12. Die Verschmelzung

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Müde vergrub ich meinen Kopf in der Halsbeuge von Chobe. Sein Arm lag um meinen Körper geschlungen und seine warme Hand ruhte an meinem Rücken, während er ausdruckslos an die Decke starrte. Sein tiefes ein- und ausatmen beruhigte mich und ich fragte mich, woran er dachte. Bei jeder Bewegung schmerzte mein Körper, besonders mein Unterleib litt darunter. Plötzlich dreht sich der Mann, dem ich diese Schmerzen zu verdanken hatte auf die Seite. Sein Schatten fiel auf mich und in meine Nase stieg dieser deutlich maskuline Duft, der von ihm ausging. Langsam öffnete ich die Augen und blickte zu ihm auf. Er sah mich mit ausdrucksloser Miene an und strich über die kleine, blasse Narbe über meiner Augenbraue. „Diese Narbe..., woher hast du die?", fragte er leise. Ich schmunzelte als ich mich daran zurück erinnerte. „Das ist die einzige Narbe, die auf meinem Körper zurückgeblieben ist, da sie nicht von einer tödlichen Verletzung stammt. Ich hab mir einen Schlag mit dem Besenstiel, von einem wütenden Händler eingefangen, nachdem ich einen kleinen Jungen beschützt habe, der ihm einige Äpfel geklaut hat." Chobes Augen weiteten sich leicht und sein Atem setzte für eine Sekunde aus. „Deshalb kommst du mir so bekannt vor! Du warst das, du hast Toma damals beschützt!", rief er aus. Interessiert setzte ich mich auf, bereute dies jedoch sofort als ein stechender Schmerz durch meinen Unterleib fuhr und ich unwillkürlich zusammenzuckte. „Das war Toma? Und der ältere Junge, der uns daraufhin an den Händen packte und mit uns davonrannte, warst du das?", fragte ich überrascht. „Ja, weißt du... Unsere Eltern waren bereits tot und wir mussten für uns selbst sorgen. Deshalb hatten wir uns aufgeteilt, um uns etwas zu Essen zu besorgen und ich kam erst dazu, als ich Toma laut weinen hörte. Ein Mädchen mit lilafarbenen Haaren stand zwischen ihm und einem schreienden Mann und sie blutete über ihrem linken Auge. Also hab ich mir beide geschnappt und bin erst wieder stehen geblieben, als wir ihn abgeschüttelt und eine verlassene Gasse betreten hatten. Ich gab dem Mädchen ein Stück meiner Kleidung, damit sie die Blutung stillen konnte und bedankte mich dafür, dass sie meinem Bruder geholfen hatte..." Chobe zog mich näher zu sich heran, sodass meine Stirn in seiner Halsbeuge ruhte, bevor er meinen Kopf etwas anhob. Meine Augenlider senkten sich etwas, als ich zu ihm aufsah und im nächsten Augenblick bekam ich einen hauchzarten Kuss auf die Lippen. Die Augen meines Gegenübers waren geschlossen, also schloss ich meine ebenfalls und erwiderte sanft den Kuss. Diese sanfte Seite von ihm kannte ich noch gar nicht... Ich nahm an, dass dies ein Ausdruck von Dankbarkeit war, doch ich wusste es natürlich nicht. Bevor der Kuss zu mehr werden konnte, löste er sich von mir und küsste meine Stirn, bevor er zu sprechen begann: „Ich bin dir was schuldig kleine Hexe. Schließlich hast du meinen kleinen Bruder damit schon zweimal gerettet. Deshalb werde ich von jetzt an besonders gut auf dich achtgeben..."

Chobe und ich hatten uns gemeinsam mit Ju Fa und Tao Fa im Palast der Kammertechnik versammelt, nachdem wir erfahren hatten, dass sich Toma, Gantetsusai und Fuchi dorthin durchgekämpft hatten. „Toma, komm her", sagte Chobe und streckte ihm seine Hand entgegen. „Ich hab mich mit den Tensen abgesprochen. Wenn wir uns auf ihre Seite schlagen, werden wir unsterblich." Toma warf ihm einen erstaunten Blick zu und drehte sich danach zu seinen beiden Begleitern um. „Geh schon. Dein Bruderherz ist da, also verschwinde! Du musst auf uns keine Rücksicht nehmen", kommandierte Gantetsusai und bedeutete ihm mit einer Geste noch einmal zu gehen. „Nimmst du das ganze hier nicht zu leicht? Wenn wir pech haben, müssen wir zu zweit gegen fünf Gegner kämpfen", merkte Fuchi an, woraufhin Gantetsusai laut loslachte. „Der soll ruhig zum Gegner überlaufen, das macht keinen Unterschied! Ich erledige sie alle zusammen!" „Du hast ihn gehört, na dann ciao", sagte Fuchi und winkte ihm zum Abschied, während Toma ihn noch kurz musterte, sich dann umdrehte und zu uns kam. Chobe und Toma grinsten sich kurz an, zogen blitzschnell ihre Waffen und attackierten gleich darauf Ju Fa und Tao Fa. Das war irgendwie gruselig... Aber jetzt erkennt man definitiv, dass sie Brüder sind. Sie haben das gleiche furchteinflößende Grinsen. Ein kurzer und kalter Schauer lief mir über den Rücken. Schlussendlich hatten sie den beiden die Köpfe vom Körper getrennt. Nur eine Sekunde später drehte sich Chobe zu mir um und rief: „Jetzt bist du dran Schätzchen." Ich antwortete mit einem knappen „alles klar", hob die Hände an und ließ sowohl ihre Körper als auch ihre Köpfe in Flammen aufgehen. Die Aza Brüder nickten mir anerkennend zu, bevor sie sich wieder einander zuwendeten. „Gut, dass du es nicht vergessen hast Toma", sagte Chobe, bevor sein Bruder ihm auf die Schulter klopfte. „Ach, unterschätz mich nicht. Wenn dein Zopf offen ist, heißt das, du lügst. Das ist unser geheimes Zeichen." Sein älterer Bruder blickte ihn daraufhin für einige Sekunden an und schnippte ihm anschließend gegen die Nase, was Toma ein lautes „Au" entlockte. „Ich meinte eigentlich deine Kampftechnik. Du hast dich sogar noch verbessert und du bist noch cooler geworden. Bist ja kaum wiederzuerkennen, kleiner Bruder", entgegnete Chobe grinsend. „Ähm Leute, ich glaube wir haben ein Problem...", merkte Fuchi an und zeigte auf die Körper der beiden verkohlten Tensen, die gerade zu einem verschmolzen.

Der Banditenkönig und die Hexe (Chobe Aza x OC)Where stories live. Discover now