♥︎ 𝐒𝐄𝐕𝐄𝐍

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♥︎ 𝐊 𝐀 𝐈

Aus dem Nichts war ein dumpfer Knall zu hören. Erschrocken wendete ich mich von dem Gespräch, das ich gerade mit der Putzfrau geführt hatte, ab, um nachzusehen was gerade dieses Geräusch erzeugt hatte.
Noch im Augenwinkel sah ich wie eine Person aus dem Raum flüchtete. Kiara.
Mein nächster Blick fiel auf die Tasche und den Beutel, denn sie fallen gelassen hatte. Nun ging mein Blick wieder in diese Richtung, in diese sie den Raum schlagartig verlassen hatte. Dann wieder auf die Tasche. Ich drehte mich zur Putzfrau um, diese sah nur überrascht meiner besten Freundin hinterher.
Gerade als ich ansetzen wollte, der Braunhaarigen nachzulaufen, blickte ich nocheinmal zur umgekippten Handtasche deren Inhalt am Boden verteilt ist. Mir stach etwas Orangenes ins Auge.
Der Kampf, was nun mein nächster Schritt sein sollte begann. Ein Kampf zwischen Kopf und Herz. Mein Kopf sagte mir, sieh nach was der mysteriöse orangefarbene Gegenstand ist. Mein Herz schrie förmlich ich solle Kiara nachlaufen.
Doch mein Kopf plus Neugier gewannen, vorsichtig kniete ich mich auf den Boden und nahm die orangene... Pillendose in meine Hände.

Antidepressiva.

Eine zweite Dose kam zum Vorschein.

Tramadol.

Tramadol, ich erinnerte mich das Ben es einmal eingenommen hatte, es ist ein sehr starkes Schmerzmittel das zum Teil nach Operation eingenommen wird. Kiara wurde operiert und ich weiß nichts davon? Nein, das kann nicht sein. Sie fehlte nie auch nur einen Tag bei der Arbeit.
Und- und Antidepressiva ist ein... hat sie etwa Depressionen? Geht es ihr wirklich schon so schlecht, dass sie so etwas einnehmen muss, damit es ihr besser geht?
Ich konnte meinen Blick nicht von diesen verdammten Pillen nehmen! Warum sagte sie mir denn nichts? Warum redet sie nicht? Wenn jemand zu solchen Mitteln greift, muss doch vieles schon gescheitert sein. Viele Versuche es ohne Medikamente zu schaffen, müssen gescheitert sein. Ohne dass ich es mitbekommen hatte.

Nun war es plötzlich nicht mehr wichtig, warum sie es nahm. Das Einzige was zählt, ich muss sie finden. JETZT!
Weiß Gott was die Nebenwirkung dieser Dinger sind. Achtlos ließ ich die Dosen fallen und sprintete fast schon in die Richtung, in der ich Kiara das letzte Mal gesehen hatte.
Ohne Erfolg klappert ich die einzelnen Zimmer ab. Dieses Heim war verdammt riesig, wenn sie in den ersten Stock oder noch weitergelaufen ist, dauert es eine halbe Ewigkeit sie zu finden.
Gerade als ich den Weg zurück zur Eingangshalle antreten wollte, hörte ich ein Schluchzen. Das konnte nur einem Menschen auf dieser Welt gehören. Kiara. Es kam aus der Damentoilette. Das ich dort nicht nachgesehen hatte, war irgendwie nachvollziehbar, oder? Wobei es eigentlich nahe gelegen war, dass man sich dort "versteckt"...

Vorsichtig öffnete ich die Türe und sah eine völlig fertige Kiara zusammen gekauert auf den Fliesen sitzen, sie schien in einer anderen Welt zu sein. Ihr Wimmern ging durch Mark und Knochen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und eine unangenehme Gänsehaut breitet sich am ganzen Körper aus.
Sie so in diesem Zustand zu sehen, ließ mein Herz in zwei brechen.
„Kiara! Oh mein Gott" plötzlich sah sie völlig fertig in meine Richtung. Sie schien aus, was auch immer, "aufgewacht" zu sein und nun in der Realität angekommen zu sein.
Ohne nachzudenken, ließ ich mich neben ihr nieder und zog sie beschützend in meine Arme und nachher auf meinen Schoß.
Sie ließ es geschehen und klammerte sich mit ihrer letzten Kraft an mich. Mein Pulli war nach kurzer Zeit mit Tränen durchnässt, doch es interessierte mich nicht im Geringsten. Das einzig wichtige mit Priorität war Kiara. Ich will für sie da sein. Ihr aufhelfen, wenn sie fällt. Ihr beistehen, wenn sie es braucht. Ihr eine Schulter zum Ausweinen geben, wenn ihr danach ist. Jemand sein, dem sie vertrauen kann.

Eine Zeit lang versuchte ich einfach, sie zu beruhigen. Im Hintergedanken spuckte mir zwar immer noch die Frage herum, was die Pillen zu bedeuten haben, doch das war gerade nicht wichtig. Das könnte ich sie morgen auch noch fragen. Nicht jetzt.

Irgendwann, als die Braunhaarige sich beruhigt hatte, ich kein schluchzen mehr hörte und ihr Körper aufgehört hatte stark zu zittern, ich aber stattdessen eine Gänsehaut an ihren Beinen erkennen konnte schob ich ihren Kopf leicht von meiner Schulter und sah in ihre völlig verheulten Augen. „Dir ist kalt" hauchte ich mitfühlend. In Handumdrehen hatte ich meinen Pulli ausgezogen und ihr angezogen. Sie sah mich währenddessen einfach nur an. Ihre Augen musterten meine Gesichtszüge, jeden einzelnen Wickel. Doch Angst und Hilflosigkeit spiegelte sich in ihrem Blick wieder. In ihren wunderschönen braunen Augen erkannte ich immer noch Tränen. Sie waren rot verquollen, durch das ganze Weinen. Ihr Makeup war an manchen Stellen etwas verschmiert, doch es hielt sich noch in Grenzen. Wahrscheinlich hatte sie Wasserfestes benutzt. Vorsichtig nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und wischte mit meinem Daumen ihre Tränen weg, sah sie dabei liebevoll an. Wie muss es jetzt wohl sein, ihre Lippen auf meinen zu spüren? Sie einfach zu mir zu ziehen und sie zu küssen? Okay wow- dieser Gedanke ist absolut absurd! Sie ist am Ende und ich denke daran sie zu küssen... Was bin ich bitte für ein Mensch? Außerdem sind wir nur beste Freunde, nicht mehr und nicht weniger. Alleine das ich solch einen Gedanken hatte, verschreckt mich vor mir selbst.

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Schönen Sonntag euch noch :)

Man ließt sich <3

When I first love you - Kai HavertzUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum