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Heute ist mein erster Arbeitstag im Café, um ehrlich zu sein, bin ich schon etwas aufgewühlt. Meine Aufregung schiebe ich darauf, dass ich nun in London arbeiten werde. Aber der wichtigste Aspekt ist, dass Lorenzo nun mein Boss ist. Bisher war ich noch nicht in der Lage diese Information zu verarbeiten. Mir bereitet es Angst, dass unsere Freundschaft darunter leiden kann und sie vielleicht zerbricht.

Der Wecker zeigt mir halb sieben an. Ich seufze, während ich mich aus dem Bett quäle. Die Morgensonne wirft zarte Strahlen durch die Vorhänge in mein Zimmer und taucht alles in ein warmes, sanftes Licht.

Langsam richte ich mich auf und blinzele in das sanfte Licht. Die ersten Gedanken, die meinen Kopf durchfluten, sind wie ein eisiger Schauer, der meinen Körper erfasst. Ich starre auf meinen nackten Körper im Spiegel an der Wand gegenüber. Er ist ein stummer Zeuge meiner Vergangenheit, meiner Ängste und meiner Unsicherheiten.

Es ist jetzt drei Jahre her, seitdem ich fast vergewaltigt wurde. Dieses schreckliche Ereignis verfolgt mich immer noch in meinen Albträumen. Egal wie sehr ich versuche, meine Erinnerungen ab zu schütteln, der Gedanke an den Abend bleibt.

Durch kleine Schritte nähere ich mich dem Spiegel und betrachte mein Spiegelbild. Mit meinem Finger fahre ich meinen Innenschenkel entlang bis zu meiner Narbe. Als ich angekommen bin, halte ich an dieser an und begutachte sie. Danach gleite ich zu meinen Unterleib. Die Narben sind sehr prägnant und stechen sofort ins Auge.

Der Anblick auf meine Narben ekelt mich zu tiefst...

Für einen Moment schließe ich meine Augen und atme tief ein. Irgendwann werde ich mich akzeptieren und lieben können. Jeden einzelnen Makel, sowie jede Narbe.

Es ist schwer, sich selbst zu akzeptieren, wenn man von anderen so verletzt wurde. Aber ich versuche, jeden Tag einen Schritt nach vorne zu gehen, selbst wenn es nur ein winziger ist. Es ist ein ständiger Kampf mit sich selber, aber ich werde nicht aufgeben. Die Zeit ist gekommen für einen Neuanfang und ich werde alles dafür tun, um wieder zu strahlen, auch wenn es nur ein kleines Leuchten ist.

Mit diesen Gedanken öffne ich meinen Kleiderschrank. Da ich für das Café etwas schlichtes benötige, entscheide ich mich für ein schwarzes langärmliges Shirt und eine blaue Baggy Jeans.

In der Küche erkenne ich, wie Mila sich bereits Frühstück zubereitet. "Guten Morgen, möchtest du auch ein paar Spiegeleier?", fragt sie mich mit guter Laune. Wie kann man am Morgen so übermotiviert sein?

"Alles gut, ich werde im Café essen", lehne ich ihre Frage freundlich ab.

Aufeinmal muss ich gähnen, worauf Mila kichern muss. "Schlecht geschlafen?", erkundigt sie sich bei mir. "Nein, ich bin nur etwas aufgeregt, da heute mein erster Arbeitstag ist."

Im Flur schlüpfe ich in meine weißen Convers. Naja, eigentlich in ehemalige weiße Convers. Ich habe sie bereits einige Jahre und das sieht man ihnen deutlich an. Aber solange sie ihren Zweck erfüllen werde ich mir keine neuen kaufen. Um ehrlich zu sein habe ich auch nicht das Geld dazu und gebe mein Erspartes lieber für anderweitige Dinge aus. Auf Grund des regnerischen Tages ziehe ich mir noch einen beigen Mantel an.

Bevor ich die Haustür hinter mir schließe, verabschiede ich mich nochmal. Beim Gehen entwirre ich meine Kabelkopfhörer. Air Pods zu haben wäre angenehmer, aber ich stelle mich mit allem zu Frieden, was ich habe!

Der Duft des Regens steigt mir in meine Nase. Ich liebe die Kombination aus warmen Tagen und dem kühlen Regen.

Während des Wegs, summe ich zu den Liedern und werde mit der Zeit wieder glücklicher.

Musik ist Therapie!

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𝐋𝐨𝐫𝐞𝐧𝐳𝐨 - 𝐅𝐨𝐫𝐞𝐯𝐞𝐫 𝐦𝐢𝐧𝐞Where stories live. Discover now