Kapitel 9

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Mittlerweile hatte ich extrem starke Schmerzen, die langsam unerträglich wurden. Ich wurde direkt in den Kreißsaal geführt, wobei mir Nero keine Sekunde von der Seite gewichen war. Seine Nähe gab mir die nötige Kraft, dies durchzustehen.

Während er meine Hand festhielt, durchfuhr der nächste Schmerz meinen Körper. Ich versuchte nicht zu verkrampfen und die Wehe zu veratmen, aber es war verdammt schwer mich darauf zu konzentrieren.

»Du schaffst das. Bald ist unser kleiner Engel da.« , flüsterte Nero mir zu und küsste daraufhin meinen Handrücken.

»Ich kann das nicht mehr.« , gab ich weinerlich von mir und sackte erschöpft in das Bett zurück, als der Schmerz nachließ.

Welches Arschloch hatte es sich ausgedacht, dass wir Frauen, die Babys durch eine enge Öffnung herauspressen mussten?

Und ehe die eine Wehe nachgelassen hatte, spürte ich plötzlich, wie mein Körper von selbst anfing zu drücken. Ohne es zu wollen, gab ich quälende Töne von mir, weshalb Nero's Alarmglocken anfingen zu läuten und er daraufhin aufsprang.

»Was ist mit ihr?« , fragte er panisch die Hebamme, die gerade alles für die Geburt vorbereitete und sich dann zu uns wandte.

»Das Baby kommt.« , rief sie und verschwand kurz hinter der Tür, um nach einen Arzt zu rufen.

Beide kamen wieder zurück ins Zimmer, doch ich blendete es vollkommen aus, da ich an nichts anderes denken konnte, als endlich den Kleinen aus mir herauszupressen.

Ich tat das, was mir die Hebamme sagte, bis ich ein schreien hörte und ich mich vollkommen fertig nach hinten fallen ließ. Tränen kullerten leise über meine Wange. Endlich hatte ich es geschafft.

Nero küsste mir immer wieder auf den Kopf und flüsterte: »Er siehst wunderschön aus.«

Mein Sohn wurde mir sofort auf die Brust gelegt, ehe ich einen Blick auf ihn werfen konnte und unkontrolliert zu weinen anfing. Seine kleinen Finger legten sich um meinen Zeigefinger. Seine Augen waren leicht geöffnet und da sah ich die Ähnlichkeit zu Nero.

»Er ist dein Ebenbild.« , lächelte ich den braunhaarigen Mann an, der direkt neben mir stand und unseren Sohn ebenfalls verliebt ansah.

Dieses kleine süße Wesen war erst einigen Minuten auf dieser Welt und hatte jetzt schon mein Herz vollkommen eingenommen.

»Wir müssen ihn jetzt wiegen und messen. Haben Sie denn schon einen Namen?« , fragte die Hebamme, als sie meinen Sohn behutsam von meiner Brust nahm und er sofort wieder anfing zu weinen.

Mein Herz brach bei den kleinen Geräuschen, die er von sich gab und ich hatte das Bedürfnis ihn gleich wieder in den Arm nehmen zu wollen.

»Ares.« , kam es von Nero und mir wie aus einem Munde.
»Ares Dion Sarracino« , ergänzte ich noch.

Ich musste schmunzeln, da ich an den Tag zurück dachte, als Nero und ich uns wegen dieser Entscheidung gestritten hatten.

Inzwischen war meine Geduld wirklich am Ende. All die Namensvorschläge seinerseits waren grauenhaft. Aber auch meine fand er zu ›unmännlich‹.

»Aber Hayes ist doch ein schöner Name.« , protestierte ich.

Nero rieb sich genervt über sein Gesicht und atmete gestresst aus. Dabei hatte er kein Recht sich so zu verhalten. Schließlich spielte er sich doch so blöd auf.

»Mein Sohn soll nicht wie eine verdammte Pussy klingen.« , knurrte er gereizt. Über diese Wortwahl schlug ich ihm auf die Brust und schaute ihn entgeistert an.

Langsam hatte ich keine Lust mehr mit ihm zu diskutieren. Es machte gar keinen Sinn, wenn wir nicht auf den selben Nenner kamen.

Ich wollte gerade aufstehen und den Wohnbereich verlassen, da hielt er mich aber auf, ehe ich auf seinen Schoß landete und er zärtlich über meinen rechten Arm strich.

