5. Shikis Vergangenheit

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Chobe Pov:

Es dämmerte bereits, als wir endlich einen geeigneten Platz gefunden hatten, der uns halbwegs sicher schien um die Nacht dort zu verbringen. „Findet ihr nicht auch, dass es auf einmal sehr viel kälter geworden ist?", fragte die Hexe und schlang ihre Arme leicht um ihren Oberkörper. „Vielleicht ein bisschen. Wenn dir so kalt ist, darfst du gerne näher kommen. Ich sorge dafür, dass dir ganz warm wird", sagte ich und grinste sie frech an. „Träum weiter, ich besorge lieber etwas Feuerholz", antwortete sie und verschwand bereits in der Dunkelheit. „Geh nicht zu weit weg damit wir mitbekommen, wenn du in Schwierigkeiten gerätst", rief ich ihr noch nach und bekam ein „Ja, ja" als Antwort, bevor sie endgültig verschwunden war. „Dass du solches Interesse an einer Frau zeigst ist etwas Neues", merkte Toma an, setzte sich mir gegenüber und grinste mich an. „Was meinst du? Ich verhalte mich auch nicht anders als sonst, wenn ich eine aufreiße mit der ich vögeln will", brummte ich. „Oh nein... Du vergnügst dich mit der einen oder anderen, aber so viel Mühe gibst du dir normalerweise nicht. Ich kenn dich Bruder, dir gefällt die Kleine wohl sehr." Kurze Zeit herrschte Stille zwischen uns, während wir uns einfach nur anblickten. Jedenfalls so lange bis ich nachgab und nach einem langen Seufzen antwortete: „Na schön. Ich kann's nicht genau erklären, aber ich hab das Gefühl die Hexe des Höllenfeuers schon einmal getroffen zu haben." „Wirklich?! Wenn du sie schon einmal getroffen hast, müsste ich sie doch auch kennengelernt haben, aber ich erinnere mich nicht daran. Es sei denn sie war eines deiner Betthäschen, aber das bezweifle ich eher", erwiderte er erstaunt und lachte nach seinem letzten Satz. „Sehr witzig...", knurrte ich und richtete meinen Blick wieder auf ihn. „Ich meins ernst Toma. Etwas fühlt sich an ihr vertraut an." Als das Gebüsch neben uns raschelte, wurde unser Gespräch beendet. Wir sprangen auf und gingen in Verteidigungsstellung, doch es war nur die Hexe, die mit dem Feuerholz zurückkam. „Na sowas, hab ich euch erschreckt?", fragte sie grinsend und ließ das Holz zu Boden fallen. „Ein wenig, bei dem was wir heute alles gesehen haben sind wir lieber auf der Hut", antwortete Toma und half ihr dabei, das Holz aufzustellen. Ich setzte mich wieder an meinen Platz und schaute den Beiden zu, wobei mein Blick hauptsächlich auf ihr lag. Was ist das nur für ein seltsames Gefühl, wenn sie in der Nähe ist? „So, dann fehlt nur noch das Feuer", verkündete sie, streckte die Hand aus und brachte das Holz sofort zum Brennen. „Deine Fähigkeit ist ja doch ganz nützlich", sagte ich grinsend. „Aber nun erzähl doch mal... Was hast du da vorhin mit diesen komischen Wesen gemacht? Das hatte nicht mal annähernd etwas mit deiner Feuerfähigkeit zu tun."

Shiki Pov:

Eine Weile saß ich schweigend da und wärmte mich am Feuer, bevor ich zu sprechen begann: „Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich bemerkt habe wie meine Fähigkeit genau funktioniert... Wo soll ich nur anfangen zu erzählen?" „Am besten am Anfang. Du hast doch auch einiges über unsere Vergangenheit erfahren. Es wäre nur fair wenn du uns auch etwas über dich erzählst", entgegnete Toma. „Du hast sie ja schließlich auch damit vollgetextet", warf Chobe grinsend ein, weshalb sein Bruder kurz verlegen zur Seite blickte. Ich spielte kurz mit dem Gedanken die beiden zu warnen, dass meine Vergangenheit viele düstere Kapitel enthielt, doch bei dem was sie erlebt haben, hielt ich es schlussendlich für überflüssig. „Ich wuchs in einem kleinen Dorf am Fuße eines Berges auf und verbrachte dort die ersten zehn Lebensjahre bei meiner Mutter. Unser Clan lebte ein friedliches Leben und verehrte ein Fabelwesen, das dem legendären Feuervogel Phönix sehr ähnlich ist. Mit dem achten Lebensjahr erhält jedes Mitglied unseres Clans eine Tätowierung, die im Laufe der Jahre angeblich größer werden soll. Und je größer diese wird, desto wahrscheinlicher ist es den Segen dieses Feuerwesens und dessen Fähigkeiten zu erhalten", begann ich zu erzählen. „Dann muss deine Tätowierung ja riesig geworden sein", unterbrach mich der Banditenkönig. „Ja vielleicht. Sie befindet sich auf meinem Rücken und ich habe sie schon mehrere Jahre nicht mehr begutachten können", antwortete ich beiläufig. Ein breites Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht als er mir anbot: „Ich schau gerne für dich nach." „Nein danke, lass mal gut sein", erwiderte ich und lachte kurz auf. „Nach meinem zehnten Geburtstag tauchte plötzlich mein Vater auf, überreichte meiner Mutter eine große Summe Geld und nahm mich mit auf sein Anwesen. Sie erzählte mir einmal als ich noch kleiner war, dass sie als Dienstmädchen in der Residenz meines Vaters gearbeitet hat. Irgendwann entwickelte er wohl ein Interesse an ihr und die beiden kamen sich körperlich näher. Doch als sie schwanger wurde, entließ er sie aus seinen Diensten, damit seine Frau nichts von seinem Seitensprung erfuhr. Diese hatte zu dieser Zeit gerade ein Kind bekommen und er wollte das, was er sich mit ihr aufgebaut hatte, nicht gefährden. Jahre später hatten seine Frau und sein Sohn einen Unfall, wodurch beide ums Leben gekommen waren. Ganz plötzlich hatte er niemanden mehr und ich hatte großes Mitleid mit ihm, als er uns davon erzählte. Er wirkte wie ein gebrochener Mann, der alles verloren hatte... Meine Mutter sträubte sich dagegen mich in seine Obhut zu geben, doch andererseits hätte sie das Geld gut gebrauchen können, da wir in eher ärmlichen Verhältnissen lebten. Also nahm ich ihr diese schwere Entscheidung ab, sagte dass ich mit ihm gehen wolle und dass es ok sei, wenn sie das Geld von ihm annehmen würde. Nach einer langen Diskussion zwischen uns willigte sie ein und zukünftig wurde ich als die Tochter des Shoguns großgezogen." „Was?! Der Shogun ist dein Vater!", riefen beide fast synchron aus. Zur Bestätigung nickte ich nur und blickte in die tanzenden Flammen des Lagerfeuers. „Dann bist du eine Prinzessin und keine Hexe...", murmelte Toma. „Nein nicht mehr, falls ich es überhaupt jemals gewesen bin. Wie ihr wisst will mein Vater mich mittlerweile tot sehen. Doch eins nach dem anderen, ich erzähle erst Mal weiter.

Der Banditenkönig und die Hexe (Chobe Aza x OC)Where stories live. Discover now