkte und mich enorm störte.

Erneut hustete ich unecht, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und atmete laut durch meine Nasenlöcher.

Als ihre Augen mich beziehungsweise meine Hände ansahen, ließ ich es sein und versuchte vernünftige Sätze im Kopf zu bilden, um ihr alles kurz und knapp zu beichten.

Sie fragte sich bestimmt, wieso sie hier liegt, eine komische Röhre an sich hat und was das alles auf sich hat. Mittelmäßig genervt von der Distanz und dicken Luft zwischen uns fing ich an, den ersten Schritt zu wagen.

"Du hattest einen Zusammenbruch, falls du dich erinnern kannst", sagte ich nervös und versuchte Augekontakt mit diesen faszinierenden Augen aufzubauen.

Diese grünen smaragdgrünen Augen, die einen gewissen Gift in sich trugen, der sich Aufmerksamkeit nennt. Man könnte neidisch auf sowas sein, ungelogen.

Als meine Blicke zu ihren huschten, sah ich dieses bedrückende Gesicht vor mir. Sie schämte sich und hatte Angst.

Als sie kurz ausatmete, sah sie zu mir und forderte mich somit auf, weiter zu sprechen.

"Die Ärzte haben dich natürlich kontrolliert und sind zu einem Entschluss gekommen", brach ich schwer aus mir und verzog mein Gesicht.

"Da du überhaupt nicht mehr auf deine Ernährung achtest und man dir mit anderen Mitteln nicht weiter helfen kann, müssen dich die Ärzte gezwungenerweise künstlich ernähren."

Um es endlich hinter mir zu haben, sprach ich alles schnell und kurzfristig aus.

Ich sah nicht zu ihr, um nicht wieder dieses schreckliche Bild voller Trauer vor den Augen zu haben. Ich vermied jeglichen Augenkontakt zu ihr.

Ich sah zu meinen Oberschenkeln und spielte mit meinen Fingern, bis mich ein lauter Schluchzer beim Spielen unterbrach und ich gezwungen war, nach oben zu ihr zu schauen, was ich durch wenig Neugier auch tat.

Sie sah zu Boden und weinte. Sie konnte sich diesmal nicht halten, sondern ließ alles heraus und ihr war es in diesem Moment relativ egal, ob ich anwesend war oder nicht. Ihr taten diese Worte mehr als nur weh, denn dies war ein weiterer Grund für sie, um zu leiden.

Langsam erhob sich mein Körper vom Stuhl und ich ging auf sie zu. Als ich mich auf das Bett gesetzt hatte, hob ich meine Hand und legte sie auf dem Rücken von Özlem, jedoch ganz leicht, da sie für mich zerbrechlicher als Glas war und mich diese Ungewissheit aufraß. Ich musste dieses erschrocke Zucken von ihr ertragen, was mir ungewollt weh tat. Diese Berührung verteilte meinen Adern verschiedene Stromschläge, die verschiedene Stärken enthielten.

Sie jedoch sah nicht zu mir, nein, sie weinte immernoch und war in ihrer Welt gefangen. Ich wollte ihr nur Mitgefühl schenken und ihr beweisen, dass ich sie unterstützen werde, doch wenn ich ehrlich bin, hatte ich keine Eier dazu.

ÖzlemDonde viven las historias. Descúbrelo ahora