Kapitel 14

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Adelio riss mich aus meiner Starre und beförderte mich durch die Türschwelle. Meine Beine überschlugen sich fast bei dem Tempo, den der Mann vor mir einlegte.

Ich weinte unkontrolliert und vergaß sogar hin und wieder zu atmen. Mein Herz brannte, mein Körper spürte tausende Nadelstiche, welches durch den innerlichen Schmerz verursacht wurde.

Nero durfte nicht sterben. Es war egoistisch von mir, dass ich es verlangte und es war egoistisch von ihm, dass er für uns sterben wollte.

Der beste Freund von Nero setzte mich in ein Auto, nahm mir Ares ab, den er dann in eine Baby Schale legte. Mein Blick war starr auf dieses Haus gerichtet, von dem wir gerade eben geflüchtet waren. Ich hoffte so sehr, dass Nero noch nachkommen würde und jetzt gleich mit einem Lächeln aus der Tür heraustrat. Aber es kam niemand.

Adelio startete das Auto und fuhr los.

»Wir können ihn nicht zurücklassen.« , sagte ich wieder und hoffte, er würde stehen bleiben und nach Nero sehen. Aber stattdessen fuhr er stur weiter.

»Lienna, überlasse es ihm selbst. Nero weiß was er tut und wir können nur abwarten.« , meinte er einfach nur, so, als wäre es keine große Sache gewesen.

Natürlich war er es gewohnt gewesen und hatte vollstes Vertrauen in seinen besten Freund. Aber ich konnte mich damit nicht anfreunden, nicht zu wissen, wie es gerade um ihn stand.

Als wir an Nero's Villa ankamen, fühlte es sich plötzlich so leer und einsam ohne ihn an.

»Hör zu« , sprach Adelio wieder. Er fixierte mich mit seinen grünen Augen, die mich eindringlich anschauten. »Wenn du mit Nero ein gemeinsames Leben führen willst, musst du lernen damit umzugehen.«

Aber konnte ich es? Durfte er es denn überhaupt verlangen? War ich denn überhaupt in der Lage es einfach so hinzunehmen, sobald ich nicht wusste, wie es Nero ging oder ob er noch lebte? Auf keinen Fall. Vermutlich werde ich bis an mein Lebensende immer die besorgte und ängstliche Frau sein.

Mein Gesicht war bereits tränenüberströmt, ehe ich ausstieg und Ares' Baby Schale zur Hand nahm. Ich steuerte ins Haus, wo ich direkt in den Wohnbereich ging und den schlafenden Ares auf der Wohnlandschaft abstellte.

Ganz egal wie taff Adelio erscheinen mag, er war selbst beunruhigt und sorgte sich um seinen Freund. Er starrte immer wieder auf seinen Handy Display, in der Hoffnung, es würde sich jemand melden. Aber es hinterließ keiner eine Nachricht oder rief an.

Die Minuten fühlten sich wie Stunden an. Unerträglich und pure Folter.

Als dann tatsächlich eine Stunde verging, wurde ich ziemlich nervös. Unruhig tigerte ich hin und her und knabberte auf meinen Fingernägeln.

Fuck. Wenn er wirklich tot sein sollte, dann würde auch ein großer Teil in mir sterben.

Plötzlich hörte ich die Eingangstür aufgehen, ehe ich gespannt und sogar heilfroh hinüber sah, wo dieser Kerl von vorhin hereintrat.

»Shay.« , gab Adelio von sich und ging direkt auf den jungen Mann zu, dessen Kleidung mit Blut verschmiert wurde.

Von Nero war keine Spur zu sehen. Er war nicht da, was für mich nur eines bedeuten konnte.

Die Augen von Shay suchten meinen Blick und als ich es erwiderte, wünschte ich mir, es rückgängig machen zu können. Es lag Trauer und Bedauern in ihnen.

Es brauchten keine Worte ausgesprochen zu werden, denn ich verstand es auch so...

Meine Unterlippe fing an zu beben und erneut kullerten Tränen meine Wange hinunter. Wie konnte er mich denn nur mit Ares alleine lassen. Wieso musste er denn-

»Lienna.«

Eine Stimme erklang hinter mir, die meinen Puls zum rasen brachte. Mein Herz schlug doppelt so schnell als normal und auch meine Atmung beschleunigte sich.

Langsam drehte ich mich um, um direkt in Nero's grauen Augen zu schauen. Er war da, vor mir. Er lebte.

Shay hatte mich nur getäuscht. Ausgetrickst.

Jetzt wandelte sich meine Verletzlichkeit in Wut um. Wie konnten sie sich dabei nur solch einen Spaß erlauben?

Sein dämliches Grinsen auf seinem Gesicht bestätigte mir nur, dass sie es so geplant hatten, während ich hier krank vor Sorge fast umgekommen wäre.

»Du verdammtes egoistisches Arschloch, wie kannst du-«

Nero unterbrach mich, indem er einfach seine Lippen auf meine legte und mich so zum schweigen brachte. Er küsste mich sanft und leidenschaftlich. Ich klammerte mich an ihm fest, als wäre mein Leben von diesem Kuss abhängig gewesen.

Ich hatte ihn so sehr vermisst und er zeigte mir mit dieser Geste, dass es ihm nicht anders ging.

Widerwillig löste er sich von mir und nahm dann anschließend meine Hände in seine. Nero war ebenfalls blutverschmiert, doch gerade war das meine geringste Sorge.

»Ich liebe dich.« , hauchte er mir entgegen, wobei ich kurzzeitig dachte, mich verhört zu haben.

Ich starrte in seine Augen, die mich fest in seinen Bann zogen. Es war die Wahrheit, er log nicht. Und umso mehr musste ich mir ein glückliches Aufschreien unterdrücken.

Nero liebte mich. Er erwiderte meine Gefühle.

»Ich habe es schon lange geahnt, doch so richtig bewusst wurde es mir erst, als ihr beide mir weggenommen wurdet.«

»Ich liebe dich auch, Nero!«

Strahlend vor Glück sprang ich ihm in die Arme und presste mich so eng wie möglich an ihn heran. Oh Gott, ich liebte diesen Mann abgöttisch.

»Da ist noch etwas.« , sprach er leise.

Nero ließ von mir ab, kniete sich vor mich hin und holte eine kleine Box hervor, die er mir entgegenhielt.

»Ich will dich für immer an meiner Seite haben und nach Ares fünf weitere Kinder zeugen. Du bist die Frau, die ich nie gesucht und doch gefunden habe. Bitte heirate mich, Lienna.«

Es war so surreal und abgefuckt, dass ich es gar nicht beschreiben konnte. Ich brachte meinen Sohn zur Welt, wohingegen wir Stunden zuvor Sex hatten. Dann wurde ich entführt, Nero kam fast ums Leben und jetzt gestand er mir seine Liebe und bat mich, seine Frau zu werden.

Mein Leben hatte eine drastische Wendung genommen. Ich wurde schwanger und landete bei einem Mafiaboss.

»Was ist das für eine Frage? Natürlich will ich dich heiraten!« Schließlich musste ich nicht einmal darüber nachdenken.

Nur eines ließ mich noch nicht ganz in Frieden »Aber was ist mit-«

»Darüber solltest du dir keine Gedanken machen. Sie werden dir nie wieder etwas tun.« , versicherte er mir. Dabei konnte ich mir denken, was er mir damit sagen wollte.

Ich akzeptierte es dennoch. Wenn ich ihn wollte, musste ich damit irgendwie klarkommen.

Nero führte nicht das Leben, welches eine Frau sich normalerweise wünschte. Aber er war all das, was die anderen Männer nicht waren. Er war der Vater meines Sohnes, der Mann, der mein Herz gestohlen hatte und nun auch mein zukünftiger Ehemann.

Einen besseren Neuanfang hätte ich mir nicht wünschen können und ein Leben ohne Nero war unvorstellbar.

One Night Stand with an Extra | Band 1 ✓Onde histórias criam vida. Descubra agora