Kapitel 12

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NERO'S POV

Ich rauchte eine Zigarette nach der anderen und wippte ungeduldig mit den Fersen. Shay arbeitete schon seit Stunden daran, Lienna und meinen Sohn endlich ausfindig zu machen.

Es waren bereits mehr als 24 Stunden vergangen, die mich richtig in den Wahnsinn trieben. Dieser dreckiger Wichser musste es lange geplant haben, denn keine Spur führte zu dem Täter.

»Wir werden sie noch rechtzeitig finden.« , hörte ich Adelio sprechen, als er die Terrasse betrat und sich neben mich stellte.

»Ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube wir haben es mit jemanden zutun, der genau weiß, was er machen muss, um uns im dunklen tappen zu lassen.«

Ich kam an den Rand der Verzweiflung. Sonst wusste ich immer, wie ich genau vorgehen musste und jetzt versank ich in Angst und Sorgen, welches mich daran hinderte einen klaren Kopf zu bewahren.

Adelio atmete angestrengt aus, als konnte er nicht glauben, was ich da gerade von mir gab. Er nahm die Zigarette aus meiner Hand und zog dann selbst daran.

»Du liebst diese Frau und du wirst es ihr verfickt nochmal sagen. Wir werden Lienna und Ares dort heil herausholen, verstanden?« Mein bester Freund sah mich eindringlich an, um mir zu verdeutlichen, dass er seine Worte vollkommen ernst meinte.

Er hatte recht. Vielleicht hätte ich es sogar schon eher sagen sollen, dass sie schon eine Weile mein Herz erobert hatte.

Gott verdammt, diese Frau brachte mich um den Verstand. Dabei wusste ich schon lange nicht mehr, wie es sich anfühlte zu lieben. Oder geliebt zu werden.

Lienna weckte neue Seiten in mir und auch mein Sohn Ares machte aus mir einen viel besseren Menschen. Wie ich die beiden so sehr vermisste.

»Leute!« , rief Shay aus dem Wohnzimmer und wedelte ganz aufgeregt mit den Händen. Für mich war es ein Zeichen, dass er etwas brauchbares entdeckt hatte.

Sofort eilte ich mit Adelio zu Shay und starrten allesamt in das Bildschirm des Laptops. Es war eine Videoüberwachung hinter einer ranzigen Bar in der Seitengasse.

»Ich musste erst einmal das ganze System der Stadt hacken und alle Aufnahmen durchsuchen. Dann fand ich zufällig diese Überwachung.« , sprach Shay und startete gleich das Video.

Es waren drei maskierte Personen zu sehen, die sich neben einen schwarzen Lieferwagen befanden. Einer von ihnen hatte die Sturmmaske über die Stirn gezogen, so dass das Gesicht frei lag. Und als die Person zur Seite blickte, brauchte ich nur diese kleinen Details sehen, um zu erkennen, wer sich dahinter versteckte.

Aber wie war es möglich? Als ich aus dem Krankenhaus zurückkam, war sie hier. Dann rief ich mir wieder ins Gedächtnis, dass Olive mal von einer Zwillingsschwester gesprochen hatte. Das ergab Sinn.

»So eine dumme Fotze.« , schnaubte ich verächtlich.
»Jetzt wird mir auch klar, warum sie so penetrant an meine Eier hing.«

Sie war nicht nur besessen von mir, sondern arbeitete auch heimlich für jemanden, weswegen sie ständig in meiner Nähe war. Diese Schlampe konnte etwas erleben, sobald ich sie zwischen den Fingern bekam.

Es war nicht der Verrat, der mich kränkte. Sie brachte absichtlich die beiden Menschen in Gefahr, die mir am Herzen lagen. Und weil Olive nicht die eine für mich war, war dies ihre Rache.

»Hast du eine Ahnung, an wen sie ihren Arsch verkauft hat?« , fragte mich Adelio nachdenklich, der Shay dabei beobachtete, wie er an der Tastatur etwas tippte.

»Ich weiß es nicht.« , gab ich zu. Ich hatte viele Feinde, die mich bluten sehen wollten. Um wen es sich handeln konnte, ergab sich als eine lange Liste.

