Teil 22

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Am Sonntag ist endlich wieder Race Day. Ich habe es wirklich unfassbar vermisst, in der Box zu stehen und mit Max zu reden. Er und ich sind mittlerweile ein richtig gutes Team geworden. Er lobt mich nach jedem Rennen und auch Christian findet, dass ich wirklich gute Arbeit leiste.

Auch jetzt sitze ich wieder in der Box, habe meine Kopfhörer auf und kommuniziere mit Max. Er hat es gestern auf Pole geschafft, dicht vor Charles und Carlos. Ferrari sitzt uns wirklich im Nacken, trotzdem schaffen sie es nicht, unseren Punktestand zu überholen.

'Okay, Max. Das Rennen beginnt gleich. Kannst du mich verstehen?', spreche ich schließlich mit ihm. Ich sehe ihn durch die vielen Monitore, welche vor mir stehen. Neben mir sitzt Marc, der mir immer Updates gibt, falls etwas passiert. Ich achte auch auf die Monitore, sage Max, falls irgendwo ein Unfall passiert oder das Safetycar auf die Strecke kommt. Trotzdem bekomme ich nicht immer alles mit, weswegen es gut ist, ein paar helfende Hände zu haben.

Es ist wirklich sehr warm, weswegen ich trotz meiner kurzen Hose und meines Red Bull Tshirts schwitze. Ich möchte wirklich nicht wissen, wie es den Fahrern in ihren dicken Anzügen geht.

'Copy.', höre ich schließlich von Max.

Wenige Minuten gehen die Lampen aus und das Rennen beginnt. Max kann den ersten Platz halten, jedoch ist Charles dicht hinter ihm. Und um ehrlich zu sein, kann ich jetzt genau verstehen, was Christian vor ein paar Monaten meinte: Es ist unglaublich schwierig, bei der Arbeit neutral zu bleiben. Ich arbeite für Red Bull, Max ist mein Bruder und alles, was ich wollen sollte, ist, dass wir mit Max Weltmeister werden. Jedoch, auch wenn es wirklich nur ein ganz kleiner Teil von mir ist, hofft, dass Charles heute ein Rennen gewinnt.

Er war zwar bei fast jedem Rennen auf dem Podium, jedoch erst einmal Sieger. Er arbeitet hart und ich weiß, dass er einer der besten Fahrer ist, der momentan für die Formel 1 fährt. Das einzige Problem ist sein Auto. Ferrari ist zwar gut, einer der besten Teams, jedoch haben sie einfach zu viele kleine Fehler, die behoben werden müssen.
Charles hat mir leider nicht verraten welche, da dies doch ein Stück zu weit gehen würde. Wir haben uns auch dazu entschieden, dass wir wenig über die Arbeit reden. Schon über Formel 1 - aber wenig über unsere Teams und was hinter geschlossenen Türen abgeht. Das würde sonst gewaltig schiefgehen...

Ich sehe gerade auf den Monitor und beobachte Max, wie er um Kurve 4 fährt, als Charles ihn überholt. Man hört von allen Seiten aus der Box ein genervtes Stöhnen. Ich jedoch weiß nicht, was ich denken soll.

Charles hält den ersten Platz bis zu den letzten fünf Runden. Max ist gerade dabei, ein weiteres Überholmanöver zu starten, als er zu schnell in eine Kurve fährt, sein Auto rotiert und schließlich gegen den Zaun knallt.

'FUCK!', höre ich nur über Funk. 'Scheiße, Max. Bist du okay?', rufe ich sofort. Keine Antwort. 'MAX, bist du okay?', frage ich ihn nochmal. Diesmal mit mehr Panik in meiner Stimme. Wieder keine Antwort. 'MAX!??', rufe ich nun, sodass mich mehrere Redbull Mitglieder besorgt ansehen.

'FUCK!', höre ich ihn nur nochmal sagen. Dann lautes Atmen. Stille. 'Ja, mir geht es gut.', höre ich schließlich. Ich atme beruhigt aus und zeige den anderen Daumen nach oben, damit auch sie wissen, dass Max in Ordnung ist.

Marc gibt das sofort weiter und keine fünf Minuten später ist das Safetycar auf der Strecke.

So habe ich mir den Start nach der Sommerpause nicht vorgestellt.

Am Abend, nachdem wir eine 2 Stündige Besprechung hatten, komme ich endlich ins Hotel zurück. Charles hat dieses Rennen tatsächlich gewonnen, weshalb ich unfassbar stolz auf ihn bin. Ich wollte zu ihm, aber ich wollte kein Aufsehen erregen und bin stattdessen mit Max ins Krankenhaus gefahren. Es geht ihm gut, aber die Ärzte wollten ihn trotzdem noch einmal durchchecken.

Wir haben anschließend 2 Stunden diskutiert, was falsch gelaufen ist. Es war Max' Fehler, aber dennoch wurde diskutiert.

Ich öffne müde die Tür meines Zimmers und möchte mich gerade auf das Bett werfen, als es an der Tür klopft. Ich stehe stöhnend auf und öffne wieder die Tür. Vor mir steht ein breit grinsender Charles, der mich mit leuchtenden Augen ansieht.

'Heyy!', ich lächle direkt und umarme ihn. 'Dein Sieg war heute echt unfassbar!', ich küsse ihn und ziehe ihn mit in meinen Raum. Auch wenn ich müde bin, sofort Charles in meiner Nähe ist, bin ich vollkommen elektrisiert.

'Ich dachte mir, um meinen Sieg etwas zu feiern, gehen wir heute Abend essen? Nur wir beide...?', flüstert mir Charles zu. Ich sehe ihn mit großem Augen an. Etwas überrumpelt antworte ich sofort: 'Merkst du nicht die Ironie dahinter?' 'Welche Ironie? Ich möchte mit meiner Freundin meinen ersten Platz feiern?', er sieht mich verwundert an. 'Ist ja nicht so, dass mein Team heute komplett versagt hat.', antworte ich lachend. Nun versteht er. 'Wir müssen nicht, also es war nur ein Vor-', ich unterbreche ihn, indem ich ihn küsse. 'Gib mir 10 Minuten, dann können wir los!', sage ich, nachdem wir uns schließlich lösen. Charles lacht nur und setzt sich aufs Bett während ich ins Badezimmer gehe.

Nach etwas mehr als 10 Minuten bin ich dann auch endlich fertig. Wir verlassen das Hotel und Charles öffnet mir die Tür seines Autos. Ein Ferrari, natürlich.

Nachdem wir etwa 20 Minuten gefahren sind, hält Charles an einem wirklich schicken Restaurant. Ein Angestellter wartet bereits draußen auf uns.

'Ah, Mister Leclerc, wir haben Sie schon erwartet. Kommen Sie!', begrüßt uns der Italiener und führt uns durch das volle Lokal. Etwas mulmig wird mir dabei schon, da jeder uns anstarrt. Viele erkennen Charles und wundern sich natürlich, wer diese Frau neben ihm ist. Charles merkt meine Unsicherheit und sieht mich mit einem 'Ist alles okay?', Blick an. Ich nicke nur und folge dem Angestellten.

Er führt uns in einen extra Raum, der viel kleiner ist, als der, in dem die anderen Menschen saßen. 'Ihr Tisch. Falls Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie!', erklärt der Kellner und zeigt auf einen Tisch, welcher wirklich sehr schön gedeckt ist.

Wir setzen uns hin und bestellen auch gleich etwas zu Essen und zu Trinken. 'Wie hast du es geschafft, einen extra Raum zu mieten?', frage ich ihn völlig verblüfft. 'Nun ja, ich habe Kontakte.', grinst dieser und hält meine Hand. 'Und, da unsere Beziehung ja noch nicht öffentlich ist, dachte ich mir, dass es für uns beide einfacher ist, nicht in der Öffentlichkeit zu essen.', erklärt er schließlich.

'Wollen wir unsere Beziehung überhaupt jemals öffentlich machen?', frägt Charles nach einer kleinen Pause.

'Natürlich, irgendwann mal.', antworte ich. Ich weiß, dass er das Verstecken hasst und lieber einfach das machen würde, was er will, aber er versteht auch, dass ich die Zeit brauche, um das mit meinem Bruder und Christian zu klären.

'Ich werde bald mit Christian und Max reden, okay?', sage ich schließlich, wodurch sich Charles Stimmung wieder hebt. 'Du musst nicht -. Ich meine, ich will dich nicht dazu drängen, aber ich möchte dich auch zeigen können.', erklärt er seine Gefühle. Ich verstehe ihn, ja wirklich.

Charles Leclerc  XX  ENEMIES TO LOVERSWhere stories live. Discover now