Teil 1

2 1 0
                                    

Arnika stand an der Bushaltestelle und sah auf ihr Handy. Sie war um zehn mit Katrin verabredet, mittlerweile war es halb elf und ihre Freundin war nirgends zu sehen. Wenn sie noch länger warteten, würden die interessanten Stücke bereits verschwunden sein. So wie beim letzten Flohmarkt und bei dem davor.

Ein Bus bog um die entfernte Ecke, von der Hauptstraße zum Bahnhof, rollte in der Haltebucht aus und öffnete seine Türen genau vor Arnika. Eine Reihe älterer Damen stieg aus, gefolgt von einer jungen Frau mit einem leeren Kinderwagen. Endlich schälte sich auch Katrins Figur aus den Sitzen und tippelte aus dem Bus. Sie landete mit einem Sprung vor Arnika.

»Sorry, ich bin zu spät, nicht? Hatte noch Probleme mit meinem Vater.«

Arnika nickte. Sie deutete die Straße in die Fußgängerzone hinab, wo sich etliche Tapeziertische unter Sonnenschirmen aneinanderreihten. »Immerhin sind wir nicht so spät wie beim letzten Mal. Vielleicht finden wir diesmal auch etwas Interessantes.«

»Ich hoffe doch. Die letzten Monate waren echt enttäuschend.«

Die beiden Mädchen schlenderten gemeinsam den Weg entlang, die Augen abwechselnd auf die Tische rechts und links gerichtet. Die meisten Leute hatten Kleidung unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Größen auf und um ihre Tische gestapelt, einige verkauften altes und neueres Spielzeug und hier und dort reihten sich gewerbliche Händler mit Putzutensilien und Handyzubehör dazwischen.

Arnika blieb stehen. Sie seufzte. »Es kann doch nicht sein, dass wir gar nichts finden? Irgendjemand muss doch irgendwelche interessanten Sachen zu verkaufen haben?«

»Und wenn wir in den Steineladen gehen?«

»Wozu?« Arnika zuckte die Schultern. »Pendel haben wir wirklich genug.«

»Wonach suchst du eigentlich?« Katrin strich sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Bücher? Videos?«

»Genau weiß ich es nicht. Aber vielleicht irgendetwas, um Geister zu beschwören oder so. Wobei, ein interessantes Buch würde mir schon reichen.« Arnika schüttelte den Kopf. Sie spielte mit dem halben Herz an ihrer Silberkette. »Irgendwas halt.«

»Irgendwas ist ziemlich ungenau.« Katrin lachte. »Aber wir haben ja noch ein paar Gänge vor uns, vielleicht haben wir noch Glück.«

Sie gingen an einer kleinen Kirche vorbei und bogen in eine schmale Altstadtgasse ab, ohne den umliegenden Ständen viel Beachtung zu schenken. Auf dem Platz vor der Kirche reihten sich zu viele Fressbuden auf, um für die Mädchen interessant zu sein. Sie drängten sich durch die Menschen, die ihnen entgegenkamen, vorbei an einem Eiscafé und einem kleinen japanischen Restaurant, ehe sie wieder auf einer breiteren Straße mit Flohmarktständen ankamen.

Katrin ging mit großen Schritten auf einen der Tische zu, der genau gegenüber der Gasse aufgebaut war. Sie nahm eine zierliche Uhr hoch und betrachtete sie, ehe sie sich umdrehte und ihren Fund Arnika zeigte.

Arnika zuckte mit den Schultern. »Was willst du damit?«

»Nicht ich. Du. Für deine Mutter, zur Hochzeit.«

»Zur Hochzeit? Nein, ganz bestimmt nicht.« Arnika schnaubte. »Sie sollte sich lieber Gedanken darüber machen, wie schlecht der Typ für sie ist, ganz ehrlich.«

»Ich finde ihn eigentlich ganz nett.«

»Du klingst wie meine Schwester.« Arnika wandte sich ab. »Wir sind auch nicht für irgendwelche Hochzeitsgeschenke hier und außerdem wird die Uhr viel zu teuer sein. So viel Geld habe ich nicht.«

»Du solltest ihm eine Chance geben, ich meine, wenn er wirklich ...«

»Lass es einfach, ja?« Arnika funkelte ihre Freundin an. »Ich will über diesen Deppen nicht reden. Und über die dämlichen Ideen meiner Mutter auch nicht. Wir sind hier, um uns auszustatten, nicht sie.«

Die Suche nach den sieben SteinenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora