Tag 76

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Neteyam

Ich hatte nach einigem Überlegen Ao'nungs Frage bejaht.
Mit der Zustimmung meiner und seiner Eltern saß ich jetzt neben ihm und bekam mein erstes Tattoo.
Als Ao'nungs lebenslanger Gefährte hatte ich jetzt eine ziemlich hohe Stellung im Clan. Und als Partner des Olo'eyktans bekommt man (normalerweise die Tsahìk), mehr als die 'normalen' Tattoos.

Es dauerte eine lange Weile, in der es still war. Der Prozess war schmerzhaft, aber aushaltbar. Zwischendurch legten sie immer wieder Pausen ein, wofür ich sehr dankbar war.

Endlich ließen sie von mir ab und ich bewegte mich vorsichtig. Mein Gesicht, Hals und Schultern taten weh - überall da, wo ich jetzt dunkle Linien hatte, die meine Geschichte erzählen. Besonders die Wunde, durch die ich gestorben war, war durch Muster betont.
Ao'nung pfiff leise, als er mich sah. Sein Körper hat ja schon immer hammer ausgesehen, aber die Tattoos brachten seine Muskeln so viel besser zur Geltung. Beinahe fing ich an zu sabbern. "Wow. Du siehst... heiß aus", stellte ich fest. Er lachte. "Du siehst auch nicht grade schlecht aus, weißt du?" Ich wurde ein bisschen rot.
Vorsichtig strich er um meine frischen Tattoos herum. Wir hatten beschlossen, dass wir jeweils nur die Hälfte unseres Gesichts tätowieren würden - die beiden Hälften sollten perfekt zusammenpassen. Und das taten sie auch.

Er nahm meine Hand und küsste mich dann zärtlich. "Bereit?" Plötzlich wurde ich nervös. Warum eigentlich? Er wurde Olo'eyktan und ich musste quasi nur daneben stehen. Aber trotzdem. Dennoch nickte ich.

*

Die Zeremonie war wunderschön.
Kaum einen Moment konnte ich meinen Blick von ihm nehmen.
Tsireya war absolut begeistert davon, wie wir jetzt aussahen. "Wow. Absolut wow. Also das mit dem Gesicht... einfach krass. Es sieht so toll aus. Ihr passt so gut zusammen, wow." Sie überschwemmte uns mit Komplimenten, sobald wir wieder für uns waren.
Grinsend legte Ao'nung seinen Arm um mich. "Danke Schwesterherz. Steht eigentlich schon fest, wann du deine Tattoos bekommst?" Sie lächelte scheu und strich sich dann über den Bauch. "Erst nach meinem Baby. Ich will meinen Körper nicht überlasten." Wir nickten verständnisvoll. In dem Moment kam Beyral zu uns.
Etwas zögerlich streckte sie ihre Arme aus und Ao'nung verstand. Sie umarmten sich fest. "Meinen herzlichen Glückwunsch. Du wirst ein guter Olo'eyktan, da bin ich mir sicher." Dann sah sie mich an. "Ihr seht super aus. Aber ich muss deinen Schatz kurz entführen. Du bekommst ihn gleich wieder." Noch vor einigen Tagen hätte ich vehement protestiert, aber in der Zwischenzeit hatten wir uns recht gut angefreundet, also machte es mir nichts aus.
"Aber bring ihn mir ja wieder", drohte ich lachend. Sie grinste und die beiden entfernten sich von uns.
Tsireya seufzte zufrieden.
"Ihr seid ein tolles Team." Überrascht sah ich sie an. "Meinst du wirklich?" "Ja natürlich! Schau euch doch mal an. Ihr passt perfekt zueinander. Du bist so die Stimme der Vernunft in der Beziehung. Ich glaube, das tut ihm ganz gut. Sein Temperament nimmt manchmal überhand." Ich lachte leise. Definitiv. Aber zu mir war er immer sanft gewesen.
Meine Wangen wurden warm. "Du liebst ihn wirklich sehr, oder?" Ich lächelte. "Ja. Wie könnte ich auch nicht? Er ist so süß." Sie lachte herzlich. "Ach, was ich dir alles für Geschichten erzählen könnte... aber das heben wir uns für ein ander Mal auf." Oh oh. Das würde spannend werden.
Wir redeten noch eine Weile über die Bedeutungen meiner Tattoos und ich kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Sie würden für immer meine Haut zieren. Das Konzept war irgendwie überwältigend. Wir hatten so etwas bei den Omotekaya nicht.
Beyral und Ao'nung kamen sich angeregt unterhaltend zurück zu uns. "Wie versprochen, in einem Stück", sagte sie und deutete eine Verbeugung an. Ich lachte leise und verbeugte mich dann ebenfalls. "Wie überaus nett von dir."
"Also, Olo'eyktan, was machen wir heute noch?", fragte ich ihn dann. Er wurde rot. "Nenn mich nicht so. Ich würde vorschlagen, wir machen es uns wieder in der Höhe gemütlich, oder?" Lo'ak stieß zu uns, bevor irgendwer antworten konnte. "Find ich super", grinste er und wir lachten. "Gut, dann treffen wir uns bei Sonnenuntergang am Strand."
Ohne ein weiteres Wort ging er mit mir zurück zu mir nach Hause wo wir ungestört wären.

Dort angekommen schloss er die Tür und küsste mich stürmisch. Etwas überrumpelt stolperte ich rückwärts, stieß aber mit dem Rücken gegen die Wand. Er pinnte mich dagegen und machte sich dirket an meinem Hals zu schaffen. Meine Knie wurden weich, aber er hielt mich fest.
Seine Hände wanderten über meinen Körper und zogen mich ganz nebenbei aus. Fast war es mir unangenehm, aber seine heiße Zunge auf meiner Haut lenkte mich ab. Nur nebenbei bekam ich mit, wie er mich hochhob und zum Bett trug, wo er mich vorsichtig ablegte.

*

Verschwitzt lag ich auf seiner Brust und atmete schwer. "Fuck", brachte ich raus. Er lachte nur leise. "Ich nehme an, es hat dir gefallen?" Das war ja mal die Untertreibung des Jahrhunderts. "Und dir?", fragte ich dann, plötzlich unsicher. Er kraulte meinen Nacken. "Natürlich hat es das und das weißt du auch." "Aber es tut gut, es zu hören. "Ich liebe dich", murmelte ich und kuschelte mich enger an ihn.
Ao'nung umarmte mich fest und seufzte zufrieden. "Ich liebe dich auch, Kleiner." Ich genoss unsere ruhige Zweisamkeit. Wir hatten so viel Zeit, aber irgendwie kuschelten wir viel zu selten. Umso mehr freute ich mich, wenn wir doch mal unsere Zeit so miteinander verbrachten.
"Geht es dir gut?" Die Frage überraschte mich. "Ja, wieso?" Er seufzte. "Ich kann spüren, dass du dir Gedanken wegen irgendwas machst." Er hatte nicht Unrecht. Seit dem ersten Mal, dass ich Onyekachi probiert hatte, ging mir das nicht mehr aus dem Kopf. Es war so beängstigend gewesen, aber auch so gut. Und außerdem wusste ich jetzt schon, was mich erwartete.
Mir fiel ein, dass ich ihm noch keine Antwort auf seine indirekte Frage gegeben hatte.
"Es ist nichts. Nur..."
Sollte ich es ihm erzählen? Aber wie würde er drauf reagieren? Er wartete stumm darauf, dass ich von mir aus zu erzählen begann. "Onyekachi." "Hä?" Ich atmete tief durch. "Ich kann nicht aufhören, daran zu denken. Kein Tag vergeht, an dem ich mir nicht wünschte, wieder high zu sein und das macht mich wahnsinnig."
Es blieb eine Weile still.
"Dann entschuldige ich mich. Immerhin ist es meine Schuld, dass du es überhaupt genommen hast." Traurig schüttelte ich den Kopf. "Nein, ist schon okay. Ich meine, letztendlich war es meine Entscheidung." Er strich mir über die Wange und küsste mich liebevoll.
"Und was möchtest du jetzt deswegen tun?" "Wie meinst du?" "Willst du, dass ich dir sage, wie du drankommst oder willst du dich davon fernhalten?" Ich schmolz ein wenig, weil es so süß war, dass er fragte. Trotzdem wusste ich keine Antwort.
"Aber... bist du sauer wenn ich dich bitte, es mir zu zeigen?" Seine Finger strichen über meinen Oberkörper. "Nein. Ansonsten hätte ich es dir ja nicht angeboten."
Er hatte schon recht, aber dennoch. Es war blöd von mir, dass ich das wissen wollte. Ich wusste ganz genau, dass das böse enden würde.
"Zeig's mir."

*

[ich hab echt überhaupt keine ideen momentan. aber bei meiner anderen FF über die zwei gehts weiter]

Ao'nung x Neteyam Slow BurnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt