57. Kapitel

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Meine Hand geht wie automatisch immer wieder zu den Kiemen an meinem Hals, fühlt die Strukturen und probiert das ungewohnte Gefühl einzuordnen.

Es fühlte sich komisch an durch Kiemen zu atmen.

Es ist, als ob ich spüren kann, wie das Wasser durch die Kiemen in meinen Körper ein und ausdringt.

In der ersten Zeit, in der uns Rischka in schneller Geschwindigkeit durchs Meer gezogen hat, sah ich das Gefühl als unangenehm an.

Aber nach einiger Zeit, fühlte es sich irgendwie auch angenehm an.

Als ob die Lunge, die sonst damit beschäftigt ist, die Luft rein und raus zu saugen, dass Wasser nun entspannt ein und aus fließen lässt.

Wie eine fließende Bewegung, ohne Stockereien und Anstrengung.

Es gibt mir eine gewisse Leichtigkeit.

Auch wenn ich es dennoch vorziehe durch eine Lunge zu atmen.

Den ganzen Weg probierte ich mich einfach auf die Atmung durch die Kiemen zu konzentrieren, damit ich die ganze Situation mit der Prophezeiung und Mattheo vergesse.

Es ist nicht so, dass ich Mattheo vergessen will.

Nein, nie im Leben, würde ich auch nur eine Sekunde unser zusammen verbrachten Zeit vergessen wollen.

Ich meine sogar so weit zu gehen, um zu sagen, dass es die beste Zeit meines Lebens war, aber irgendwas in mir Drinnen sagt mir, es würde einfacher werden, wenn ich es einfach tue.

Vielleicht würde sogar dieser stechende Schmerz in meinem Herz vergehen.

Doch bevor meine Gedanken wieder zu Mattheo abschweifen können, holt mich Regulus, mit einer sanften Berührung auf meiner Schulter wieder zurück in die Realität, zurück ins Meer.

Während wir beide immernoch auf Rischka durchs Meer getragen werden, deutet er mit einer Handbewgung auf den dunklen Schatten am Meeresboden, welcher nun etwas weiter vorne zu erkennen ist.

Neugierig beobachte ich den Schatten, welcher immer größer und dunkler wird, umso näher wir kommen.

War es das nachdem wir suchen?

Mein Blick schweift über den Spalt im Meeresboden.

In dem jetzt sowieso schon dunklen Wasser, scheint der Spalt fast unsichtbar, als ob man ihn einfach übersehen konnte und dennoch kann man, wenn man genau hinschaut erkennen, dass es nicht nur ein kleiner Spalt im Meeresboden ist.

Es ist ein Abgrund in noch tiefere Gebiete.

Gebiete, die wenn ich ehrlich bin, ich in meinem Leben eigentlich niemals sehen wollte.

Umso näher Rischka zu dem Spalt schwimmt, umso mehr packt mich die Nervosität.

Was wird uns dort unten erwarteten?

Ich spüre, wie Regulus mir beuhigend seine Hand auf die Schulter legt, als wir uns nun direkt über dem Spalt befinden.

Fast schon ängstlich schaue ich an Rischka vorbei, hinunter ins Nichts.

Es ist, als ob uns der Spalt einlädt, hineinzugehen und uns in den Tiefen des Meeres zu versenken.

Tiefer in das Nichts der Unbekanntheit.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon immer eine gewisse Angst vor tiefen Gewässern.

Jetzt also hier zu sein und zu wissen, dass wir wer weiß wie tief tauchen, lässt mein Herz auf eine unangenehme Art und Weise schneller schlagen.

Dark Secret ~Watch Your Feeling (M.R.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt