Kapitel 31

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"Hast du ihn geliebt?", fragte er plötzlich und ich konnte nicht anders, als wütend und entsetzt zu ihm hinzuschauen.
Das war alles, was ihn interessierte?Das war alles, was er sagen wollte? Eine verdammt sinnlose Frage, die sogar ein bescheuertes Kind beantworten könnte?
"Ist das dein Ernst?", zischte ich wütend aus mir und ballte beide Hände zu Fäusten.
"Özlem-
"Nein ich hab dich etwas gefragt. Was ist das für eine unnötige Frage?", wurde ich lauter.
"Während ich dir alles anvertraue, hast du nur daran gedacht?"
Ich fass es nicht. Ich war wütend auf ihn. Es hatte mich zutiefst enttäuscht, dass nur das aus seinem Munde kam.
"Tut mir Leid", flüsterte er trocken und umarmte mich.
"Nein Erdem was ist das für eine Frage? Wie kommst du drauf, dass ich jemanden liebe, der mich wochenlang geschlagen hat?"
Brüchig schloss ich meine Augen und vergoss schmollend Tränen. Beide Hände steckte ich in meine Pullovertaschen und sah nach unten, als ich mich von ihm gelöst hatte.
"Du hast Recht. Tut mir Leid."
"Du hast also all diese Narben von ihm?", fragte er mich und zeigte auf meinem Hals und an meiner Augenbraue.
"Ja", flüsterte ich und ließ Tränen über mein Gesicht gleiten.
"Und mehrere eben", ergänzte ich unsicher.
"Wein nicht, es tut mir Leid", flüsterte er und strich alle Tränen mit seinen beiden Daumen aus meinem Gesicht.
Ich nickte nur als Annahme seiner Entschuldigung.
"Wo sind die Narben?", lenkte er vom Thema und sprach vorsichtig.
Leicht hob ich an meinem Rücken das Oberteil hol und deutete schwer auf die Stellen.
"Siehst du sie?", fragte ich ihn und blickte nach hinten zu ihm.
"Ach du scheiße", hauchte er fassungslos und forderte mich auf, mich zu ihm zu drehen.
Wir beide blieben still und sahen zum Boden. Meine Tränen konnte ich gerade noch kontrollieren, sodass nur unsere Atemzüge sich im Raum befanden.
"Er hat dich echt heftig geschlagen."
"Manchmal trifft dem Menschen einfach das Schicksal", flüsterte ich trocken.
"Gehst du gleich?", fragte ich ihn wie ein Kleinkind, als er sich räusperte.
"Ich gehe später erst", lächelte er.
Ich wollte nicht, dass er geht. Diese Nacht wäre für mich die Hölle, wenn ich allein wäre. Ich würde Halluzinationen haben und wieder verrückt werden.
"Erdem."
"G-geh nicht", sagte ich schwer und umschlung seinen Oberkörper.
"Ich will nicht allein gelassen werden. Bitte geh nicht", flüsterte ich schluchzend und schloss meine Augen.
"Ich werde hier noch verrückt, verstehst du. Es ist doof hier u-und ich bin dann wieder allein."
Wie ein Kind weinte ich in seine Brust und flüsterte etliche Male, das er mich nicht verlassen soll. Er war im Moment die einzige Stütze für mich.
"Hey..ich geh schon nicht. Beruhig dich Canim(Meine Seele)."
Fest drückte er mich an sich und legte seinen Kinn an meinen Kopf.
Es kitzelte wild in meinem Magen und ich war innerlich so glücklich, ihn kennengelernt zu haben. Seine Hilfsbereitschaft förderte meine kaputte Seele. Seine Wörter erfüllten sich im geringsten Zeitraum, was ich an ihm sehr schätzte. Ich würde ihn niemals loslassen, so wichtig war er. Er nahm jede Rolle ein und brachte mich mit seinem Charakter aus der Fassung. Ein großartiger, intelligenter und vertrauenswürdiger Mann.
"Ich danke dir sowas von. Das weißt du garnicht", piepste ich, als er mir erneut die Tränen wegwusch. Andere Menschen wären von meiner Heulerei sichtlich genervt.
Er lächelte daraufhin und schlug vor, mit mir frische Luft zu schnappen. Schnell hatte er sich die Erlaubnis geholt und mir seine Jacke gegeben, da meine Sachen in der Psychiatrie lagen und es ihm angeblich warm war. Ich freute mich riesig darauf, denn ich würde mal an einer anderen Stelle spazieren, nicht immer die Gleiche. Was ich nebenbei bemerkt hatte, Erdems Hand lag fest an meiner Hüfte, weshalb er mich fest an sich gezogen hatte und ich mal wieder schmunzeln musste. Durch seine Kommentare und Witze vergaß ich sogut wie den ganzen Tag, die vorherigen Stunden und vorallem die Trauer.
Erdems Sicht:
"Wie schön", strahlte sie, als wir den Garten des Krankenhauses sahen.
"Lass uns dahin", sagte sie fröhlich und wollte losrennen.
"Özlem Vorsicht! Deine Infusion", lachte ich und zog sie zu mir.
"Oh", piepste sie unschuldig und sah hoch zu ihr.
Ihre Kulleraugen strahlten dank dem Himmel wie verrückt, weswegen ich sie umso mehr begehrte.
Ihre Lippen sahen heute viel voller und gesunder aus. Ihrer Haut sah man an, wie weich sie war.
Automatisch legte ich wie gewohnt meine Hand auf ihrer Wange ab und lächelte herunter zu ihr.
"Lächel", grinste ich und strich über ihre Unterlippe.
"Ich hab doch gesagt, ich lächel erst, wenn ich aus diesem Teufelskreis befreit bin."
Ich hatte sowas von das Bedürfnis ihre Lippen mit meinen zu berühren, sie zu mir zu ziehen und kräftig zu drücken.
Sanft legte ich beide Daumen an ihre Mundwinkel ab und zog beide in die Höhe.
"Wenn ich meine Finger wegnehme, bleibst du so, nur du lächelst auf deine Art", flüsterte ich so leise gegen ihre Lippen, als wäre es ein Geheimnis.
Nervös nickte sie und blieb versteinert vor mir stehen.
"Auf deine Art du Idiot", lachte ich, als sie ihre Mundwinkel angespannt hatte.
"Das sieht bestimmt hässlich aus", schämte sie sich und sah zur Seite.
"Weißt du noch das Bild mit deiner Familie? Du hast dort gelächelt und es hat dir gestanden", meinte ich ehrlich zu ihr.
Plötzlich zog sie ihre Mundwinkel in die Höhe, weshalb ihre Augen zu Schlitzaugen gebildet wurden. Sie sah ziemlich süß aus, als ihre Wangen sich rot färbten.
"Warte."
Schnell hielt ich das Handy in die Höhe und zog sie näher an mich ran.
Auch sie lächelte breit und machte sich für das Foto bereit. Nach mehreren Bildern sahen wir uns die Bilder an und mussten lachen.
"Du wirst jeden Tag, wenn ich komme, lächeln, verstanden?"
"Alles klar Chef. Lass uns jetzt endlich zum Garten", meckerte sie und zog mich mit sich.
Durch den starken Wind schloss sie meine Bomberjacke, die ich ihr gegeben hatte und band sich gereizt ihre Haare zu einem hohen Zopf.
"Wie schön", strahlte sie und sah sich verschiedene Arten von Blumen an. Man konnte es glatt mit einem Park vergleichen. Ein langer Spazierweg mit perfekt geschnittenen Hecken und Rosen. Mir fiel auf, dass Özlem wiedereinmal zu sehr träumte, doch dies ignorierte ich.
"Lass uns rein", meinte sie plötzlich. Sie war rasch wie ausgewechselt. Kalt sah sie nach vorn und wartete auf meine Reaktion.
"Wieso?"
"Ich bin müde."
"Okay."
Verwirrt nahm ich ihr das Infusionsgerät aus der Hand und schleppte es mit, während sie mit gesenktem Blick nach unten sah und beide Hände in der Jackentasche hatte.
"Was ist los?"
"Alles gut. Ich will einfach nur rein."
"Was ist überhaupt mit deiner Hand passiert? Seit Tagen trägst du einen Verband aber hast mir immernoch den Grund nicht genannt."
Sie weigerte sich zu sprechen und versuchte vom Thema zu lenken.
"Komm schon. Wir vertrauen uns doch alles an, also sag es mir", sprach ich so sanft wie möglich und half ihr, sich auf das Bett zu legen.
Sie rückte zur Seite und klopfte auf das Bett neben sich, damit ich mich zu ihr setze, was ich sofort tat.
"Ich hatte vor kurzem wieder einmal einen krassen Anfall, bei dem ich mich wieder verletzen wollte. Ich hab den Spiegel kaputt gemacht und ja. Den Rest kannst du dir ja vorstellen",wurde sie am Ende leiser.
