Kapiel 47

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Ich fühlte mich miserabel. Logan's Couch war zwar durchaus groß genug und weich, aber trotzdem bei weitem nicht so bequem wie ein richtiges Bett. Ich warf die Decke zur Seite, stand auf und streckte mich um das verspannte Gefühl in meinen Schultern willkommen zu heißen.

" Nein !". Ich zuckte zusammen.
" Du hast verdammt nochmal keine Ahnung. Ich kann machen was ich will", brüllte Logan aus der Küche.
Er war schon wach ?
Langsam und vorsichtig schlich ich in die Küche. Logan stand mir den Rückenzugekehrt vor der Küchentheke und starrte aus dem Fenster, während er seinem Gesprächspartner zuhörte. Seine ganze Haltung war angespannt und er umklammerte das Handy in seiner Hand so fest, dass sich seine Knöchel weiß hervorhoben.
" Du weist gar nichts ", zischte er und legte auf. Er schleuderte das Handy über den Mamor der Arbeitsfläche, so dass es mit einem lauten Scheppern auf den Boden knallte.

Er stützte die Hände auf den Mamor und lies den Kopf hängen. Als ich zu ihm herüber ging und sacht eine Hand auf seinen Rücken legte. Ich wusste zwar weder mit wem oder über was er geredet hatte, aber es schien ihn völlig fertig zu machen.

Er schreckte bei meiner Berührung auf und drehte sich zu mir herum. Seine Gesichtszüge waren verhärtet und emotionslos. Als seine Augen meine trafen, flackerte kurz etwas in ihnen auf. Das aber so schnell wieder verschwunden war, dass ich nicht einmal die Chance hatte zu erahnen was es gewesen war. Wir sahen uns eine ganze weile still schweigend an. Und ich versuchte erneut, irgendein winziges Fünkchen einer Emotion aus ihm herauslesen zu können. Aber das war vergebens, so wie es das immer war.

" Was machst du hier ?", fragte Logan dann, was mich verwirrte.
" Ich wollte mit dir reden. Das hab ich dir gestern doch schon gesagt ", antwortete ich stirnrunzelnd.
Logan nickte abwesend, schob mich vorsichtig zur Seite und griff nach einer Wasserflasche. Er nahm einen Schluck und räusperte sich.
" Ich weis kaum noch etwas von dem, was gestern passiert ist. "
" Das wundert mich nicht. Du warst absolut dicht ".
Logan zuckte mit den Schultern und setzte sich auf einen Stuhl. Er drehte die Flache in seinen Händen hin und her, als ob etwas höchst interessantes darauf zu sehen wäre. Dann hob er den Kopf und sah mich abwartend an.
" Du wolltest reden ", sagte er resigniert und widmete sich wieder dem Flaschen Etikett.

Ich stand einfach nur da und beobachtete ihn fassungslos. Mein Stolz kämpfte mit meiner Empörung über sein Desinteresse. Logan war nicht mehr der Mann in den ich mich verliebt hatte. Er war kalt wie Eis geworden. Und auch wenn ich ihn nicht verstand, wusste ich dass all das mit dem Vorfall mit Isac zusammenhing.

" Warum verhältst du dich so ?", platze es aus mit heraus.
" Wie denn ?", fragte er kühl ohne mich dabei anzusehen.
" So! so völlig distanziert und kalt ".
" So bin ich nunmal. So war ich schon immer ", sagte er kalt.
" Nein ", zischte ich.
" Schau mich an ". Er hob den Blick. Und beobachtete mich wie versteinert, während ich stockend Luft holte.
" Du hast Geheimnisse vor mir. Und anscheinend müssen sie ziemlich schlimm sein, wenn du mich so von dir abstößt ". 

Seine Gesichtszüge verhärteten sich.
" Ich hab Geheimnisse vor dir, das stimmt ", sagte er und stand auf.
" Aber da das zwischen uns nichts weiter als eine Bettgeschichte ist, muss ich dir rein gar nichts von mir erzählen ".
Bei diesen Worten zerbrach etwas in mir und breitete scharfen Schmerz in meiner Brust aus, welcher mich nur zitternd atmen lies.
" Du darfst ihm nicht zeigen wie sehr seine Worte dich verletzten ", redete mir meine innere Stimme ein.
Aber ich hatte keine Lust mehr auf dieses Versteckspiel.

" Es ist mehr als eine Bettgeschichte. Das weist du genauso gut wie ich. Versuch mir ja nicht den schwarzen Peter zu zuschieben. "
Logan wand den Blick von mir ab und sah aus dem Fenster. Das reichte mir. Ich marschierte auf ihn zu und packte grob sein Gesicht, um ihn zu zwingen mich anzusehen.
" Wo bist du hin ?", fragte ich. In meiner Stimme konnte man den miesen Unterton von Verzweiflung hören.
" Wo ist der Mann hin in den ich mich verliebt habe ?".
Das war eigentlich zu viel dessen was ich preisgeben wollte. Aber es war die Zeit gekommen, in der ich alle Register ziehen musste.
Seine Augen weiteten sich und so etwas wie Angst spiegelte sich in ihnen wieder. Aber nachdem er einmal geblinzelt hatte war die unnahbare Maske zurück gekehrt.
" Was ? ".
" Du hast genau verstanden was ich gesagt habe ", zischte ich und lies ihn los, um etwas Raum zwischen uns zu bringen.
" Du kannst mich überhaupt nicht lieben. Du kennst mich gar nicht ", sagte er herablassend.

Wut kochte in mir auf.
" Du lügst. Ich kenne dich mittlerweile besser als so mancher andere. Tu nicht so als ob es allein meine Schuld wäre, das ich dich liebe ", schrie ich ihn an. Ich hatte eine Ahnung wohin dieses Gespräch führen würde. Und auch wenn meine innere Stimme tobte und mich anflehte zu gehen, bevor er mich völlig zerstörte. Gab es immer noch einen kläglich, kleinen Teil in mir der darauf hoffte, dass der alte Logan zu mir zurück kehren würde.

Logan schüttelte den Kopf.
" So war das nicht vereinbart ", stieß er hervor und fuhr sich durch die Haare, während er versuchte überall hinzusehen außer in meine Augen.
" Denkst du nicht wir sind schon längst über diese Vereinbarung hinaus?  ", fragte ich bitter.
Logan begann unruhig hin und her zu laufen. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und wirkte völlig durcheinander.

Sein herumgelaufe machte mich verrückt, doch bevor ich ihn aufhalten könnte blieb er stehen.
" Was willst du von mir hören ?", brüllte er mich an.
" Schau dich doch an, ich könnte dich niemals glücklich machen. Du erwartest zu viel von mir, das ich dir nicht geben kann. Ich kann dich nur verletzen. Und das tue ich bereits. Das alles ist einfach nicht fair ". Er raufte sich die Haare und das erste Mal konnte ich Gefühle in seinen Augen schimmern sehen. Blanke Angst, Furcht und Wut.

Ich schluckte schwer und bis mir hart auf die Lippe, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
" Wir haben eine Linie überschritten die wir nicht hätten überschreiten sollen. Ich kann dir nicht das geben was du von mir willst ", sagte ich leise.
Er nickte.
" Ich kann das genauso wenig ".
Ich atmete tief ein und versuchte gegen den Schmerz in mir zu atmen.
" Dann ist es vielleicht besser wenn ich jetzt gehe ", flüsterte ich. Ich konnte ihn nicht ansehen, da meine Angst zu groß war in Tränen auszubrechen. Also ging ich einfach an ihm vorbei aus der Küche. Logan folgte mir und sah mir schweigend dabei zu, wie ich Stiefel und Jacke anzog. Als ich fertig war drehte ich mich zu ihm um. Ich versuchte so etwas wie ein kleines Lächeln zustande zu bringen. Aber das versagte völlig.

Logan öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber sofort wieder. Also öffnete ich die Tür. Doch Logan hielt mich zurück bevor ich einen Schritt aus dem Apartment machen konnte. Er zog mich zurück, wirbelte mich zu ihm herum und bedeckte meine Lippen mit seinen. Er küsste mich mit einer Verzweiflung die mir Stück für Stück das Herz zerbrach. Und trotzdem erwiderte ich den Kuss genauso stark, da ich wusste das es unser letzter seien würde.

Das ich ihn nie mehr fühlen würde. Ihn nicht mehr schmecken würde. Und er mich nie noch einmal so fest an sich drücken würde. Zerriss mich innerlich und heiße Tränen stiegen in meinen Augen auf. Ich drückte ihn mit all meiner Kraft von mir weg. Wand mich ab und rannte so schnell meine Beine mich trugen aus dem Gebäude.

Durch den Tränenschleier hindurch konnte ich kaum etwas erkennen. Aber irgendwie schaffte ich es trotzdem zu meinen Auto. Ich kramte die Schlüssel aus meiner Tasche, drehte ihn zitternd im Schloss herum und riss die Tür auf, um mich im inneren von der Außenwelt in Sicherheit zu bringen. Ich konnte ein lautes Schluchzen nicht mehr zurück halten. Und schlug mir reflexartig die Hand vor den Mund. Ich würde nicht zusammen brechen. Ich war verdammt stark und das musste ich mir nun selbst beweisen.
Ich wischte die einzelnen Tränen von meinen Wangen, drehte den Schlüssel in der Zündung und fuhr los.

Kaum das ich mich in den Verkehr eingefädelt hatte, begann es wie aus Eimern zu schütten, während " Do Better" von Chris Brown im Radio lief. Und so gern ich das Radio ausgestellt hätte, schaffte ich es einfach nicht. Ich musste mich selbst quälen.

Erleichterung breitete sich in mir aus, als ich in meiner vertrauten Wohnung ankam. Sie war meine persönliche, kleine Blase, in der ich gegen den quälenden Schmerz ankämpfen würde. Denn in einem war ich mir sicher. Ich konnte Logan vielleicht irgendwann  aus meinen Gedanken verbannen, aber über ihn hinweg kommen würde ich niemals. Und das war dass verheerenden. Ich könnte Logan niemals das geben was er wollte. Und er konnte mir genauso wenig geben was ich wollte. Denn wir waren füreinander nicht das was wir wollten.
What we want

What we want ( Abgeschlossen/ Wird überarbeitet ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt