Teil15

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Franz und Katrin hatten sich in ein verlassenes Lagerhaus in der Nähe des Supermarktes geflüchtet, nachdem sie mehrere Stunden im Kreis geirrt waren. Sie hatten den Eingang zu dem Lager an einer Seite gefunden, ein schmales Loch in der Wand. Die eigentlichen Zugangstüren waren verschlossen, so dass niemand sie in der Halle vermutete. Die beiden hatten sich den restlichen Nachmittag über ausgeruht und waren jetzt, gegen Abend, wieder wach und einigermaßen fit, abgesehen von den knurrenden Mägen.

»Wir hätten mehr Vorräte sammeln sollen.«

»Chou hatte von Städten geredet. Wer hätte erwartete, dass die so drauf sind?« Katrin schüttelte den Kopf. »Was denkst du, ist mit Arnika passiert?«

»Ich weiß es nicht. Vielleicht wird sie in diesem Rathaus oder was das ist festgehalten. Wir sollten warten, bis es morgen hell ist, und nach ihr suchen.«

»Auf jeden Fall.«

Franz setzte sich mit dem Rücken an einen Pfeiler der Lagerhalle. »Was hältst du von Kevin?«

Katrin zuckte mit den Schultern.

»Ich meine, er war immerhin bei diesem seltsamen Typen. Meinst du, er will die Seiten wechseln?«

»Um die Seiten zu wechseln hätte er erst einmal auf einer sein müssen.« Katrin lachte gequält. »Aber wer weiß, was sie ihm angeboten haben. Ich hoffe nur, dass Arnika nicht auf diesen seltsamen Kerl hereinfällt.«

»Ich hoffe, dass wir nicht auf irgendjemanden hereingefallen sind.«

Katrin ging zu dem schmalen Spalt und lugte hinaus. Von draußen kamen geschäftige Geräusche vom Parkplatz des Supermarktes herein. Bremsenquietschen, laute und leise Motoren, ein weinendes Kind. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie sich in der seltsamen Gegenwelt befanden, hätte sie ihr Versteck für einen Ort in der Nähe ihrer Heimat gehalten. Sie seufzte. »Ich frage mich, was wir tun sollen, wenn wir Arnika nicht finden. Wir hätten sie nicht zurücklassen dürfen.«

»Und was hätte uns das gebracht? Wir wären auch zu dritt nicht gegen die Menge Leute angekommen. Und wenn wir alle gefangen sind, kann uns niemand mehr helfen.«

»Das ist wahr.« Katrin wiegte den Kopf. »Ich hoffe nur, dass es ihr gut geht.«

»Das tue ich auch. Das tue ich auch.«

In der Nähe der Lagerhalle ertönte ein Geräusch, welches nicht zum Krach des Parkplatzes passte. Schritte näherten sich hastig, dann machte sich irgendjemand an der Tür zu schaffen.

Franz sprang auf.

Katrin wandte sich zu ihm um, winkte in Richtung der Öffnung. »Schnell! Raus hier!«

Sie schob sich als Erste ins Freie, Franz folgte ihr dichtauf. Beide schlichen sich um das Gebäude herum, blieben hinter der Biegung stehen und beobachteten, wie sich Judah Zutritt zu der Lagerhalle verschaffte.

»Was machen wir jetzt?«, raunte Franz Katrin zu.

Sie deutete mit dem Daumen hinter sich, auf den Grünstreifen, den sie zuvor schon als Fluchtweg benutzt hatten.

Franz nickte. Er warf einen letzten Blick auf die Eingangstür der Halle, die nun offenstand, drehte sich herum und erstarrte.

Katrin folgte seiner Reaktion.

Judah, der gerade noch an der Tür gestanden hatte, verstellte ihnen nun den Weg. Sie konnten sein Gesicht im Schatten des Gebäudes und in der Nacht nur wage erkennen, aber Katrin bildete sich ein, dass er grinste. Sie sah über die Schulter in die andere Richtung zurück, aber es hatte keinen Zweck den Fluchtweg zu ändern. Auf dem Parkplatz des Supermarktes waren zu viele Leute, als dass sie eine Chance gehabt hätten. Sie wandte sich wieder Judah zu, stemmte die Fäuste in die Hüften und versuchte, sich so groß zu machen, wie es ihre tatsächliche Größe erlaubte. »Was hast du mit Arnika gemacht?«

Die Suche nach den sieben SteinenWhere stories live. Discover now