»Shay, Orte Olive's Handy und finde heraus, wo sie sich jetzt gerade befindet.« , knurrte ich wütend, ehe Shay sich sofort an die Arbeit machte.

Ich konnte keine weitere Zeit vergehen lassen. Lienna und Ares mussten dort schleunigst raus.

LIENNA'S POV

Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, denn ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war oder welchen Tag wir heute hatten.

Mein Magen fing an zu knurren und erst da wurde mir bewusst, dass ich schon lange nichts mehr gegessen oder getrunken hatte. Und ich wusste auch nicht, wie es Ares ging. Dabei war ich mir nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt versorgten.

»Oh Gott, Ares.« , schluchzte ich bitterlich in die Stille hinein. Es tat so verdammt weh, meinen Sohn nicht bei mir haben zu können. Nicht zu wissen, wie es um ihn stand und er wohlauf war, ließ mich innerlich verrückt werden. Wieso tat man so etwas einem kleinen Lebewesen an, welches erst seit ein paar Stunden auf dieser grauenhaften Welt war?

Ich schloss die Augen und versuchte an etwas schönes zu denken. Ich durfte nicht die Hoffnung verlieren, dass es meinem Baby gut ging und Nero und hier bald finden würde. Meine Gedanken wanderten genau an diese beiden Personen, die in kürzester Zeit mein Herz beansprucht hatten.

Ich stellte mir vor, wie wir zu dritt an einem warmen Ort waren und uns auf dem Sand fortbewegten. Das süße kleine Lachen von Ares ertönte und das glückliche Grinsen von Nero, der unseren Jungen verliebt ansah.

Das aufschlagen einer Tür riss mich zurück zur Realität, ehe ich die Augen widerwillig öffnete und plötzlich zwei Olive's vor mir stehen sah. Nur hatte die eine statt blaue Augen, giftgrüne Iriden.

»Gut geschlafen, Bitch? Wird Zeit, dass wir dich zu Donovan bringen und er endlich dieses Bastard Kind hinrichten kann.«

Mein Blut gefror und jede Farbe aus meinem Gesicht entwich mir. Ich musste sicher leichenblass ausgesehen haben, denn so fühlte ich mich auch. Das durfte nicht sein.

»Wieso vergreift ihr euch an einen wehrloses Baby?Nimmt stattdessen mich!« , flehte ich, doch Olive war es vermutlich egal. Sie lachte nur gehässig, während sie die Kabelbinder durchschnitt. Diese Dinger hatten Schnittwunden auf meiner Haut hinterlassen, die zu brennen anfingen. Aber dieser Schmerz war nicht vergleichbar, so wie ich mich innerlich fühlte.

Die blonde Frau zerrte mich gewaltsam aus dem Bett, da ich aber seit der Geburt kein einziges Mal aufgestanden war, wurde alles plötzlich schwarz vor Augen, ehe ich zusammensackte. Olive's Zwillingsschwester kam zur Eile und fing mich noch rechtzeitig auf.

»Lass die Schlampe doch auf den Boden fallen, Asteria. Mache deine Hände nicht an ihr schmutzig.« , sagte Olive spöttisch.

Mein Kreislauf war immer noch im Keller, doch dank Asteria's Unterstützung kam ich voran. Ihre Schwester ging voraus, weshalb die Frau neben mir die Chance nutzte, mir etwas ins Ohr zu flüstern: »Ich bin nicht dein Feind.«

Verwirrt runzelte ich die Stirn und dachte nach, was sie damit gemeint haben könnte. Die blonde Frau mit den giftgrünen Augen brachte mich in einen Raum, der sehr düster und kalt war.

Kahle Betonwände und keine weiteren Möbeln waren zu erkennen. Als mein Blick zu einem Stubenwagen wanderte, der mutterseelenallein in der Mitte stand, sah ich darin Ares liegen, der vermutlich schlief.

Mein Herz fing wieder an zu rasen und auch das Zittern an meinem Körper konnte ich nicht mehr verhindern. Ich krallte mich an Asteria's Shirt wie eine Ertrinkende und betete, dass mir meine Gedanken nur einen Streich spielten.

Er schlief doch nur, oder?

One Night Stand with an Extra | Band 1 ✓Where stories live. Discover now