Nachricht

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Das muss voll keine erfreuliche Nachricht sein.
„Was war das denn?", fragt Ella.
„Keine Ahnung...ich glaube ich sollte mal nach ihm sehen", antworte ich ihr und stehe vom Tisch auf.
Pedri scheint nach oben gerannt zu sein. Ich laufe die Treppe hoch und überspringe dabei jede zweite Stufe, um schneller bei ihm zu sein.
Vermutlich ist er in seinem Zimmer. Es ist die einzige Tür die zu ist und man konnte lautstark die Tür zuknallen hören, als er hoch gerannt ist.
Vor seiner Tür angekommen, überlege ich ob ich klopfen oder einfach reingehen soll.
Entscheide mich dann aber doch anzuklopfen, um ihn nicht zu erschrecken. Vielleicht möchte er ja auch lieber allein sein.
Diese ganze Situation ist echt schwer einzuschätzen.
Normalerweise verlässt er nie so den Tisch, er ist auch nie schnell angepisst oder so.
Nach dem klopfen, warte ich auf ein „herein" oder ähnliches...doch nichts kommt von ihm.
Mit einem Zögern öffne ich die Tür und mache sie langsam auf.
Er liegt unter einer Decke im Bett und starrt die Wand an.
So ist er nichtmal nach einem verlorenen Spiel. Es muss echt übel sein. Vor allem, weil er so fertig aussieht.
„Hey", sage ich vorsichtig, doch er antwortet nicht.
Ich gehe langsam auf ihn zu und setzt mich neben ihm aufs Bett,sodass ich mich am Kopfende anlehne. Er dreht sich zu mir um und legt seinen rechten Arm um mich herum. Dabei vergräbt er seinen Kopf in meinem Bauch.
Tränen laufen über sein Gesicht, nicht viele, aber ein paar, dennoch starrt er ins leere. Irgendwas muss ich tuen, damit er sich besser fühlt.
Ich umarme ihn mit meinem einen Arm und mit dem anderen kraule ich ihm den Kopf.
Mein Bruder weint nie. Das letzte Mal als ich ihn weinen sehen hab war, als er fünf war und sich sein Knie bei einem seiner Fußballspiele verletzt hat.
„Willst du mir erzählen was passiert ist oder erstmal nicht?", versuche ich ein Gespräch aufzubauen, aber ich glaube, dass war noch zu früh, denn er umarmt mich etwas kräftiger und vergräbt seinen Kopf noch weiter.
Ich beschließe ihn nicht weiter auszufragen. Er soll es schließlich erst erzählen, wenn er dazu bereit ist.

Nach einem kurzen Augenblick gibt er mir sein Handy ohne aufzublicken.
Ich nehme es aus seiner Hand und schaue darauf.
Es ist eine Nachricht von deiner Freundin.

1 Neue Nachricht von Schatz <3
Ich will diese Beziehung nicht mehr. Ich habe gemerkt, dass ich jemand anderen mag und ich die Gefühle zu dir verloren habe. Tut mir leid.

Ich schaue geschockt darauf, aber noch lange nicht so wie er vorhin am Tisch.
Wie mies ist das denn. Sie macht einfach Schluss über WhatsApp. Das hat mein Bruder definitiv nicht verdient. Jetzt verstehen ich auch, warum er nicht darüber reden will und wieso er so schnell vom Tisch aufgesprungen ist.
Sie konnte das nicht mal persönlich machen.

„Das tut mir leid für dich, Pedri. Das hast du nicht verdient. Sie hat dich nicht verdient", sage ich mir Nachdruck bei dem Wort „sie".
Er schaut zu mir hoch und ich sehe sein mitgenommenen Gesichtsausdruck, der etwas quälendes an sich hat.
Nach einem kurzen Schlag mit der Faust auf die Matratze, lässt er sich wieder auf meinen Bauch fallen.
„Dass musst du nicht sagen", nuschelt mein Bruder.
„Es stimmt aber. Das über WhatsApp zu machen ist echt nicht korrekt. Generell wer will dich nicht", sage ich lachend.
Ich merke wie er etwas zu lächeln anfängt.
„Danke lil", bringt er noch hervor.
„Dafür nicht, Brüderchen"
Für ihn dazu sein, macht mich glücklich. Er ist sonst immer für mich da und jetzt kann ich ihm mal etwas zurückgeben. Die Umstände sind jetzt nicht Ideal.
Ich meine damit, dass ich will, dass er glücklich ist und ich ihm dabei helfen kann, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist.
Ich umarme ihn wieder und wir liegen so für eine Weile, keiner sagt etwas.

„Oh man...wir haben Pablo und Ella unten alleine gelassen. Ich habe den ganzen Abend versaut", unterbricht mein Bruder die Stille.
„Was? Nein! Natürlich nicht. Wie wäre es, wenn ich wieder nach unten gehen und du dich ausruhst. Du solltest dich schlafen legen", schlage ich vor.
Er willigt ein.
Ich stehe vorsichtig auf und gehen aus dem Raum.

Unten angekommen, gucken mich die beiden Fragen an.
„Was ist los?", fragt Pablo besorgt.
„Pedri hat eine nicht so erfreuliche Nachricht bekommen", gebe ich zurück.
Gott sei Dank stochern sie nicht weiter nach. Es sollte Pedris Entscheidung sein, wann er es erzählt.
„Wisst ihr was, ich bringe ihm mal was zum trinken und was zu knabbern", beschließt Ella und zwinkert mir zu.

Der Kumpel von meinem Bruder &lt;3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt