Kapitel 1.

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"Kate verdammt!. Kate komm wir müssen los!."
"Jaja, ich komm ja schon beruhig dich", rief ich, während ich schnell meine Handtasche vom Bett nahm und die Treppe hinunter flitze.
Merry wartete bereits im Flur auch mich und fixierte ihre Hochsteckfrisur notdürftig mit ein paar Haarnadeln. Natürlich mussten wir auch ausgerechnet an unserem ersten Arbeitstag verschlafen.

Ich trat neben sie an den Spiegel und fuhr mir ein paar mal durch mein langes, verwuscheltes, dunkelbraunes Haar. Meine Lippen zierte ein zarter Rotton und meine müden Augen konnte ich mit Hilfe von Concealer und Mascara halbwegs verbergen.
Unser Umzug von München nach London hatte an meinen Kräfte gezehrt. Und das ich vor Aufregung letzte Nacht kaum ein Auge zugetan hatte, half mir nicht gerade dabei wieder zu Kräften zu kommen.

Ich strich meinen schwarzen Bleistiftrock noch etwas glatt, richtete meine Ivory farbene Bluse und schlüpfte in meine geliebten schwarze Louboutin Pumps, denen mein letztes Monats Gehalt zum Opfer gefallen war.
"Schwing deinen süßen Arsch jetzt endlich aus der Wohnung. Wir sind sowieso schon zu spät dran", schimpfte Merry und zog mich am Arm mit sich, sodass ich stolperte und beinahe den Fliesenboden zu spüren bekommen hätte.
"Ist ja gut ich beeile mich ja schon, aber wenn du mich weiter so mit dir herum schleifst, werde ich mit gebrochener Nase auf der Arbeit erscheinen", tadelte ich sie.
Meine beste Freundin strich sich eine braune Locke hinters Ohr und sah mich unschuldig durch ihre großen grün-braunen Augen an. Bei ihrem Blick würde man ihr selbst verzeihen, wenn sie einem Hundewelpen mit bloßen Händen ermorden würde.
" Tut mir leid", antwortet sie zuckersüß.
" Ist schon in Ordnung", murrte ich, da ich selbst nach 8 Jahren Freundschaft immer noch ihrem Charme erlag.

Wir nahmen uns ein Taxi, nannten dem schlecht gelaunte Fahrer die Adresse und hielten wenig später vor einem großen gläsernen Gebäude an.
'Donevan Inc. Industries' stand in großen Buchstaben direkt über dem Eingang.

" Nicht schlecht", pfiff Merry anerkennend, als wir durch die beeindruckende, von großen Glaswänden und Säulen dominierte Eingangshalle zum Empfang liefen.
Eine große, schlanke Blondine in grauem Kostüm starrte auf ihre Fingernägel und bemerkte uns kaum, bis ich mich räusperte. Sie schreckte auf und sah mich erstaunt an.
" Wilkommen bei Donevan Inc. Industries wie kann ich ihnen helfen ", ratterte sie ihre einstudierte Begrüßungsformel herunter.
"Hallo meine Name ist Katharina Johnson un..., weiter kam ich nicht.
" Ah Miss Johnson und Miss Surrey. Man hat mich bereits informiert das Sie heute hier anfangen würden ", unterbrach sie mich. Sie kramte zwei dicke Hefter mit Unterlagen hervor und drückte sie uns in die Hand.
"Miss Johnson Sie müssen in das 16. und Miss Surrey Sie in das 14. Stockwerk. Melden sie sich bitte am Empfang an, mann wird Sie weiterleiten. Einen schönen ersten Arbeitstag", sagte sie mit schlecht gespielter Höflichkeit und widmete sich wieder ihren Fingernägeln.

Wir nahmen die Unterlagen und quetschten uns in einen der fünf stark besetzten Fahrstühlen.
Als wir im 14. Stock ankamen drückte Merry mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich mit:
"Viel Spaß wir treffen uns in der Mittagspause schreib mir eine SMS".
"Mach ich dir auch viel Spaß".

Als das 'Pling' des Fahrstuhls im 16. Stock ertönt, versuchte ich mich so schnell wie möglich an den vielen Anzugträgern vorbei nach Draußen zu quetschen. Ich schaute an mir herunter, klopfte meine verknitterten Rock erneut glatt und als ich meinen
Blick wieder hob, sah  ich direkt in das freundliche Gesicht einer hübschen schwarzhaarigen die am Empfang stand und mich grinsend beobachtete.
" Die Fahrstühle sind in der Früh die Hölle man kommt nicht heraus, ohne nicht fast einen Schuh zu verlieren ", kicherte sie.
" Sie sind bestimmt Miss Johnson die neue Assistentin von Mr Robinson oder?".
"Äh ja genau, können Sie mir sagen wo genau ich hin muss?".
"Ja natürlich Sie müssen zu Mr. Robinson Büro ich melde Sie gleich an und bringe Sie zu ihm. Ich bin übrigens Mia".
"Katharina aber nennen sie mich Kate", antwortete ich.
Ich mochte Mia auf Anhieb, sie war einer dieser Menschen, der einen durch seine offenen Art sofort in den Bann zog.

Sie telefonierte kurz, kam dann hinter dem Empfangstresen vor und führte mich an einigen Türen vorbei zur letzten am Ende des Gangs und klopfte.
"Mike, Miss Johnson ist da", kündigte sie an und ging einen Schritt zur Seite damit ich eintreten konnte.
Das sie unseren Chef beim Vornamen nannte, konnte ja eigentlich nur ein gutes Zeichen sein.

Ich betrat das Büro und sah einem großen, schlaksigen, grauhaarigen Mann in dunkelgrauem Anzug entgegen, der aufgeregt auf mich zukam.
"Miss Johnson schön Sie kennen zu lernen", sagte er während er mir fest, und ein wenig zu überschwänglich, die Hand schüttelt.
"Die Freude ist ganz meinerseits Mr. Robinson".
"Ach nennen sie mich doch bitte Mike. Ich bin kein besonderer Freund dieser stocksteifen Anreden ", korrigierte er mich. Ich mochte ihn jetzt schon.
" Na gut. dann nennen Sie mich bitte Kate", antwortete ich lächelnd.
Wenn mein erster Eindruck nicht täuschte und mich jeder hier so herzlich empfangen würde wie die beiden, hatte es sich wirklich gelohnt für diesen Job nach London zu ziehen.

"So setz dich doch erstmal, dann kann ich dir alles erklären", sagte Mike und deutete auf die zwei Stühle vor seinem Schreibtisch.
" Wie ich sehe hast du die Mappe mit den wichtigsten Unterlagen bereits erhalten ". Er nahm sie mir ab und breitete den Inhalt vor mir auf dem Tisch aus, bevor er alles Stück für Stück mit mir durchging.

Als wir fertig waren, führte er mich durch die Abteilung und stellte mir die Kollegen vor.
Wir verließen gerade eines der Büros, als er sich grinsend an mich wandte.
" So ich denke es ist an der Zeit, dass ich dir dein neues Büro zeige ".
Er brachte mich zu einem Büro direkt neben seinem eigenen, öffnet die Tür für mich und lies mich meinen neuen Arbeitsplatz bewundern. Das Zimmer war zwar nicht besonders groß, wirkte aber durch die hellen weis Töne und die beiden Fenster sehr freundlich und offen. Die Einrichtung war modern und lies nichts zu Mängeln übrig.
" Du kannst alles hier nach deinen Wünschen gestalten, aber als kleinen Tipp am Rande, streich die Wände besser nicht pink und häng bitte keine Poster von irgendwelchen Boybands auf", witzelte Mike.
" Keine Sorge das hatte ich nicht vor", gab ich lachend zurück.
" Gut dann kann ich dich ja beruhigt allein lassen. Ich komme in etwa einer Stunde noch einmal vorbei, um dir ersten Aufgaben zu geben", und damit verabschiedet er sich und lies mich allein.

Der erste Tag verlief relativ unspektakulär, was neben dem Stress der letzten Wochen ein Segen war. Ich erledigte meine Aufgaben, telefonierte mit Merry über ihre Kollegen und ihre neue Chefin und ging mit ihr und Mia zum Lunch.
Am Ende des Tages wartete ich auf dem Gehsteig vor dem Gebäude auf Merry, die kurz darauf mit zwei großen, gut aussehenden, dunkelblonden Männern im Schlepptau aus dem Gebäude kam.
Sie winkte mir zu und stellte uns vor.
"Kate das sind Tom und Isac sie arbeiten in der It - Abteilung".
Ich schüttelte beiden die Hand und stellte mich selbst noch einmal vor. " Wir haben Merry gefragt ob ihr beide vielleicht Lust hätten noch etwas mit uns trinken zu gehen, um euren neuen Job zu feiern ", sagte Isac oder war es Tom? Verdammt ich weis es nicht mehr.
Ich sah zu Merry herüber und als sie nickte, konnte ich nicht anders als die Einladung anzunehmen.

What we want ( Abgeschlossen/ Wird überarbeitet ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt