Kapitel 4

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Als wir an einer riesigen Villa ankamen, konnte ich nicht glauben, dass er dort alleine wohnte.
Nero blieb mit dem Wagen am Carport stehen und stieg dann anschließend aus. Ein Hausangestellter kam heraus und holte das Gepäck aus dem Kofferraum, während der Braunhaarige mir aus dem Auto half.

Etwas ungeschickt stand ich auf und betrachtete das Gesamtbild von außen mit großen Augen. Noch nie hatte ich so ein Anwesen vom nahen betrachtet gehabt.

Die Fassade war mattschwarz und hatte einen abgeflachten Dach, sowie riesige Panoramafenstern. Und als Nero mich hineinführte, konnte ich nicht anders als zu staunen.

Der Fußboden bestand aus hölzernen Parkett, der die Räume noch etwas erhellte. Alle Möbeln wurden in einem Schwarz und Anthrazit Ton gehalten. Und obwohl es so düster aussah, harmonierte es miteinander und ließ es irgendwie gemütlich wirken.

»Fühl dich wie Zuhause.« , hörte ich Nero sagen, der hinter mir stand und mich vermutlich dabei beobachtet hatte.

Ich war eine Frau die keine materiellen Dinge brauchte, aber ich war trotzdem dankbar, dass mein Sohn wohlhabend aufwachsen konnte.

Plötzlich ertönte hinter uns wieder diese bekannte Stimme, die mich innerlich genervt die Augen rollen ließ. Ich wusste jetzt schon, dass ich mich irgendwann mit ihr in die Haare kriegen würde.

»Zuhause? Nero, was soll der Scheiß? Seit wann holst du dir aufgeblasene Fische zu dir nach Hause?« Olive stand mit verschränkten Armen an der offenen Haustür und starrte den braunhaarigen Mann wütend entgegen.

Ich hasste sie. Dass hatte ich jetzt einfach mal so beschlossen gehabt. Sie beleidigte nicht nur meine Figur, sondern auch indirekt meinen Sohn!

»Es geht dich nichts an, wen ich bei mir wohnen lasse. Und du solltest Lienna respektieren, denn sie trägt mein Erbe aus.« Nero's Gesichtszüge waren gefühlskalt und keinen Millimeter verzog er sein Gesicht. Seine Lippen formte er zu einer geraden Linie und keine Falte zierte seine Stirn.

Olive machte große Augen und öffnete immer wieder den Mund. Aber sie schaffte es nicht, irgendein Wort herauszubringen. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben und so bleich, wie sie geworden war, traf es sie mehr als sie preisgeben wollte.

»W-Was?« , brachte sie dann doch hervor und ich sah es ihr an, dass die gerade mit den Tränen kämpfte.

Ich rang mit mir selbst, denn ich wollte kein Mitleid für sie empfinden. Aber es musste sicher schlimm für sie gewesen sein, so abgewiesen zu werden. Ich konnte es irgendwie nur ahnen, dass sie sich mehr erhofft hatte und sogar Gefühle für Nero hegte.

»Seid ihr jetzt zusammen oder was?!« , fragte sie, ehe ihre Unterlippe leicht zu beben anfing.

»Nein.« , hörte ich Nero sagen, was mir ein Stich ins Herz verpasste. Es war total lächerlich und dumm, aber ich hatte nun mal meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle.

Natürlich waren wir kein Paar. Lediglich nur Eltern, die bald ein gemeinsames Kind erwarteten.

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und versuchte nun gegen die Tränen anzukämpfen. Es sollte mich nicht berühren und schon gar nicht zum weinen bringen.

»Wo ist das Badezimmer? Ich muss mal.« , sagte ich schüchtern.

Ich musste aus dieser Situation heraus, bevor ich einen von beiden anspucken würde. Mir war so schlecht geworden von diesen ständigen Stimmungswechseln, so dass ich befürchtete gleich Erbrechen zu müssen.

Die Übelkeit zur Anfangszeit war schon lange vorbei. Und trotzdem konnte es ab und zu mal passieren, dass mir übel wurde. Der Verlauf einer Schwangerschaft war nicht ohne, was ich wirklich unterschätzt hatte.

One Night Stand with an Extra | Band 1 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt