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Die Zeit verstreicht und mein Herz fühlt sich an, als würde es vor lauter Gedanken an Lorenzo zerspringen. Eine Woche ist vergangen, seit dem unbeholfenen Vorfall beim Backen. In der vergangenen Woche hat sich Distanz zwischen uns nur vergrößert. Ich kann nicht anders, als meine Gedanken immer wieder um dieses Ereignis kreisen zu lassen.

Ich erinnere mich daran, wie wir gemeinsam in der Küche stehen, den Keksteig zu Kugeln formen und uns unterhalten. Mein Plan ihn zu provozieren und ein bisschen Mehl auf Lorenzo zu werfen, endet damit, dass ich vor Lachen durch seine Villa renne und an einer Wand lande. Doch dann, in einem Augenblick, den ich nie vergessen werde, greift er nach mir. Seine Hände legen sich über meinen Kopf und unsere Blicke finden sich in einem intensiven Augenkontakt wieder.

Seine giftgrünen Augen durchdringen mich und enthüllen mehr, als ich je erwartet hätte.

Dann, fast genauso plötzlich, wie es begonnen hat, lässt er mich los und wir setzen das Backen fort. Doch in diesem kurzen Moment hat sich etwas verändert. Etwas, das ich nicht ignorieren kann.

Von diesem Moment an wurde er distanzierter und ich bemerkte es anfangs nicht, während ich meine Freude behielt. Doch mit der Zeit wird mir immer mehr bewusst, was in diesem Moment wirklich geschehen war.

Seit diesem Tag habe ich kein einziges Wort mehr mit Lorenzo gewechselt. Bisher hat er mich zweimal angeschrieben und dabei erwähnt, dass er das Geschehene bereut. Seine Nachrichten bleiben aber unbeantwortet und ich frage mich, ob er wohl genauso zerrissen ist wie ich.

Unsere Freundschaft bedeutet mir alles. Wir sind seit über 15 Jahren beste Freunde und sind durch dick und dünn gegangen. Aber es fühlt sich an, als hätte sich alles zwischen uns verändert und das verunsichert mich.

Ich bin besorgt, unsere Freundschaft könnte auseinanderbrechen. Eigentlich sollte ich das Gespräch mit ihm suchen, doch ich befürchte, dass dies die Dinge nur noch komplizierter machen könnte.

"Aurelia, ist alles okay?", reißt Lily, meine Arbeitskollegin, mich aus meinen Gedanken. Wobei sie mich gleichzeitig besorgt und fragend anschaut.

Ich schüttle leicht meinen Kopf um einen klaren Kopf zu bekommen. "Ja, ich war nur in Gedanken versunken", antworte ich sanft auf ihre Frage.

Lily durchschaut mich sofort, sie legt ihren Kopf schief und lächelt mich beruhigend an. "Denkst du wieder an das Ereignis mit Lorenzo? Du musst unbedingt mit ihm reden."

Ein Seufzer entringt sich meiner Kehle und ich sinke für einen Moment in Gedanken. Tief in mir weiß ich, dass Lily recht hat. Doch gleichzeitig überkommt mich eine Welle der Schüchternheit, die es mir schwer macht, den ersten Schritt zu wagen.

"Ich weiß, aber ich habe Angst", gestehe ich aufrichtig.

Der Dialog zwischen uns wird von einer angespannten Stille begleitet, die nur durch das leise Summen der Kaffeemaschine durchbrochen wird. Lily sieht mich nachdenklich an und legt ihre Hand auf meine Schulter.

"Aurelia, es ist besser, mit ihm darüber zu sprechen, anstatt deinen Kummer in dich hineinzufressen. Aber wenn du meine Hilfe benötigst, stehe ich dir immer zur Verfügung", bietet sie freundlich an.

Als Antwort nicke ich, dankbar für ihr Angebot. Es ist schön eine Freundin zu haben, der ich mich anvertrauen kann, selbst wenn ich zögere, Lorenzo darauf anzusprechen.

Die letzten Tage in meinem Café haben mir geholfen, mich abzulenken und dennoch beunruhigen mich meine Gedanken.

Als ich die Espressomaschine starte, um einen Latte Macchiato für einen Kunden zuzubereiten, spüre ich, wie sehr ich es liebe, hier zu arbeiten. Obwohl ich erst seit zwei Wochen in diesem Café arbeite, fühlt es sich bereits wie ein vertrautes Zuhause an.

𝐋𝐨𝐫𝐞𝐧𝐳𝐨 - 𝐅𝐨𝐫𝐞𝐯𝐞𝐫 𝐦𝐢𝐧𝐞Where stories live. Discover now