Teil 12

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Als ich wieder aufwache ist es bereits hell. Ich setze mich vom Hotelboden auf und schaue auf mein Handy. Der Akku ist leer, natürlich. Ich muss gestern auf dem Boden eingeschlafen sein. Allein der Gedanke an gestern Abend lässt mich grinsen.

Ich setze mich auf, nehme mein Handy und stecke es erst einmal an die Ladestation. Danach nehme ich mir neue Klamotten und gehe in das ziemlich große Badezimmer, um erstmal zu duschen. Ich ziehe mein Kleid aus und steige in die großzügige Bodendusche.

Das warme Wasser perlt auf meiner Haut ab und ich bekomme Gänsehaut. Meine Gedanken sind die ganze Zeit bei Charles, wie wir uns berühren, küssen. Die gestrige Nacht war wirklich verrückt, aber auch schön, sehr schön.

Nachdem ich geduscht und mich angezogen habe, lege ich mich in mein Bett und schalte mein Handy an. Es ist bereits 13 Uhr. Ich habe wirklich lange auf dem Boden geschlafen.

Ich öffne meine Nachrichten, um zu sehen, wer mir geschrieben hat.

Max: Vergiss nicht, wir treffen uns in einer halben Stunde für die Interviews (7:30am)

Max: Wo bleibst du, wir müssen los? (8:10am)

Max: Verdammt, wo bist du???? (8:26am)

Max: Warum öffnest du nicht deine Zimmertür? Bist du überhaupt da drin?! (8:34am)

Max: Wir gehen jetzt ohne dich, aber darüber müssen wir definitiv noch mal reden!!!! (8:36am)

Oh nein, er wird mich umbringen. Ich habe die Interviews komplett vergessen! Aber jetzt rentiert es sich auch nicht mehr, dorthin zu gehen. Die Interviews sind fast vorbei. Außerdem müsste ich mich jetzt noch komplett fertig machen.

Mit einem halbwegs guten Gewissen entscheide ich mich also dazu, einfach da zu bleiben und lieber auf die Standpauke meines Bruders zu warten.
Jedoch bemerke ich schnell, dass ich ziemlich Hunger habe, weshalb ich mein Handy schnappe und runter in die Lobby gehe, um mir etwas zu holen.

Mittlerweile wird das Mittagessen angeboten, womit ich mich wohl oder übel zufrieden stellen muss. Ich nehme einen Teller und häufe alles auf, was ansprechend aussieht. Anschließend nehme ich mir noch einen Kaffee und setze mich an eine der freien Tische. Gerade als ich mich den Kartoffeln mit Kräuterquark widmen möchte, höre ich jemanden sagen:' kann ich mich setzen?'

Ich sehe auf und blicke in Charles' großes Grinsen. Ich werde sofort rot und senke meine Gabel mit Kartoffeln. 'Klar', entgegne ich und er setzt sich ohne zu zögern neben mich.

'Warte, müsstest du nicht bei den Interviews sein, wie die anderen?', fällt mir plötzlich ein. Er lacht, bevor er antwortet:' Ich habe abgesagt. Ich habe vielleicht 3 Stunden geschlafen, so kann ich mich nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen.' Ich nicke ehe ich mich meinem Essen widme.

Charles hat nur ein Toastbrot vor sich liegen, das er etwas angewidert ansieht. 'Hast du keinen Hunger?', frage ich ihn, als ich es bemerke. 'Nein, ich bin erst vor einer halben Stunde aufgestanden. Da schaff ich nie etwas zu essen. Außerdem habe ich eigentlich feste Essenszeiten, für den Muskelaufbau, versteht sich.', grinst er. Ich weiß, dass Formel 1 Fahrer sehr sportlich sein müssen und daher macht es auch wirklich Sinn, dass er auch auf sein Essen achtgeben muss. Ich persönlich hätte da wirklich keine Lust drauf.

'Wann fliegt ihr heute ab?', frägt er mich, nachdem wir einige Sekunden lang in Schweigen gegessen haben. 'Ich weiß nicht genau, aber ich glaube sobald Max vom Interview zurückkommt. Also bald.', erkläre ich. Ich erinnere mich jetzt daran, dass in den nächsten beiden Wochen kein Rennen stattfinden wird, weshalb wir auf jeden Fall eine Woche nach Hause gehen werden.

Ich freue mich auf zu Hause, aber ich hatte mich gerade an das Formel 1 Leben gewöhnt. 'Fliegt ihr nach Hause, oder?', frägt er nun vorsichtig. 'Ja, wohin denn sonst?', stelle ich ihm eine Gegenfrage.

Er antwortet nicht. Ich esse weiter meine Kartoffeln und starre ihn die Luft. Ich würde tatsächlich gerne mehr Zeit mit Charles verbringen. Ich möchte mehr mit ihm reden, zwar auch mit ihm rummachen, aber auch mit ihm reden. Wir kennen uns noch fast gar nicht. Und diese beiden Wochen, in denen wir uns nicht sehen werden, sind dabei nicht gerade hilfreich. Ich habe irgendwie Angst, dass nach diesen beiden Wochen alles wieder anders sein wird. Ich kann zwar nicht erklären, was sich ändern soll, aber es sind immerhin 14 Tage.

'Ich gehe zurück nach Monaco, meine Familie besuchen.', erklärt schließlich Charles. 'Meine Brüder und ich haben geplant mit der Yacht ein paar Tage aufs Meer zu fahren und dort Urlaub zu machen.' 'Hört sich schön an, wirklich. Ich denke, ich bräuchte auch mal wieder Urlaub. Ich sags dir, Max muss immer arbeiten, er schafft es nicht, sich mal frei zu nehmen. Selbst in diesen zwei Wochen wird er jeden Tag nur von der Formel 1 reden und Vorschläge machen, wie man unser Auto verbessern kann - wie ER sich verbessern kann.', erzähle ich über meinen Bruder. Und das ist wirklich nicht übertrieben. Er ist die ehrgeizigste Person die ich jemals gesehen habe.

'Ja, mittlerweile weiß jeder, dass Max unfassbar ehrgeizig ist. Ich glaube, er ist derjenige, der den Weltmeistertitel am meisten haben möchte. Also ich natürlich auch, aber ganz besonders er.', scherzt er nun. Wobei wir beide wissen, dass das kein Scherz ist.

Wir vertiefen uns in ein wirklich tolles Gespräch und reden über alles mögliche. Über die Formel 1, Ferrari, aber auch über private Dinge, wie Familie, Musik, Hobbys.

Ich erzähle gerade von Max, wie er als Kind unfassbar eigensinnig war, als ich eine laute, wütende Stimme:' TERESA!', schreien höre. Ich weiß direkt wem diese Stimme gehört und erstarre in meiner Bewegung.

Jetzt bin ich dran...

Charles Leclerc  XX  ENEMIES TO LOVERSWhere stories live. Discover now