16 - Ein Tag nach ihren Vorstellungen

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Am nächsten Tag fasste ich den Entschluss meine Denkweise zu überarbeiten.

Einen weiteren Ausfall durfte ich mir nicht erlauben. Also setzte ich alles daran jeden Tag zu einem guten zu machen, dazu musste ich nur exakt meinem Plan folgen und diesen regelmäßig anpassen, damit ja nichts schieflaufen konnte. Dieses Mal würde ich es schaffen! Keine Rückschläge, keine Gefühle, die mein Glück gefährden würden.

Was gestern in mich gefahren war, blieb ohnehin ein Rätsel. Max konnte mich schon immer zum Lachen bringen, aber bisher hatte mich sein Anblick nie so gefesselt. Beim Gedanken an mein peinliches Dahinstammeln, wurde mir direkt wieder flau im Magen.

Das musste ich dringend in den Griff bekommen! Wieder einmal realisierte ich: Max war gefährlich. Zu verständnisvoll, zu lieb und vor allem besaß er diese Fähigkeit, die ich bisher nur von Frau Danze kannte: Er konnte mich lesen, wusste scheinbar wie ich mich fühlte, oder ahnte es zumindest.

Gefährlich!

Er hatte mich mit seiner Ansprache schließlich fast dazu gebracht Helen einzuweihen, alles aufzugeben. Ich brauchte dringend etwas Distanz. Vielleicht sollte ich Ise fragen, ob sie mich anders zuteilt? Vielleicht ...?

Ich zog die Sportmatte zurück in die richtige Position, bevor ich das zweite Workout durchlaufen ließ. Auf das Frühstück hatte ich planmäßig verzichtet. Es musste sein, heute sollte mein Ausgleichtag sein. Ich würde es schaffen! Kein Versagen mehr! Nie wieder!

Ich schüttelte den Schwindel ab und beendete das Workout. Es fühlte sich verdammt gut an. Ich fühlte mich mächtig, als könnte ich alles schaffen, wenn ich nur weiterhin alles gab. Und das würde ich.

Der Rausch der Leere sollte mich weiter beflügeln, bis zur Besinnungslosigkeit. Dafür hielt ich auch die kleinen Schwindelanfälle aus. Das Duschregal schwankte gefährlich, als ich mich hilfesuchend daran festhielt.

Augen zu und atmen, dann verschwinden der Schwindel und die meisten der Sternchen.

Vereinzelte sah ich sie noch im Augenwinkel, doch das war auszuhalten. Ich würde das aushalten. Kein Versagen!

Nachher würde ich mich mit Julet und Anela auf einen Kaffee treffen, um gemeinsam zu lernen. Außerdem standen ein Seminar und wieder Spätschicht an. Davor graute mir am meisten: Max.

Ich hoffte inständig, dass sich meine Gefühlsduselei nicht wiederholte, sonst würde das Ganze noch aus dem Ruder laufen. Kein Kontrollverlust, in jeglicher Hinsicht! Etwas dergleichen konnte ich mir nicht erlauben. Es würde schiefgehen.

Ich setzte mich an den Schreibtisch und holte Laptop und den Ordner für Fotogeschichte hervor. Wenigstens zwei Themenabschnitte würde ich schaffen, bevor ich los musste. Meine Hände waren zittrig, aber auch daran würde ich mich gewöhnen. So war es immer, erst schwächelte der Körper, bis er sich damit abfand.

Letztendlich schaffte ich sogar drei Abschnitte, auch wenn meine Schrift durch das Zittern etwas krakelig aussah – man konnte es lesen, es würde gehen.

Ich klappte den Ordner zu, beseitigte die Unordnung, die während des Lernens entstanden war und zog mich um.

In etwa einer halben Stunde wollten Julet, Anela und ich uns treffen und ich hatte vor, statt mit der Bahn zum Café zu fahren, lieber hinzulaufen. Deshalb machte ich mich kurz darauf los.

Die Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht, schenkten mir Kraft. Ich hoffte inständig, dass Anelas Anwesenheit und ihr übertriebener Ehrgeiz, Julet ebenfalls motivieren würde, sodass unser Treffen wirklich durch's Lernen und nicht durch eine ihrer Jobgeschichten bestimmt sein wird.

The last time with herKde žijí příběhy. Začni objevovat