"Und du hast mir nichts gesagt?"
"Manchmal denk ich während den Erzählungen einfach, dass ich so klinge, als würde ich Aufmerksamkeit brauchen."
"Özlem. Ich weiß doch, dass du genau das Gegenteil willst. Mach dir nicht über jede Kleinigkeit Gedanken. Du denkst zu viel."
"Naja egal. Ich will schlafen",murmelte sie und zog sich die Jacke aus.
Anschließend übergab sie mir diese und legte sich hin. Zügig deckte ich sie zu und ließ die Jalousinen heruntergleiten. Dazu schaltete ich die kleine Nachtlampe an.
"Ich geh dann mal", sagte ich leise.
"Du kannst bleiben. Erstmal."
Überrascht nahm ich sie in Augenschein.
"Nein, nein. Ich gehe",lächelte ich, da ich sie doch stören würde.
"Bleib doch einfach hier", protestierte sie.
"Alles okay mit dir?", lachte ich, doch sie blieb ernst.
"Was ist los Özlem?"
"Was ist, wenn Kaan wieder auftaucht?"
"Hast du Angst?"
Schluckend nickte sie.
"Bitte bleib", flehte sie mich ängstlich an und machte mir Platz.
Dass ein Mensch jemandem so Angst einjagen konnte, konnte ich einfach nicht akzeptieren, ich meine, sie hat nur von ihm gesprochen. Und schon hat sie Angst, verfolgt zu werden? Vorsichtig legte ich mich zu ihr und ließ sie mich umarmen. Es war neu für mich, immerhin zuckte sie vor paar Wochen noch bei meinen Berührungen zusammen. Mein Arm lag unter ihrem Kopf und ihre Hand auf meinem Bauch.
Özlems Sicht:
"Er wird nicht kommen. Außerdem bin ich bei dir und werde dafür sorgen, dass du ihn nichteinmal sehen wirst."
"Ich hab mich mit ihm abgefunden, nur ich hab Angst, was mit mir und meiner Familie wird."
"Aber das ist kein Grund, hier dein lebenlang festzusitzen. Draußen ist die Welt viel schöner."
"Ich hab weder einen Abschluss, noch habe ich eine Familie. Ich hab keinen Cent in der Tasche und niemand außer dir und Aylin steht hinter mir. Was ist daran schön?"
"Es gibt Organisationen, Frauenhäuser, aber du wirst erstmal bei uns unterkommen. Du holst deinen Abschluss nach. Ich werde dich sogar unterstützen."
"Ich hoffe es klappt."
Mein Kopf schmerzte, doch ich konnte es kaum erwarten, auf den nächsten Tag zu warten. Mein Bauch kribbelte wie wild, als er seinen Arm um mich geschlungen hatte und mir einen sanften Kuss an die Stirn drückte. Dieser Kuss bedeutete mir so viel, doch ich konnte mich damit nicht auseinandersetzen, ob ich brüderliche Gefühle hatte oder es sich doch auf die Liebe bezog. Die Liebe. Ich war niemals verliebt, oder?
"Frau Rashid, hier sind ihre Sachen", platzte plötzlich eine Krankenschwester herein, weshalb wir beide uns rasch von einander lösten und ertappt zu uns sahen.
"Lass sie einsortieren",sprach Erdem und forderte mich auf, aufzustehen.
Ich war todesmüde, doch entschied mich letztendlich ihm zu helfen.
"Das ist hoch", murmelte ich und blickte zum Schrank.
"Komm", lachte er und kniete sich runter.
"Du spinnst doch!", kicherte ich stumm und wurde rot.
"Nein tu ich nicht, hade(los)."
Vorsichtig stieg ich auf seine Schultern und hielt mich an seinen Kopf mit beiden Händen fest.
Er übergab mir meine Kleidung, während ich sie einsortierte und feststellen musste, dass ich ein T-Shirt trug. Er hatte meine Narben gesehen, doch Gott sei Dank kein Kommentar dazu abgegeben. Es war ein Fehler, den Pullover ausgezogen zu haben, denn ich wollte nicht, dass er diese fürchterlichen Narben sieht. Trotzdessen sortierte ich schnell die Kleidung ein und kletterte von seinen Schultern herunter. Es war ein komisches Gefühl. Seit Tagen hatte sich das Verhältnis, die Bindung und die Redensart bei uns beziehungsweise mir verändert. Ob es an Erdem lag wusste ich nicht, doch er verursachte einen Wirbelsturm in mir. Erschöpft startete ich einen weiteren Versuch, zu schlafen und schmiegte mich an ihn. Er spielte verschiedene Rollen in meinem Leben, eher gesagt erinnerte er mich mit seinen Arten und Weisen an verschiedene Personen wie zum Beispiel mein Vater, mein Bruder oder auch Aylin. Aber hatte er es mir nicht gesagt, dass er alles dafür tun würde, dass ich nicht merke, meine Familie verloren zu haben? War es nicht genau dieses Versprechen, was er in Taten umgesetzt hatte?
"Sind die frisch?", fragte er kühl, dennoch enttäuscht, als er nach meinem Arm griff und dir diesen vor die Nase hielt.
Ich war ihm so dankbar, dass er vorher seine Klappe gehalten hatte, aber jetzt, wo ich überlege, müsste ich damit rechnen sollen.
"Nein", log ich.
"Ich bin müde. Lass uns einfach schlafen", ergänzte ich und versteckte mich komplett unter die Decke. Mittlerweile hatte ich mein Gesicht gegen seinen Bauch gepresst und meine Augen geschlossen, da sein Bart an meiner Stirn gekitzelt hatte. Er roch wunderbar. Entweder es war sein After-Shave oder ein Parfüm. Es war eher eine Mischung aus beiden.
Ich wollte schlafen, doch dauerhaft öffnete ich schläfrig meine Augen, als sich Familienbilder statt Dunkelheit auftauchten. Ich wusste es doch. Was alles passiert ist, würde ich aufjedenfall in Träumen und Nächten erleben.
Ruckartig drehte ich mich um und drückte mich fest ins Kissen hinein, um jetzt nicht bloß zu schluchzen. Ich hatte genug Tränen verloren, vor Erdem wäre es doppelt so schlimm.
Anscheinend hatte er bemerkt, dass ich weinte, obwohl ich alles dafür gegeben hatte. Seine Hand strich meine Haare weg und schon konnte ich trotz Dunkelheit sein Gesicht erkennen.
"Özlem, weinst du?", fragte er leise und glitt mit seinen Fingern über meine Wangen, als er Nässe erkannte.
"Es ist alles gut", schniefte ich und wusch mir selbst die Tränen weg, nahdem ich seine runtergenommen hatte.
Ich stellte fest, dass er mich von hinten umarmt hatte und mich zu sich gezogen hatte. Wieder stieg mir sein atemberaubender Duft in die Nase, als ich seine Nase an meinem Ohrläppchen spürte.
"Was bedrückt dich denn, dass du weinst?", fragte er leise mit seiner sanften Stimme. Diese Stimme gewann Tag zu Tag mehr Vertrauen.
Gern würde ich sprechen, doch ich schluchzte ununterbrochen. Es tat so schrecklich weh, dass ausgerechnet ich an meine Familie denken musste.
"Du Hure!"
"Bitte tu mir nicht weh Kaan."
"Ich flehe dich an. Tu mir das nicht an, Kaan. Ich kann das nicht!"
"Willst du, dass wir heiraten?"
"Mama, bitte hilf mir."
Fest hielt ich meine Hände gegen meine Ohren, um diese Sätze schnellsmöglich loszuwerden.
Ich war wieder von der Realität ausgegrenzt worden, war gefangen in der Hölle, die sich meine Vergangenheit nannte. Wiedereinmal spürte ich jeden körperlichen Schlag an mir und jedes Wort, was mich seelisch erniedrigte.
Es half nichts, wirklich nichts. Weder die mutmachenden Wörter, die Erdems Lippen verließen. Weder seine Umarmungen, die versuchten mein Zittern zu stoppen, noch seine komplette Anwesenheit, obwohl ich einsames Gefühl spürte.
Die Sirenen des Polizeiwagens drangen laut in meinen Ohren, als ich von Kaan entfloh. Die ersten Menschen, die mir direkt halfen, als ich eine komplett zerstörte Psyche besaß.
"Frau Rashid, sie sind in Sicherheit. Keine Sorge."
"Er ist weg. Der Krankenwagen kommt."
"Es ist alles vorbei."
Der Tag, andem ich so kaputt war, dass ich eine weibliche Polizistin brauchte und den männlichen nicht mehr traute.
Der Zeitpunkt, andem ich es nicht realisieren konnte, als ich die Freiheit spürte. Zu aller Letzt, der Tag, andem ich Kaan im Gerichtssaal begegnet hatte.
"Özlem!"
"Verdammt, reiß dich zusammen!", schrie er und sah aggressiv zu mir.
"W-was ist dein Problem!?", schrie ich mühevoll aus mir, so durcheinander ich war, wurde ich abrupt wütend.
"Was ist los, Özlem?", wurde er ruhiger und nahm meine Hände von meinen Ohren ab.
"Er ist hier, Erdem! Bestimmt versteckt er sich irgendwo", weinte ich und atmete schwer.
"Pschht, er ist nicht hier", flüsterte er und strich über meinen Handrücken.
Entsetzt schüttelte ich meinen Kopf.
"Ich bin mir ganz sicher, dass er irgendwo hier ist. Ich hab solche Angst!", stotterte ich und sah um mich herum.
"Er wird mich töten, wenn er erfährt, dass ich dir alles erzählt hab", flüsterte ich.
"Beruhig dich. Ich bin hier", hauchte er und wusch meine Tränen weg.
"Versuch lieber zu schlafen. Du bist viel zu durcheinander", schlug er mir vor und band meine offenen Haare zu einem Zopf.
Anschließend gab er mir ein Glas Wasser und schaltete das Licht komplett an, da ich darauf bestand.
Ich war nicht grad glücklich darüber, ihn hier zu haben, denn ich fühlte mich wie am ersten Tag. Ich hatte totale Angst vor Männern und eben lag ich noch mit einem in einem Bett zusammen. Andererseits fühlte ich mich dennoch wohl. Der Klang der Sirenen und meiner Schreie wiederholten sich weiterhin in meinem Kopf, doch während seines Daseins versuchte ich mich zusammen zu reißen.
"Es tut mir Leid, das ich dich angeschrien hab, Melegim(Engel). Ich wusste nicht was ich tun soll", entschuldigte er sich bei mir und schmiegte seinen Kopf an meinen.
Mit meinem Rücken lag ich auf dem Bett und versuchte meinen Herzschlag zu kontrollieren. Ich atmete laut und konnte kein Wort herausbringen, außer durch Gestotter und Pausen.
"Schließ deine Augen und schlaf, es war ein schlimmer Tag für dich."
Nach einer Drehung nach links schmiegte ich mich an seine Brust und schloss meine Augen.
Dadurch, dass ich tagelang nur durch Wasser überlebt hatte, knurrte mein Magen pausenlos, was mir die Situation nicht vereinfachte.
Er spielte am Handy herum, weshalb ich meine Augen öffnete und lächeln musste, als sein Hintergrund unser Bild war, wo wir beide in die Kamera lächelten.
Doch mein Lächeln verging, als er seinem Kumpel absagte.
Ich fühlte mich schon schuldig, dass ich ihm die Zeit genommen hatte und er sich hier wegen mir aufhalten musste.
"Erdem du kannst gehen. Mir gehts außerdem schon besser."
"Ich hab keine Lust dahin. Es ist sowieso laut da. Schlaf einfach, mach dir keinen Kopf darüber, Melegim."
Erschöpft nickte ich und spürte, wie die Schreie im Kopf immer leise wurden, bis ich seine Lippen an meiner Stirn wahrnahm und tief in den Schlaf landete.
Alles lief gut, bis ich mitten in der Nacht schweißgebadet erwachte und feststellte, dass Erdem gegangen war. Ich hatte Angst und das Gefühl, Kaan wäre hier. Es war ein grausames Spiel, was das Schicksal mit mir spielte. Der Teufel in mir verursachte falsche Gedanken, die mir garnicht so schlecht vorkamen und ich beschloss einen weiteren Versuch zu starten. Wieder brannte die Sehnsucht zu meinen Eltern, als mir eine Träne der Wange herunterglitt.
Mitten in der Finsternis zog ich mir warme Sachen an, darüber eine Jacke und ließ mein Handy hier liegen. Aus einem Krankenhaus zu flüchten, war ein Kinderspiel. Zuletzt riss ich die Infusion heraus, nahm mir die Flasche Wasser mit und flüchtete unauffällig zum Haupteingang, der Tag und Nacht offen war, da hier öfters Patienten in Notsituationen eingeliefert werden mussten.
Es war ein atemberaubendes Gefühl. Es war zwar kalt, doch es war auszuhalten und vorallem war es frische Luft.
Lächelnd steckte ich meine Hände in die Taschen und startete erneut einen Versuch, mein Glück zu finden.

ÖzlemWhere stories live. Discover now