♥︎ 𝐅𝐎𝐔𝐑𝐓𝐄𝐄𝐍

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♥︎ 𝐊 𝐈 𝐀 𝐑 𝐀

Ich war sauer. Stinksauer. Und verletzt. Ziemlich verletzt.
Und doch konnte ich ihn irgendwie auch verstehen. Ich habe ihm angesehen, dass er nicht jedes Wort so gemeint hat, wie er es mir schlussendlich vor den Kopf geworfen hat. Es tat mir sofort danach leid. Doch ich war einfach nur schockiert und überrascht das ich einfach aufgestanden und gegangen bin. Er warf mir vor egoistisch zu sein, doch in Wahrheit war er es doch, der nur Erklärungen von mir wollte. Ich bin mir sehr wohl bewusst das ich ihm auch welche Schuldig bin. Doch ich kann ihm manche Dinge einfach nicht erklären. Ich kann ihm einfach noch nicht erklären wieso ich ihn zum Beispiel geküsst habe oder warum ich diese blöden Pillen nehme. Ich habe ja selbst nicht einmal eine Erklärung dafür. Manche Sachen mache ich einfach ohne großartig darüber nachzudenken.

Innerlich zerbrach ich an seinen Worten. Kiara, das ist einfach nur egoistisch. Bin ich das denn? Egoistisch?

Ich war irgendwie ja selbst schuld an dieser Auseinandersetzung. Immerhin habe ich ihn ja damit konfrontiert warum es ausgerechnet mit mir in Urlaub fährt und nicht mit seiner Familie oder sonst wem. Ich habe auch das Thema Chloe nochmal angesprochen, was ich eigentlich nicht hätte tun sollen, da ich eigentlich genau weiß das dies ein wunder Punkt bei ihm ist. Aber ich wollte einfach eine Erklärung dafür haben. Eine Erklärung dafür, was zwischen uns ist. Oder war...
Doch anstatt Klarheit darüber zu bekommen, würde das ganze nur noch undeutlicher für mich.
Diese zwei verfluchten Wörter. Beste Freunde. Früher haben mir diese Worte viel bedeutet und ich habe sie mit Glück und Freude in Verbindung gebracht. Nun verbinde ich diese Wörter nur mit Schmerz und einem Gefühl von Einsamkeit und Unerreichbarkeit. Schließlich ist eine Beziehung zwischen Kai und mir unerreichbar.
Diese zwei Wörter aus seinem Mund zu hören, lassen mein Herz jedes Mal aufs Neue krampfen. Ob es ihm genauso geht?

...

Spät abends, ich glaube es müsste so gegen elf Uhr gewesen sein, traute ich mich dann nach langer Überwindung runter in die Küche. Wahrscheinlich auch nur, da ich zuvor lange kein Geräusch mehr gehört hatte. Bedacht leise zu sein, tapste ich also vorsichtig die Stufen hinunter in die untere Etage, um mir noch eine Kleinigkeit aus dem Kühlschrank zu holen. Ich hatte einen Riesenhunger und mit leerem Magen lässt es sich nicht unbedingt gut einschlafen.
Bei einem Blick durch die Küche, dem angrenzenden Wohn- und Esszimmer fiel mir ein friedlich schlafender Kai auf dem Sofa auf. Bei genauerem Hinsehen lag er dort mit Laptop auf dem Schoß und Handy in der Hand. Sah nicht wirklich bequem aus musste ich zugegeben. Der Bildschirm seines MacBooks war noch an, die Website einer Fluglinie war geöffnet. Wollte er etwa wegen unseres Streits einen Flug zurück buchen?

Behutsam versuchte ich den Laptop auszuschalten und ihn von seinem Schoß auf den Tisch zu befördern. Auch sein Handy legte ich dazu, nicht dass es ihm noch im Schlaf runterfällt und es dann kaputt geht. Seinen einen Fuß, welcher von der Couch hing, hob ich vorsichtig an, um ihn zu dem anderen zu legen und deckte ihn dann mit der beigen kuscheligen Decke zu, welche über dem Kopfteil des Sofas hing. Auch wenn wir gerade nicht gut aufeinander zu sprechen waren, ich konnte ihn nicht einfach so liegen lassen. Dafür bedeutet er mir zu viel. Bevor ich allerdings wieder in die Küche ging, wuschelte ich ihm einmal noch durch seine braunen Haare. Nun bereue ich es, ihn den ganzen Tag lang ignoriert zu haben. Morgen klären wir das ein für alle Mal. Auch wenn es bedeutet das ich ihm alles erklären muss...

...

