𝟐𝟑

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Odesa
Düsseldorf
Dezember 2022

»Wie lange braucht ihr noch?«, ruft Agon genervt aus dem Flur. Ich verdrehe meine Augen. Wie kann man bloß so ungeduldig sein? »Warte, Babi!«, ruft Dea frech zurück, während ich ihr Haarspangen anstecke. Ich unterdrücke das kleine Schmunzeln, welches sich bei ihrem niedlichen Ton auf meine Lippen ausbreitet. Heute ist es soweit! Die Schulfeier findet statt und Dea ist schon ganz hibbelig. Ihr es nicht gelungen auch nur eine Sekunde still zu bleiben und das während wir ihr Outfit rausgesucht haben, ich sie mit einem rötlichen Labello geschminkt habe und wie jetzt dabei bin, ihre Haare zu machen. »Freust du dich?«, frage ich lächelnd und sie nickt eifrig. »Sofian wird auch da sein!« Meine Augen weiten sich. Ich will nicht wissen, was ihr Vater davon denkt.

Sie will nicht wissen, was du über ihren Vater denkst.

Ich stecke ihr die letzte Haarspange ins Haar und atme tief durch. Sie sieht so süß aus! Komplett im hellen Pink bekleidet steht das kleine Mädchen vor mir. Sie trägt ein langes Kleid mit viel Plüsch und Federn. Dazu wollte sie auch eine Krone tragen, weil sie eine kleine Prinzessin ist. Die Schönste im Lande. Doch leider fanden wir keine. Nachdem Agon sie deswegen trösten musste, konnte ich sie weiter fertig machen. Am Anfang hatte Agon darauf bestanden, dass er sich um ihr Haar kümmert, doch Dea blieb stur zu meinem Glück. Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Er ist sich immer noch unsicher und fühlt sich unwohl, wenn ich ihm bei Dea unter die Arme greifen möchte. Manchmal glaube ich, dass er sogar etwas eifersüchtig ist. Doch er umhüllt seine Gedanken weiterhin von mir. Obwohl seine Taten Bände sprechen. Jede Nacht wünscht er mir eine gute Nacht und betritt erst das Zimmer, wenn er das Knarzen meines Bettes hört und weiß, dass ich darin liege. »Odesa!«, ruft Agon mit dunklen Ton. Dea und ich stocken im selben Moment. Ich hoffe er meint seine Tochter.

»Du siehst aus wie eine Prinzessin!«, flüstere ich ihr zu und schenke ihr dabei ein Kuss auf den Scheitel. Dea kichert vergnügt und mit ihr auf dem Arm gehe ich eilig die Treppen runter. »Babi!«, ruft Dea überglücklich und rennt in seine Arme. Ich höre das Ticken der lauten Uhr und Agon's lautes aufschnappen. Ein Blick auf ihn und mir entgeht die Luft. Er sieht atemberaubend gut aus. Er drückt Dea ein Kuss auf die Wange und beachtet mich nicht. Plötzlich fällt mir etwas auf. Meine Augen weiten sich. Das Lächeln fällt mir aus dem Gesicht. »Du hast dich rasiert.«, platzt es aus mir heraus. Ein unwohles Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. Ich spüre wie mein Herz sich zusammenzieht. Plötzlich treffen seine Augen auf Meine. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen. Er hat sich rasiert. Kein einziger Stoppel befindet sich auf seinem Gesicht. Er sieht wieder so jung aus. Als wäre er wieder achtzehn Jahre alt. Er sieht wie mein Agon aus.

Er räuspert sich und nickt langsam. Anschließend mustert er mich für ein kurzen und heißen Moment. Ich trage ein weiße und lockere Stoffhose passend mit einer pinken langärmligen Bluse, welche eng an der Brust liegt und dann locker runterfällt. Es besitzt auch etwas Ausschnitt, aber weniger als sonst. Meiner Meinung nach. Nichtsdestotrotz entgeht mit das Zucken seines Kiefers nicht. Dea wollte, dass wir uns alle passend kleiden. Agon hatte sich aber geweigert etwas Pinkes anzuziehen. Spielverderber. Schnell verlassen mich seine Augen auch wieder. Ich hingegen kann meine Augen nicht von ihm ablassen. Seine dunkelblonden Haare wurden mit Gel nach hinten gekämmt und nur eine einzige Strähne fällt ihm ins Gesicht. Mein Mund wird trocken. Ich glaube meine Hormone spielen verrückt. Agon trägt ein weißes T-Shirt, welches sich über seinem Bizeps anspannt und passend dazu eine blaue Jeans. Seine Bräune kommt durch dem strahlenden Weiß zur Geltung und ich unterdrücke das Bedürfnis mir auf die Lippe zu beißen.

TränenblindWhere stories live. Discover now