𝟎𝟗

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Odesa
Dortmund
Februar 2015

»Meinst du ihm gefällt dieses Geschenk?« Unsicher starre ich Yara an. Diese zuckt ahnungslos mit den Schultern. »Er ist ein Junge, der ist schon zufrieden wenn du ihm ein Kuss zum Valentinstag schenkst.« Daniel stimmt ihr nickend zu. »Ich weiß auch wo du ihn küssen solltest.« Er wackelt anzüglich mit seinen Augenbrauen. Ich werfe ihm ein bösen Blick zu. Das ist keine Hilfe! »Du bist so ein Idiot!« Yara kichert vergnügt und stellt sich neben mich hin. »Warum eigentlich Zimtschnecken?« Sie tunkt ihren Finger in die cremige Soße ein. Ich schlage ihre Hand weg.

»Fass die nicht an! Agon liebt Zimtschnecken.«, beantworte ich ihre Frage und bekomme anschließend ein komischen Blick von Daniel zugeworfen. »Nicht einmal ich wusste das.«, murmelt er nachdenklich. Yara verdreht ihre Augen. »Du denkst ja auch nicht mit deinem Kopf, sondern mit deinem Schwanz.« Daniel zuckt grinsend seine Achseln und ich schüttle angeekelt meinen Kopf. Manchmal verunsichert es mich, dass Daniel und Agon so gut miteinander befreundet sind. Ständig baggert Daniel irgendwelche Mädchen an und das tut er auch, wenn er alleine mit Agon ist. Ich habe keine Bedenken bezüglich Agon, aber trotzdem fühle ich mich einfach unwohl dabei. Aber das sind perfide Gedanken, um die ich mir später Sorgen machen kann. »Wann trifft ihr euch?«, fragt Yara mit vollem Mund.

Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass Agon mir noch nicht geschrieben hat. Eine böse Vorahnung schleicht sich in meinen Kopf. Nein, oder? Ich sehe auf die Uhr. Oh ... nein! Alarmierend schnellt mein Blick zu Daniel. »Hast du heute mit Agon gesprochen?« Er schüttelt den Kopf. »Nein, warum?« Yara verpasst ihm ein Klaps auf dem Hinterkopf. Tränen sammeln sich in meine Augen. Alles für nichts? »Aua!«, murrt der große Junge. »Warum schlägst du mich?«, fragt er sie laut. Yara rollt mit ihren Augen. »Weil du ein Idiot bist.« Daniel verdreht seine Augen und ich setze mich nachdenklich hin. »Ich habe nur ihre Frage beantwortet!« Yara wirft ihm ein genervten Blick zu. Niedergeschlagen lege ich mein Kopf in meine Hände. »Dafür das du deine Zeit mit so vielen Frauen verschwendest, hast du keine Ahnung wie eine tickt.« Daniel setzt sich bockig neben mir hin.

»Was ist los?«, fragt Yara mich besorgt. »Wir haben nichts geplant.« Daniel's verwirrter Blick gleitet von Yara zu mir. »Wovon sprichst du?« Fragend blinzelt er mich an. »Wir haben nichts geplant. Er hat nichts zum Valentinstag geplant! Es ist schon Mittags und er hat mir noch kein einziges Mal geschrieben!« Yara blinzelt mich vorahnend an. »Vielleicht will er dich überraschen?«, schlägt Yara enthusiastisch vor. Ich schüttle ungläubig den Kopf und deute unauffällig zu Daniel. Sie nickt verstehend. »Was?«, fragt Daniel stirnrunzelnd. »Nichts.«, antwortet Yara herb. »Und das heißt was?«, fragt Daniel verwirrt. Yara wirft ihm ein bösen Blick zu. »Das heißt, dass dein bester Freund den Valentinstag vergessen hat.«

»Oh«

Ja, Oh. Ich beiße mir auf meine zittrige Unterlippe. »Das kann nicht wahr sein!« Verärgert verschränkt Yara ihre Arme. »Wie kann man den Valentinstag vergessen?«, fragt sie fassungslos. Daniel legt aufmunternd seinen Arm über meine Schulter. Eigentlich mag Agon es nicht, wenn Daniel mich berührt. Doch das ist mir im Moment total egal. »Vielleicht hat er ihn gar nicht vergessen. Bestimmt ist er gestresst in der Vorbereitung.« Ungläubig blicke ich ihn an. »Er schreibt mir immer.« Schniefend lehne ich mich gegen seine Schulter. Er tätschelt behutsam meinen Kopf. »Eigentlich wollte ich die Hexe zum Valentinstag kutschieren, aber du bist so oder so die bessere Wahl.« Ein Prusten entfährt meiner Kehle und Yara blickt ihn bitterböse an. »Lieber lasse ich mich von einem Auto überfahren, als dass ich mich jemals von dir kutschieren lasse.« Ich sehe Yara warnend an. »Sag sowas nicht.«, murmle ich. Sie zuckt mit den Achseln. »Ist nur die Wahrheit.«, setzt sie frech dran. Daniel wirft ihr ein abfälligen Blick zu. »Anstatt deine Freundin zu trösten, was eine beste Freundin so üblich macht, heckst du irgendwelche Selbstmordpläne aus. Schäm dich.« Yara fixiert ihn böse. »Tu nicht so, als wäre es eine Last für dich.« Ich seufze auf. »Könnt ihr einmal aufhören zu streiten?«, frage ich genervt.

TränenblindWhere stories live. Discover now