»Ares.« , raunte er mir zu. »Dieser Name ist kurz, einfach und hat einen Hauch Dunkelheit in sich.«

Den Namen sprach ich immer wieder leise aus und grübelte, ob er zu dem Kleinen passen könnte. Dann  kam ich zu dem Entschluss, dass er mir gefiel.

»Na schön, dann wird er wohl Ares heißen.« , stimmte ich zu. Nero lächelte mich triumphierend an, wobei ich wieder nur die Augen rollen konnte.

***

Es waren einige Stunden vergangen, als ich in einem Zimmer untergebracht wurde. Lovelyn war bereits hier gewesen und hatte den kleinen Sonnenschein kennengelernt. Adelio fuhr sie wieder nach Hause, weil ihre Schicht demnächst begann.

Nero war gerade dabei Ares das erste Mal die Windeln zu wechseln, während die Hebamme ihm zeigte, wie es richtig ging.

Sogar da sah er verdammt heiß aus und ich wollte auch gar nicht leugnen, dass ihm die Vaterrolle ziemlich gut stand.

Als Ares fertig gewickelt wurde, nahm Nero ihn behutsam in die Arme und wiegte ihn in den Schlaf.

»Du machst das wirklich gut.« , lobte ich Nero, der mir wieder nur sein unwiderstehliches Lächeln schenkte.

Vorsichtig legte er Ares in das Beistellbettchen, während ich unseren Sohn dabei beobachtete, wie niedlich er schlief.

Ich liebte ihn jetzt schon unendlich und war mir sicher, ihn mit meinem ganzen Leben beschützen zu wollen.

Nero fing an zu gähnen und als ich ihn mir genauer anschaute, konnte ich die dunklen Schatten unter seinen Augen erkennen. Wann er wohl das letzte Mal geschlafen hatte?

»Geh nach Hause und ruh dich aus. Die paar Stunden schaffe ich auch alleine.« , sagte ich sanft und streichelte seinen Arm.

In seinem Gesicht schwirrte ein Ausdruck, den ich nicht so ganz deuten konnte. Irgendetwas beschäftigte ihn, weshalb ich ihn nachfragte, was los sei.

»Das mit Olive werde ich klären.« , versicherte er mir, wobei er mir nichts schuldig war. Schließlich waren wir kein Paar...

»Ich werde schnellstmöglich wieder da sein. Solange schicke ich vorübergehend Adelio hierher.« Ich nickte, ehe er mir einen Kuss auf den Scheitel hauchte und hinter der Tür verschwand. Diese Geste ließ mein Herz schneller schlagen. Irgendwie war es in letzter Zeit zur Gewohnheit geworden. Aber ob dies etwas zu bedeuten hatte?

Seufzend ließ ich mich in das ungemütliche Bett fallen. Draußen wurde es dunkel, weshalb ich das kleine Nachtlicht einschaltete. Ares schlief immer noch und da ich ihn nicht wecken wollte, nahm ich mir mein Handy zur Hand und checkte die Nachrichten.

Meine Aufmerksamkeit wurde aber zur Tür gelenkt, als diese aufging und ich mit Adelio rechnete. Das kleine Nachtlicht beleuchtete nur mein Bett, weshalb ich im Flur nicht sehen konnte, wer dort stand. Anscheinend hatte die Person auch dunkle Klamotten an, was es mir erschwerte zu identifizieren, ob es tatsächlich um Nero's Freund handelte.

»Adelio?« , flüsterte ich leise, aber die Person antwortete mir nicht. Ich wurde skeptisch und war mir nun sicher, dass er es nicht sein konnte.

Ich tippte auf meinem Handy und öffnete den Chat zwischen Nero und mir. Nur schaffte ich es nicht zu Ende zu schreiben, als der Schatten sich näherte und nun plötzlich vor mir stand. Er presste mir ein Tuch gegen mein Gesicht, wohingegen ich mit all meiner Kraft versucht hatte, ihn von mir zu stoßen. Aber er war viel zu stark gewesen.

Langsam verlor ich das Bewusstsein, als ich nicht mehr länger die Luft anhalten konnte und der beißender Geruch in die Nase stieg.

Meine letzten Gedanken waren an Ares gerichtet, der durch meine zappelnden Bewegungen wach geworden war und zu weinen anfing.

One Night Stand with an Extra | Band 1 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt