Kapitel 1

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6 Monate später:

Vor einer Stunde hatte mir Lovelyn getextet, ich solle sie in dem Café, indessen sie arbeitete, treffen. Sie wollte mich auf einen heißen Kakao einladen, da sie mich als ihre Mitbewohnerin schon seit einer Wochen nicht mehr gesehen hatte.

Ich hatte meine Mutter in New Jersey besucht gehabt, was vier Stunden von hier entfernt war. Sie war überrascht, als sie meine kleine Babykugel gesehen hatte, weil sie eigentlich bis dahin noch nichts wusste.

Natürlich fiel häufig die Frage, mit wem ich zusammen war oder wer der Vater des Kindes sein sollte. Und so wie ich eben war, ging ich auf diese Fragen gar nicht ein. Meine Aussage war, dass ich es privat halten wollte...
Was hätte ich denn sonst darauf antworten sollen? Dass ich nicht wusste, wie er beim vollen Namen hieß oder das Baby bei einem One-Night-Stand entstanden war?

Als ich endlich an dem Café ankam, war ich heilfroh mich endlich hinsetzen zu können. Ich war bereits in der 26. Woche und somit am Anfang des siebten Schwangerschaftsmonats. Es wurde von Woche zu Woche körperlich anstrengender und auch die Müdigkeit ließ nicht nach.

Ich öffnete die Tür, wo mir schon die kühle Luft entgegenwehte. Die warmen Frühlingstage machten die Schwangerschaft nicht einfacher. Zudem ich seit neustem Hitze Anfälle bekam, weshalb ich oft aus dem nichts schweißgebadet war.

Meine Beine steuerten zum Tresen, wo Lovelyn bereits stand und einen Kunden nach dem anderen bediente.

Als sie mich erkannt hatte, lächelte sie und zog mich in eine schnelle Umarmung. »Ich habe gleich Pause. Renn mir ja nicht weg.« , meinte sie grinsend, was ich nur mit einem Augenrollen quittieren konnte.

»Weit werde ich wohl nicht kommen.« , sagte ich ironisch, schmunzelte dann aber selbst, weil ich es mir bildlich lustig vorstellte.

Ich zog mir meine Jeans Jacke aus und legte sie mir über den Arm. Mit der anderen Hand fuhr ich sanft über meine kleine Rundung, die durch das enge graue Kleid sehr gut sichtbar war.

Bis Lovelyn fertig war, würde ich mich so lange auf eine Sitzbank setzen, da ich nicht mehr stehen konnte.

Mein Blick schweifte über die Plätze, die gut befüllt waren, bis meine Augen bei dieser einen Person stehen blieben, die ich immer wieder erkennen würde.

Er sah immer noch atemberaubend aus. Das schwarze Hemd, welches so locker an seinem Oberkörper saß und die voluminösen braunen Haare. Sein makelloses Gesicht mit einem perfekt gestutzten Bart. Diese grauen Augen, die mich so in den Bann gezogen hatten. Alles an ihm war einfach nur perfekt, aber die Art wie er mich zurückließ, zerstörte diesen wundervollen Gedankengang.

Und ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen. Das hatte ich ehrlich gesagt auch nicht vorgehabt.

Mir wurde auch plötzlich schwindelig, bei dem Gedanken, dass er noch nicht einmal wusste, dass ich von ihm ein Kind erwartete. Wie denn auch? Ich hatte ihn seit unserer Nacht nicht wieder gesehen.

Welch ein Zufall musste es gewesen sein, dass ausgerechnet er sich im selben Café aufhielt. Und dann noch mit einer bezaubernden wunderschönen Frau an seiner Seite...

Lovelyn's Hand an meiner Schulter erschreckte mich, weshalb ich zusammenzuckte und sie mit großen Augen ansah.

»Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.« , witzelte sie über meinen Gesichtsausdruck, dabei war es wohl tatsächlich so.

Unruhig rutschte ich auf dem Sitz herum, weil mich seine Anwesenheit nervös machte. Das einzige woran ich dachte, war, dass ich hier schnellstmöglich weg wollte. Ohne, dass er mich bemerken würde.

»Er ist hier.« , flüsterte ich leise. Aber meine beste Freundin machte es sich zur Aufgabe, sich wie eine Irre herumzudrehen und Ausschau zu halten. »Wo denn?« , sagte sie etwas lauter, weshalb ich sie an ihrem Arm zurückriss und ihr klarmachte, dass sie still sein sollte.

»Lass uns bitte gehen.« , flehte ich sie an. Sie konnte ihre Pause auch draußen verbringen. Nur weit weg von Nero wäre mir recht.

»Denkst du, er erkennt dich wieder?« , fragte mich Lovelyn leise, als wir dabei waren aufzustehen. Würde er das? Sicherlich nicht, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass er genug Frauen um sich herum hatte, die er nicht einmal beim Namen merken konnte.

Und wenn doch, dann wäre es ein ziemlich unangenehmes Wiedersehen zwischen uns.

»Nein und jetzt schnell weg von hier.« , drängte ich die junge Frau, deren Haare auffällig in einem orangenen Ton leuchteten.

Ich sah nach hinten zu Nero, den ich das erste mal lachen sah und war so in Gedanken vertieft gewesen, so dass ich den Aufprall mit einer anderen Person nicht mehr verhindern konnte. Der Kuchen, der mit Schokolade überzogen war, landete auf mein Dekolleté.

»Oh shit! Das tut mir so leid!« , rief der junge Mann erschrocken, nahm die Serviette von seinem Tablett und reichte sie mir höflich.

Mein Kopf war sicherlich feuerrot, da es ziemlich peinlich war. Und natürlich lag die Aufmerksamkeit voll und ganz auf mir, was ich eigentlich vermeiden wollte.

Ich spürte die Blicke der Gäste und auch das Getuschel. Dabei versuchte ich sie nicht zu beachten und sah hilfesuchend zu Lovelyn.

»Lienna?« , hörte ich plötzlich von hinten jemanden nach mir rufen und ich konnte mir denken von wem es kam.

So eine Scheiße!

Ich drehte mich um, blickte in die grauen Augen, die mich merkwürdig fixiert hatten. Doch seine Lider senkten sich und schauten genau auf meine kleine Kugel. Noch mehr Hitze stieg in mir auf.

Fuck, fuck, fuck!

Instinktiv wischte ich mir schnell die Schoko Sahne vom Dekolleté und rannte im nächsten Moment durch die Tür. Na ja, ich versuchte es zumindest, was eher aussah, als würde ich wie eine Ente davon watscheln.

Draußen angelangt, lief ich nur noch geradeaus und blickte kein einziges Mal nach hinten. Es kam mir so vor, als hätte ich die ganze Zeit über nur die Luft angehalten. Schweratmend lief ich so schnell ich konnte. Weit weg von Nero.

Aber plötzlich packte mich eine große Hand an mein Handgelenk und brachte mich somit zum stehen. Ich wurde herumgewirbelt und landete in die Arme von Nero.

Hektisch ging meine Atmung, nicht nur wegen der Schwangerschaft, sondern auch weil seine Nähe mich durcheinander brachte. Mein Bauch lehnte sich an seinem Körper und als hätte das kleine Wesen seinen Vater gespürt gehabt, trat es gegen meine Bauchdecke, welches auch der Braunhaarige zu spüren bekam.

Wir sagten nichts, sahen uns nur in die Augen. Seine grauen Iriden zogen mich wieder so dermaßen an, so dass ich mich für einen kurzen Moment verlor. Auch die Hormone machten es mir nicht einfach. Sie spornten es nur noch mehr an, weswegen ich das Bedürfnis hatte, ihm die Klamotten von seinem Leib reißen zu wollen.

Okay, Lienna. Reiß dich verfickt nochmal zusammen!

Mein Herz raste und meine Mitte zuckte. Mein Blick landete auf seine geschwungen Lippen, die so einladend wirkten, aber ich musste stark bleiben.

Ich wollte ihm nicht noch einmal verfallen...

One Night Stand with an Extra | Band 1 ✓Where stories live. Discover now