♥︎ 𝐒𝐈𝐗

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(𝐈𝐜𝐡 𝐞𝐦𝐩𝐟𝐞𝐡𝐥𝐞 "𝐥𝐨𝐯𝐞𝐥𝐲" 𝐯𝐨𝐧 '𝐁𝐢𝐥𝐥𝐢𝐞 𝐄𝐢𝐥𝐢𝐬𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐊𝐚𝐡𝐥𝐢𝐝' 𝐝𝐚𝐳𝐮 𝐚𝐧𝐳𝐮𝐡𝗼̈𝐫𝐞𝐧)

♥︎ 𝐊 𝐈 𝐀 𝐑 𝐀

Ist ja nichts passiert, hat er gesagt und gelacht danach ist er einfach weitergelaufen. Ist ja nichts passiert... ja dieses Mal nicht, hätte ich ihm gerne an den Kopf geworfen. Doch das hätte er wahrscheinlich nicht mal gehört so schnell wie er einfach weitergelaufen ist. Das er mir fast einen Herzinfarkt verpasst hatte, und ich Todesangst um ihn hatte schien ich nicht mal zu interessieren. Dabei muss er doch am besten wissen, dass Begegnungen mit Autos und Unvorsichtig im Straßenverkehr sein, nicht immer glimpflich ausgeht. Kann er denn nicht einmal aufpassen? Sehen wohin er läuft? Wenn dieses Auto ihn nicht früh genug gesehen hätte, wäre er volle Kanne hineingelaufen. Ja, der Wagen war nicht schnell dran immerhin wollte der Fahrer gerade einparken, doch weh getan hätte er sich bestimmt trotzdem.

Ist ja nichts passiert, tja witzig, er hat gut reden. Für einen Moment dachte ich wirklich das wars jetzt. Mein Herz ist mir in die Hose und noch weiter gerutscht. Andere würden sagen ich reagiere über. Vielleicht tat ich das ja auch, doch verdammt, seit diesem beschissenen Unfall reagiere ich in gewissen Situationen einfach anders als früher. Früher hätte ich darüber gelacht und wäre weitergelaufen, aber nicht.... heute.
Hat er eigentlich eine Ahnung wie sehr mich dieser Unfall eigentlich verfolgt? Das ich seit Monaten Flashbacks davon habe? Panikattacken bei viel Verkehr und großen Kreuzungen bekomme? Wobei, wie soll er es denn auch wissen? Ich rede ja nicht. Mit keinem. Und wenn, dann nicht über das... Ich stoße doch nur alle von mir ab.

Warum mache ich mir schon wieder überhaupt solche Gedanken? Es ist doch eh nichts passiert...

Mit schnellen Schritten, und mulmigen Bauchgefühl folgte ich Kai die letzten Meter. Beim Heim angekommen wartete der gnädige Herr endlich mal auf mich. „Du bist ja ganz blass, sag nicht dir war das bisschen jetzt schon zu anstrengend" kicherte mein bester Freund und machte sich offensichtlich über mich lustig. Dass er die Schuld an meiner blassen Gesichtsfarbe war, scheint ihm relativ egal zu sein.
Gemeinsam betraten wir das riesige Gebäude. „Ah Kiara und- Kai, schön dich wieder zu sehen-" ab da schaltet ich ab. Rot. Ich muss hier weg. Ganz schnell.

„Kiara du- du hattest einen Unfall" er hatte meine Hand gehalten.

„Smith, starten sie mit der Wiederbelebung" alles war schwarz und mein Körper schmerzte unglaublich.

„Ich weiß echt nicht was ich ohne dich gemacht hätte, du- du bist einfach das unglaublichste Mädchen, dem ich je begegnet bin, Kiara" ich wollte schreien, schreien vor Freude. Doch ich konnte nicht. Mein Körper war zu schwach dafür.

Der Zusammenprall meines Körpers und des Autos. Die höllischen Schmerzen und das kalte Blut das meine Stirn entlang floss.

Flashbacks. Flashbacks meines Unfalles und der Zeit danach. Die rote Jacke der Putzfrau. Der Fahrer, der mich angefahren hatte, hatte ebenfalls eine getragen. Kais beinaher Zusammenstoß mit dem Auto vorhin. Verdammt bitte nicht. Warum kommt jetzt alles wieder hoch?

Mit einem dumpfen Knall ließ ich meine Handtasche und den Beutel einfach auf den Boden fallen und lief aus dem Raum. Einfach weg. Weit weg von allem.

Aufkommende Übelkeit. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Mein Herz begann zu rasen und mein Puls schoss in die Höhe, so sehr, dass ich glaubte mein Herzpochen im Kopf zu spüren.

Der nächstliegende Raum war die Toilette. Schwer atmend stürzte ich mich mit letzter Kraft in die Kabine und übergab mich im nächsten Moment über der Kloschüssel. Und plötzlich kamen diese Flashbacks wieder.

Das Gespräch das Kai mit mir geführt hatte, nachdem ich aufgewacht bin.

Der Satz den ein Sanitäter zu einem Kollegen gemeint hatte.

Der Satz, den er zu mir gesprochen hatte, als ich in einer Art "Kurz-Koma" lag.

Und der komplette Unfall von vorne bis hinten.

Mein Körper schmerzte an genau diesen Stellen, an welchen ich mich damals bei dem Unfall verletzt hatte. Mein Kopf pochte und schmerzte höllisch. Auch mein Fuß fing an zu stechen und zu zucken, ich konnte ihn nicht mehr bewegen. Mein Rücken tat bei jeder Bewegung weh, so sehr, dass es mir Tränen in die Augen trieb und ich bitterlich anfing zu wimmern. Mein Gehirn spielte verrückt. Plötzlich floss Blut meinen Arm entlang. Es kam von meiner Stirn. Die dunkelroten Tropfen, tropften langsam auf mein weißes Kleid. Der Stoff sog die Flüssigkeit sofort wie ein Schwamm auf. Ich wollte das Blut stoppen. Fasste mir an die Stelle, an der es pochte. Doch... da war nichts. Ich sah mir meine Hand an, da war nichts. Kein Blut. Ich blinzelte einmal. Plötzlich war auch das Blut an meiner Kleidung weg, ich hatte mir das ganze nur eingebildet. Mein Kopf spielt mir einen Streich. Ich fühle mich wie damals.

Ich drohte zu ersticken, so wenig Luft bekam ich plötzlich. Daraus wurde ein Würghusten und ich übergab mich erneut. Panikattacke. Ich fing so unglaublich an zu zittern das ich meine Hände nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich bekam Herzrasen und Schnappatmungen. Es fühlt sich an als würde mich jemand erwürgen wollen. Als würde mir jemand an den Hals fassen und fest zu drücken. Ich will das es aufhört. JETZT!

Zusammengekauert saß ich in der Ecke, bitterlich am Weinen, mit geschlossenen Augen in der Hoffnung diese ganzen Bilder nicht mehr vor meinem geistlichen Auge sehen zu müssen. Ich wartet darauf das alles vorbei geht. Die Schmerzen aufhören und dieser Film, in dem ich mich befinde, endlich in den Abspann kommt. Doch es passierte nichts, es hörte nicht auf.

„Kiara! Oh mein Gott!" plötzlich war es vorbei. Mein Körper schmerzte nicht mehr. Ich hörte keine Stimmen mehr in meinem Kopf. Regelrecht mein hektischer Atem, meine verschwitzte Stirn, das Zittern am ganzen Körper und das nach Luft schnappen ließen auf die vergangenen Minuten erinnern.
Kai ließ sich neben mir nieder und zog mich ohne Fragen zu stellen in seine Arme. Er umschloss mich so fest, dass ich mich sicher fühlte. Als wäre er das letzte was ich hatte, klammerte ich mich an seinen Oberkörper und fing erneut an zu weinen. Er zog mich auf seinen Schoss und Strich mir beruhigend über den Rücken, drückte mir immer wieder einen Kuss auf meinen Haaransatz und ließ mich keine Sekunde los. Ich heulte mir die Seele aus dem Leib. Noch nie hatte ich mich so sehr weinen gesehen, so lange und so schmerzerfüllt... hilfesuchend, so am Ende.

Es war vorbei.

Und doch fühlt es sich nicht so an.

Er war bei mir.

Und doch konnte ich nicht aufhören zu weinen.

Er stand mir immer bei.

Und doch hatte ich Angst mich ihm gegenüber zu öffnen.

Minuten verstrichen, in denen er mich einfach nur fest im Arm hält. In denen ich jemanden hatte, an dessen Schulter ich mich ausweinen konnte. In der er keine Fragen zu irgendetwas stellte. In denen er einfach bedingungslos für mich da war. Wir saßen einfach am kalten Fließen Boden der Toilettenkabine. Arm in Arm.

Ich ziehe ihn runter.

Und doch half er mir wieder aufzustehen.

Ich stoße ihn von mir ab.

Und doch hilft er mir immer, wenn ich ihn brauche.

...

♥︎❀

Ich hoffe die "Flashbacks" waren verständlich zum lesen, bei diesem Kapitel empfehle ich übrigens "Lovely" von 'Billie Eilish und Khalid' zu hören, das bringt nochmal mehr Emotionen mitrein ;)

Das Kapitel widme ich dem Hauptgrund dieses Buches, Kai und Sophia... Alles Gute zu eurem 4. Jahrestag ihr süßen Mäuse <3

Man ließt sich <3

When I first love you - Kai HavertzOnde histórias criam vida. Descubra agora