Der nächste Morgen begann für mich wie immer mit einer Tasse Kaffee. Ohne diese dunkelbraune Flüssigkeit würde ich den Tag nicht überstehen. Da mir jedoch der Appetit für mehr fehlt, bleibt es heute nur bei dieser Tasse. Sonst hätte ich jetzt ein Joghurt mit Früchten oder frische Brötchen verdrückt, doch der Streit von gestern liegt mir immer noch schwer im Magen.
Summer, Pooch und Balou habe ich bereits versorgt und in den Garten gelassen, damit sie ihre Energie auspowern können.
Gelangweilt scrollte ich durch zahlreiche Instagram Storys und beantwortete ein paar meiner lieben DM's von diverser Fanpages, sodass ich kaum bemerkte, wie sich eine weitere Person in die Küche begab. Ziemlich verschlafen ließ Kai sich auf dem Barhocker nieder und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Mein Handy beiseitelegend schob ich ihm eine Tasse frisch gemachten Kaffee über die Kücheninsel. Ein gutes Gespräch beginnt mit einer guten Tasse Kaffee. „Danke" wisperte der Braunhaarige vorsichtig und nahm einen Schluck der heißen Brühe. Keiner von uns beiden scheint so richtig zu wissen, wie wir uns dem anderen gegenüber verhalten sollen, habe ich das Gefühl. „Sag mal warst du gestern Abend nochmal im Wohnzimmer?" er hat also gemerkt das ich ihn gestern mit einer Decke zugedeckt habe und seinen Laptop abgeschalten habe. Etwas peinlich berührt nickte ich. „Danke" ein Lächeln als Antwort schlich sich auf meine Lippen.
Eine unangenehme Stille breitet sich über den ganzen Raum aus und verschlang alles und jeden was sich darin befindet. Auch mich und ihn.

„Hör zu Kai, es tut mir leid, dass ich dich gestern ignoriert habe, das war nie meine Absicht. Ich habe einfach Panik bekommen und wusste nicht, wie ich mich verhalten soll, geschweige denn wie ich mit der ganzen Situation umgehen soll. Ich hatte gestern auf deine Fragen nicht einmal selbst eine Antwort. Doch jetzt habe ich sie. Für mich ist das alles neu. Noch nie hat jemand so etwas für mich gemacht, geschweige denn sich solche Sorgen um mich gemacht." begann ich meine Entschuldigung an ihn und blickte ihm dabei unsicher in seine blauen Augen. „Mir tut es auch leid, ich hätte dich niemals so anfahren dürfen." Erleichtert stieß ich meine angestaute Luft aus. Er nahm mir mein Verhalten also nicht mehr übel.

„Aber wenn dieser Urlaub funktionieren soll, brauch ich Antworten Kiara. Ich will nicht mehr im Dunkeln tappen. Ich will die Wahrheit wissen, die ganze Wahrheit" ich wusste das diese Bedingung kommen wird. Ich nehme es ihm nicht mal übel da ich es an seiner Stelle auch wissen gewollt hätte. Ein leichtes Nicken meinerseits.
„Warum nimmst du diese Pillen?" - „Seit dem Unfall habe ich immer wieder Flashbacks und Panikattacken. Eine Ärztin hat bei mir eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Daher auch die Antidepressiva. Ich hatte eine Zeitlang Schlafstörungen und hab es ohne diese Tabletten kaum mehr ausgehalten. Tramadol nehme ich aufgrund meiner starken Migräne und den immer wieder kehrenden Schmerzen. Obwohl meine Verletzungen am Fuß schon lange verheilt ist, ist da immer wieder dieser stechende Schmerz. Ich- ich sollte dieses Medikament gar nicht mehr einnehmen da es schon längst abgesetzt wurde, aber ohne diese Tabletten würde ich an manchen Tagen vor Schmerzen durchgehend schreien, also habe ich es mir von Zoe illegal verschreiben lassen. Sie hat ihre Kontakte..."

Mit offenem Mund saß mir Kai gegenüber. Mit meiner direkten Offenheit hat er wohl nicht gerechnet, aber ich habe es satt immer jeden anzulügen und alles geheim zu halten. „Wie- Wieso hast du mir nie davon erzählt?" sein Blick wechselte ins Entsetzte. „Weil ich nicht wusste, wie du reagieren wirst. Außerdem habe ich mich schwach gefühlt. Ich wollte nicht das mich alle verletzlich sehen. Außerdem ist das ganze doch lächerlich. Ich meine, ich bekomme Panikattacken, wenn ich auf einer viel befahrenen Straße stehe. Das ist doch völlig absurd" oft verstand ich mich selbst nicht. Warum machte ich immer so ein Riesendrama um diesen bescheuerten Unfall der Monate her ist.

„Das ist ganz und gar nicht absurd"

♥︎❀

Tatsächlich befindet sich dieses Kapitel schon ziemlich lange in meinen Entwürfen, doch aus irgendeinem Grund habe ich es nie hochgeladen

Jetzt kennt Kai die Wahrheit I guess, aber ihr immer noch nicht Kai's Überraschung aus dem letzten Kapitel hehe ;)

Man liest sich <3

When I first love you - Kai HavertzWhere stories live. Discover now